Sie sind hier

Abo

Forschung

Wir sind die Heulsusen 
des Planeten

Ob Huhn, Hund oder Mensch: Viele Lebewesen produzieren Tränen. Sie halten die Augen gesund. Doch nur der Mensch drückt mit seinen Tränen auch Gefühle aus.

Schon Babys drücken durch weinen ihr Unwohlsein aus. Bild: Pixabay

Angelika Lensen

Seid ihr manchmal traurig? Oder wütend? Oder lacht ihr über einen Witz, bis euch der Bauch wehtut? Bestimmt kennt ihr solche Situationen und habt selbst schon erlebt, dass euch dann vor lauter Trauer, Wut oder Freude die Tränen in die Augen schiessen.

Egal ob jung oder alt, Junge oder Mädchen, jeder hat schon erlebt, dass die Tränen über die Wangen kullern. Die Tropfen, die aus unseren Augen quellen, sind mehr als nur salziges Wasser. Sie verraten, in welcher Stimmung wir gerade sind. Trauer, Wut, Schmerzen, Freude oder Rührung sorgen dafür, dass diese emotionalen Tränen zu fliessen beginnen. Das passiert je nach Charakter bei dem einen Menschen schneller als bei dem anderen. Und weil man Gefühle nur schwer kontrollieren kann, geschieht das auch in Situationen, in denen uns das peinlich ist. Wenn zum Beispiel fremde Menschen anwesend sind, denen wir unsere Gefühle nicht direkt zeigen möchten.

Tränen halten die Augen gesund

Aber das Weinen spiegelt nicht nur wider, wie wir uns fühlen, sondern ist ganz wichtig für die Gesundheit unserer Augen. Eigentlich weinen wir nämlich immer, denn die Tränendrüsen arbeiten Tag und Nacht. Diese Drüsen sitzen in den äusseren Augenwinkeln unter den Oberlidern und haben die Grösse einer Mandel. Sie stellen jeden Tag etwa einen Fingerhut voll Tränenflüssigkeit her, die man auch Basaltränen nennt. Verteilt wird die Tränenflüssigkeit, indem wir drei- bis sechsmal pro Minute mit den Augenlidern schlagen. Das befeuchtet die Hornhaut des Auges, spült Fremdkörper aus dem Auge und schützt vor schädlichen Bakterien.

Fünf Millionen Tränen

Die Tränendrüsen stellen mehr Tränenflüssigkeit her, wenn sie gereizt werden. Zum Beispiel durch Wind, ein Sandkorn, durch Dämpfe oder wenn wir eine Zwiebel klein schneiden. Das Auge versucht durch diese Reflextränen, sich vor den schädlichen Reizen zu schützen und sie möglichst schnell loszuwerden. Da kommen in einem durchschnittlichen Menschenleben schon mal 80 Liter Tränenflüssigkeit zusammen. Das sind immerhin ungefähr fünf Millionen einzelne Tränentropfen.

Aber warum wir eigentlich die einzigen Heulsusen auf der Erde sind, darüber ist sich die Wissenschaft noch nicht einig. Denn Hunde, Katzen oder Hühner weinen nicht, wenn sie sich schlecht fühlen oder sehr freuen. Obwohl ihre Augen genauso befeuchtet werden müssen, wie unsere. Viele Jahre glaubten Forscher, dass wir weinen, um giftige Stoffe aus dem Körper zu spülen. Sie stellten aber fest, dass sich in der Tränenflüssigkeit solche Substanzen kaum befinden. Das Weinen ist dafür also unnötig.

Wahrscheinlicher ist, dass unsere Tränen der Umgebung etwas mitteilen sollen. Wir fordern damit Aufmerksamkeit und Hilfe ein. Denn schliesslich weinen schon Babys, wenn sie hungrig sind, kuscheln wollen oder sich unwohl fühlen. Das passiert, ohne dass wir darüber nachdenken müssen, und ist ziemlich wirkungsvoll. Wenn unser Gehirn entsprechende Signale bekommt, treten die Tränendrüsen in Aktion. Irgendwann kann nicht mehr genügend Wasser über die Tränenkanäle im inneren Augenwinkel durch die Nase ablaufen und dann laufen die Augen sozusagen über. Wie bei einer Regenrinne, die bei einem Platzregen überläuft.

Körperliche Höchstleistung

Weinen ist übrigens für den Körper ganz schön anstrengend. Der Herzschlag steigt, die Nase läuft, wir atmen schneller und fangen an zu schluchzen. Nach einer solchen Heulattacke ist man erst mal erledigt und muss sich wieder erholen. Gleichzeitig überkommt die meisten Menschen ein Gefühl der Erleichterung, denn Tränen vergiessen befreit auch von Problemen, die uns belasten und gibt uns unser seelisches Gleichgewicht zurück.

Stichwörter: Forschung, Tränen, Weinen, Babys

Nachrichten zu Fokus »