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en famille

Was ich mir fürs neue Jahr vornehme

Eigentlich wäre ich ja lieber ziemlich anders.

Theresia Mühlemann

Ich würde gerne morgens um Viertel vor sechs freudenstrahlend 
aufstehen, einen halben Liter warmes Wasser mit Ingwer und Zitrone trinken, dann ein paar Sonnengrüsse auf der 
Yogamatte üben und im Anschluss 
daran eine Viertelstunde meditieren. Mit einem sanften Lächeln auf den 
Lippen und regungslos geschlossenen Lidern würde ich mir bereits vorstellen, was ich an diesem Tag Tolles erleben möchte.

Dann würde ich nacheinander meine Kinder wecken, so zeitig, dass es keines einzigen ermahnenden Wortes bedürfte, bis sie in gebügelter Kleidung und mit sauber geputzten Zähnen fröhlich winkend und pünktlich von dannen 
ziehen würden. In ihren Taschen und Rucksäcken befände sich stets ein gesundes, zuckerloses, von Hand gerüstetes Znüni. Ich würde dann meine Laufschuhe anschnallen und mit meinem Hund eine ganze Stunde über die Feldwege springen, ach was – beinahe fliegen, so leicht und fluffig, als hätten wir beide Sprungfedern unter den Fersen. Ein so gestarteter Tag würde zwangsläufig zu einem vollen Erfolg werden.

Doch es fängt schon beim Hund an. Er ist weder leicht noch fluffig, viel eher gleicht er einer Lokomotive, wenn er loslegt. Nur zögerlich überwinden seine 40 Kilo Masse den Trägheitseffekt und kommen langsam auf Touren, bis er sein Tempo erreicht. Und bei mir ist das so ähnlich. Ich überwinde mich zu irgendwelchen Touren auch erst nach einigem Zögern, aufgrund einer anderen Trägheit jedoch.

Wenn ich während der Schulwochen morgens um sechs Uhr aufstehe, schimpfe ich als erstes mit der Katze, 
die mir im Halbdunkeln um die Füsse streicht und mich ins Straucheln bringt, weil die Ärmste seit vier Stunden kein Nassfutter mehr bekommen hat.

Jawohl, das nächtliche Stillen der Kinder während insgesamt acht Jahren wurde mit dem Einzug unserer Mieze nahtlos durch das nächtliche Füttern ebendieser ersetzt. Und da mein Schlaf mamanaturgetreu leicht ist, bin ich morgens nicht sofort ein Sonnenschein. Erst nach zwei Tassen Kaffee bin ich bereit für das Abenteuer Grossfamilienalltag, in dem mir sehr vieles gelingt und oft auch eine ganze Menge nicht.

Fürs neue Jahr habe ich beschlossen, mehr zu entspannen, mit allem, was ist. Veränderungen in «Babysteps» vorzunehmen, ganz nach der 1-Prozent-
Methode, über die ich letzthin ein Buch gelesen habe, und nach der man nur ein Prozent aufs Mal ändern soll.

Vielleicht fang ich mal mit dem Glas Wasser in der Früh an.

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