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Coronablog

Skifahren: Ein Mittel zum Zweck

Vor kurzem hat meine Redaktionskollegin Andrea Butorin zum Thema Skifahren eine interessante These aufgestellt: Entweder man werde mit dem Ski-Gen geboren oder nicht, lautete sie.

Annelise Alder
  • Dossier

Vor kurzem hat meine Redaktionskollegin Andrea Butorin zum Thema Skifahren eine interessante These aufgestellt: Entweder man werde mit dem Ski-Gen geboren oder nicht, lautete sie. Meiner Erfahrung nach gibt es eine weitere Variante. Sie würde einem halben Ski-Gen entsprechen. So fahre ich nur mittelmässig Ski und dies auch nur als Mittel zum Zweck.


Die Anfänge verliefen allerdings harzig. An die ersten paar Kurven auf den abgefahrenen Holzbrettern meiner älteren Geschwister erinnere ich mich nur vage. An das Gefühl, wie ich mich ob der altmodischen Skiausrüstung meines Vaters schämte, aber gut, was ihn, einen stolzen Appenzell-Ausserrhoder wiederum überhaupt nicht kümmerte.


Dann kam der Tag, an dem man für die Skiwoche – im Bündnerland ab der ersten Klasse für alle Schulkinder Pflicht – in Gruppen eingeteilt wurde, abgestuft nach dem Fahrniveau. Die Testfahrt führte einen steilen Hang hinunter. Die Angst sitzt mir heute noch in den Knochen. Wie ich die Skirennen hinter mich brachte, die jede Skiwoche «krönten», weiss ich nicht mehr. Gut erinnere ich mich aber an die fahlgelben Ranglisten, die nach der Siegerehrung ausgehändigt wurden. Mein Name figurierte meist auf den letzten Plätzen. Den Rest gab mir der Bügellift, von dem ich als Jugendliche regelmässig in den Schnee stürzte.


Viele Jahre später wagte ich mich wieder auf die Piste. Auf Drängen meines Partners. Und siehe da: Einmal gelernt, niemals verlernt, wie beim Schlittschuhlaufen. Zum leidenschaftlich betriebenen Hobby ist Skifahren dennoch nicht geworden. Trotzdem krame ich ein paar Mal im Jahr meine Skiausrüstung hervor. So auch vor wenigen Wochen wieder. Nicht nur der Familie zuliebe. Es lockte, nein, nicht die Skipiste, sondern die Sonnenterrasse. Und die landesweit beste Pizza (die beste überhaupt gibt es in Cavallino bei Venedig). Was gibt es Schöneres, als nach ein paar Mal rauf und runter, und dies erst noch mit dem Sessellift, den Helm abzulegen, sich der wärmenden Februarsonne hinzugeben und den herrlich duftenden, luftig-leichten Teigfladen serviert zu bekommen.
Zugegeben: Eine offene Sonnenterrasse ist trotz Abständen und Schutzmassnahmen nicht coronakonform. Trotzdem habe ich es genossen.

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