Sie sind hier

Abo

Wissen

Warum tanzen wir zu Musik?

Wenn wir unsere Lieblingsmusik hören, fangen wir gerne an zu tanzen. Aber warum regt uns Musik zum Tanzen an? Ein Psychologe hat Erstaunliches herausgefunden.

Wenn wir tanzen, brauchen wir den Körper genauso wie den Verstand. Bild: Pixabay
Angelika Lensen
 
Du hast ein Jahr lang dafür trainiert, und dann ist es endlich so weit: Die Theateraufführung beginnt und du freust dich darauf, endlich vor Publikum zu tanzen. Doch so richtig nervös wirst du erst, als das Publikum beginnt, den Saal zu füllen. Sind meine Freundinnen da? Sitzt mein Kostüm richtig? Wann darf ich auf die Bühne? Als arabische Klänge die erste Nummer ankündigen, tanzt du dir mit deiner Tanzgruppe die Seele aus dem Leib. Endlich fallen Nervosität und Anspannung von dir ab und du kannst den Auftritt geniessen.
 
Freude und Glück
Dennoch fragst du dich oft, warum du die Tanzauftritte so super findest. Liegt es an der Spannung kurz vor dem Auftritt? Oder gibt es einen anderen Grund? Warum tanzen wir eigentlich, sobald wir unsere Lieblingsmusik hören? Tun wir das automatisch? Oder steckt da mehr dahinter?
 
Der britische Tanzpsychologe Peter Lovatt hat erforscht, warum Menschen beim Tanzen so viel Freude und Glück empfinden. Die Ergebnisse seiner Forschung sind überraschend. Lovatt zufolge unterscheidet sich das Tanzen aus den folgenden Gründen von allen anderen Formen der Bewegung: Es ist sozial, man benutzt den Körper und den Verstand. Den Verstand braucht man, um zu lernen, sich im Takt der Musik zu bewegen, was Musikalität und Rhythmusgefühl verbessert. Auch ein gutes Gedächtnis ist wichtig, um sich alle Tanzschritte zu merken. Tanzen ist für den Körper gut, denn Bewegung ist gesund und macht gute Laune. 
 
Das Tanzen ist aber vor allem eine soziale Beschäftigung. Schliesslich tanzt man meistens nicht allein zur Musik von Beyoncé oder Dua Lipa, sondern zu zweit oder in einer Gruppe. Die Einstellung zum Tanzen als soziale Aktivität ist bei Männern und Frauen verschieden. Mädchen unter 16 Jahren sehen das Tanzen als Spass an. Sobald sie älter werden und zwischen 16 und 20 Jahre alt sind, spielt das Aussehen plötzlich eine viel grössere Rolle. Sie sehen das Tanzen dann eher als etwas Soziales: Während sich die Mädels im Club rhythmisch zur Musik bewegen, schauen sie heimlich nach links und rechts, ob sich ein Tanzpartner in der Nähe befindet. Tanzen ist nicht mehr das Hauptinteresse, sondern ein Mittel, um einen netten Jungen kennenzulernen. Bei den Jungen funktioniert das genauso, aber sie tanzen, um bei den Mädchen Interesse zu wecken. Jungen sind – im Gegensatz zu Mädchen – nicht so sehr abwartend: Sie gehen direkt auf die Jagd nach einem Date. Und Psychologen sagen, dass die Art, wie man tanzt, etwas darüber sagt, wie man als Partner ist. Beim Tanzen präsentieren sich die Jungen von allen Seiten und sagen damit eigentlich: «Nimm mich! Ich bin der ideale Freund für dich!»
 
Was soll das Tanzen bewirken?
Ist Tanzen also ein Mittel, um einen möglichen Partner zu beeindrucken, oder ist es eher eine soziale Aktivität, um Spass zu haben? Es kommt darauf an, was man will. Was willst du beim Tanzen erreichen? Spass haben und die Musik geniessen? Oder ein Date bekommen? Oder eine Vorstellung auf der Bühne geben, um dann donnernden Applaus zu ernten?
 
Bei einer Tanzaufführung wirst du dich wahrscheinlich für Letzteres entscheiden. Das Publikum, das deinen Auftritt mit einem Riesenapplaus belohnt, sorgt bestimmt für Gänsehaut und ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit. Deine Freundinnen sind stolz wie ein Pfau und freuen sich mit dir. Mehr kann man sich doch echt nicht wünschen, oder?
Stichwörter: Tanzen, Musik, Bewegung, Stressabbau

Nachrichten zu Fokus »