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Kafipause

Solche Schneetage sind selbst für Sommermenschen aushaltbar

Ich finde die Bilder toll, wenn in Städten das Büro mit Langlaufskis erreicht werden kann.

Bernhard Rentsch
  • Dossier

Ich finde die Bilder toll, wenn in Städten das Büro mit Langlaufskis erreicht werden kann. Noch toller ist es, wenn die Kinder endlich wieder einmal mit Schlitten, Bob oder anderen «Rutscherlis» die Abhänge in der unmittelbaren Nachbarschaft bezwingen können. Die fröhlichen, rötlich-kalten Gesichter entschädigen Mamis und Papis dafür, dass am Ende des Nachmittags ein Berg nasser und schmutziger Winterkleider wegzuräumen ist. Die positiven Erinnerungen an solche Erlebnisse werden bleiben.

So war das Schlitteln im Dorf bei uns, früher, jeweils ein Höhepunkt. In Pieterlen gab es – heute unvorstellbar – sogar spezielle Schlittelwege, die markiert und vor allem nicht sofort vom Schnee befreit wurden. Trotz der geringen Höhe des Dorfes von rund 450 Metern über Meer konnten damals eigentlich in jedem Winter wunderbare Schlittelbahnen präpariert werden. Auch wenn die (noch weniger) Autofahrerinnen und Autofahrer kaum Freude über die verschneiten und häufig eisglatten Zufahrten zu ihren Häusern hatten.

Mit etwas Distanz staunt man, wie wenig Unfälle in diesen Situationen zu verzeichnen waren. Nicht nur entgegenkommende Autos galten als Risiko, sondern auch das Verhalten von uns übermütigen Jugendlichen. Denn es reichte nicht, die Wege durch den Wald mit einer 90-Grad-Biegung auf die Quartierstrasse allein zu bezwingen. Nein, wir bildeten Schlittelketten mit bis zu zehn angehängten «Wagen». Das Tempo war das eine, die schlingernden Bewegungen der Hintersten das andere. Es ging nicht nur gefährlich hin und her, die eine oder andere Fahrt endete mit einem «Ausflug» an den seitlichen Rand. Lachen, aufstehen und auf zur nächsten Fahrt.

Die Zeiten haben sich verändert, öffentliche Strassen gelten nicht mehr als Schlittelwege, Schneefall bis in die Niederungen ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Ohne die Diskussion über Klimaerwärmung anzuheizen, muss festgehalten werden, dass die Veränderungen an solchen Details für alle ersichtlich sind. Ausnahmen wie in den letzten Wochen bestätigen die Regel. Zum Glück ist und bleibt das Wetter unberechenbar. An den erwähnten Schneetagen ist die Sehnsucht nach Wärme selbst für Sommermenschen kurzfristig aushaltbar.

Bernhard Rentsch, 
Chefredaktor

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