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Wunschlos glücklich

Der neue A4 hält sich optisch zurück, trägt technisch aber umso dicker auf: Mit einem virtuellen Cockpit, einem starken Motor und viel Fahrkomfort.

Nicht revolutionär, dafür aber athletischer, eleganter und frischer: Der neue A4 bringt das Audi-Design einen Schritt weiter. Philipp Aeberli

Philipp Aeberli

Kritik gab es beim ersten öffentlichen Auftritt des neuen A4 – er sehe doch fast wie sein Vorgänger aus. Tatsächlich sind die Designer sehr behutsam vorgegangen. Doch wenn man vor dem neuen A4 Avant steht, werden die Unterschiede deutlich. Längere Haube, flachere und gestreckte Proportionen und eine deutlich bulligere Front mit grossem Grill und neuer LED-Signatur. Vollends klar, dass es sich hier um ein neues Auto handelt, wird es schliesslich, wenn man sich hinters Steuer setzt. Das Cockpit gefällt durch schlichte Eleganz, perfekte Verarbeitung und höchst solide Materialanmutung. In einem Punkt ist allerdings alles beim Alten geblieben: Vieles, was chic ausschaut, kostet Aufpreis. Feines Nappaleder und schicke Holzeinlagen genauso, wie viele der interessanten technischen Neuerungen.

Viel zum modernen Charakter des Innenraums tragen das Head-up Display (1360 Franken) und das voll digitale «Virtual Cockpit» (700 Franken) bei. Es braucht zwar etwas Eingewöhnung, bis man sich die Anzeigen richtig konfiguriert hat und die vielen verfügbaren Informationen nach Wunsch sortiert hat, doch das lohnt sich. Das virtuelle Cockpit kann nicht nur Geschwindigkeit, Drehzahl und Bordcomputer anzeigen, sondern auch Navi und alle Infotainment-Funktionen. Den klassischen Navi-Monitor auf der Mittelkonsole braucht man somit kaum noch zu beachten – der Blick bleibt auf der Strasse.

Leises Kraftwerk

Unter der Haube des Testwagens steckt der V6-Diesel mit 272 PS und satten 600-Nm-Drehmoment. Dank an sich schon herausragender Laufkultur und zusätzlichem, optionalem Akustikglas an den vorderen Türen (210 Franken), ist vom Motor erst mal gar nichts zu hören. Sanft schiebt der Kraftmeier an, die Kräfte von Allradantrieb und 8-Gang-Automatik fein und sicher verwaltet. Bei Bedarf sprintet der Diesel in nur 5,4 Sekunden von 0 bis 100 km/h. Im Alltag ist es aber vor allem die unumstössliche Souveränität, di e fasziniert. Trotz allem: Wer schonend fährt und den starken A4 auf der Autobahn gemütlich vor sich hin rollen lässt, kann den Verbrauch auf unter 5,5 l/100 km drücken, die Werksangabe liegt bei 5,4 l/100 km. Im Testschnitt waren es letztlich 6,3 l/100 km. Für einen starken Allradkombi mit 1510 Litern Ladevolumen aller Ehren wert.

Sportlich, sicher, bequem

Mit dem optionalen, adaptiven Sportfahrwerk (1360 Franken) und der Dynamiklenkung für 1390 Franken ist der A4 auch für die etwas sportlichere Fahrweise gerüstet. Auf kurvenreichen Strecken erfreut er mit sehr direktem Einlenken und äusserst neutralem Kurvenverhalten, was auch durch den Allradantrieb unterstützt wird. Der wahre Reiz liegt allerdings im Fahrkomfort bei gemächlicher Gangart, was die verstellbaren Dämpfer genauso gut erlauben. Für noch mehr Komfort sorgen die Fahrassistenten: Im Stau kann der A4 schon komplett selbstständig dem Vordermann folgen. Auf der Autobahn, sofern eine Fahrspur erkannt wird, übernimmt er ebenfalls die Lenkung. Allerdings wirkt die automatische Lenkung etwas ruckelig, was zu einem irritierenden Gefühl im Lenkrad, welches der Fahrer nach wie vor festhalten muss, führt. Sehr erfreulich funktioniert der adaptive Tempomat. Er kann nicht nur automatisch bis zum Stillstand abbremsen, wenn man auf ein langsameres Auto auffährt, er kann nun auch Verkehrsschilder und Route berücksichtigen. Er passt sich automatisch ans Tempolimit an und bremst, sofern ein Navi-Ziel eingestellt ist, rechtzeitig ab, sodass man bequem abbiegen kann. Dies geschieht sehr natürlich und geschmeidig. Oft sogar ohne Bremseingriff mit frühzeitigem Gaswegnehmen. Das autonome Fahren ist nicht mehr weit weg. Zumindest in technischer Hinsicht. Denn: Der neue A4 hat seinen Preis. Der Top-Diesel mit Automatik und Allradantrieb ist ab an sich fairen 67 300 Franken zu haben. Wer allerdings die volle Technik-Ladung mit weiteren durchaus empfehlenswerten Sonderausstattungen, wie dem tollen Soundsystem von B&O (1170 Franken) oder dem sehr hellen und feinfühlig funktionierenden LED-Matrixlicht (990 Franken), wünscht, muss tief in die Tasche greifen. Schon bald ist man der 100 000-Franken-Marke gefährlich nahe. Weitere Kritik muss sich der neue A4 aber definitiv nicht gefallen lassen.

Stichwörter: Audi, Autos, Reifen & Motoren

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