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Pandemie

Maskenpflicht an den Berner Schulen fällt

Der Kanton Bern hebt mehrere Massnahmen an Berner Schulen auf. Der Bildungsverband atmet auf. 
Einige Schulen wollen jedoch weiterhin auf Massentests setzen.

Bald heisst es nicht mehr Maske richten wie bei diesem Erstklässler an der Schule Blindenmoos in Schliern Köniz. Bild: Adrian Moser

Carlo Senn

Mit grossen Schritten nähert sich der Kanton Bern der Normalität. In den nächsten Wochen kommt es auch zu zahlreichen Lockerungen in den Schulen. So schafft der Kanton Bern das Ausbruchstesten – das Testen bei Coronafällen in Klassen – komplett ab. Gibt es Fälle in einer Klasse, müssen die Kinder nicht mehr in Quarantäne. Neu sind die Eltern selbst dafür verantwortlich, ihre Kinder bei Coronaverdacht zu testen. Eine Pflicht besteht allerdings nicht.

Bereits am 14. Februar fällt auch die Maskenpflicht der 1. bis 4. Klassen, die stark polarisierte. Zudem müssen Kinder ab der 5. Klasse den Nasen-Mund-Schutz ab dem 28. Februar nicht mehr tragen – dann läuft die entsprechende Massnahme aus und soll nicht verlängert werden.

Abschaffung Ausbruchstests, keine Kontaktquarantäne und keine Masken mehr: Geht das ­angesichts immer noch hoher Fallzahlen nicht etwas gar schnell?

 

Lehrer sind entlastet

Es sei schnell, aber auch realistisch, findet zumindest Bildung Bern: «Wir begrüssen den Entscheid des Regierungsrates, auf die Ausbruchstests zu verzichten», sagt Stefan Wittwer von ­Bildung Bern. Mit der Omikron-Variante und der entsprechend hohen Verbreitung des Virus ­seien die Ausbruchstests «nicht mehr praktikabel». Aufwand und Ertrag – auch weil die Tests nur empfohlen und nicht obligatorisch seien – stünden in keinem Verhältnis mehr, so Wittwer. So hätten verschiedene Schulen in Randregionen von der Meldung bis zum Ergebnis 70 Stunden gewartet – dies sei den hohen Fallzahlen und dem damit verbundenen hohen Testaufkommen im Kanton geschuldet.

«Insbesondere die Schulleiterinnen und Schulleiter sind wegen des grossen Zusatzaufwands permanent überlastet», sagt Wittwer. Dies dürfte sich mit dem neuen Regime etwas bessern.

Auch Richard Jakob, der Leiter Pandemiestab Schulen der Stadt Bern, findet die Abschaffung gewisser Massnahmen sinnvoll. «Das Virus grassiert derzeit einfach zu stark, und es ist weniger gefährlich als die bisherigen Varianten.» Diejenigen Kinder, Eltern und Lehrpersonen, die das wollten, seien mittlerweile mit einer Impfung geschützt. «Für die Kinder ist es zudem gut, wenn die Schule möglichst ohne Einschränkungen funktioniert», sagt Jakob. Nun könne sogar darüber diskutiert werden, welche Lager und Veranstaltungen bald wieder möglich seien.

Die hohe Immunität spricht ebenfalls für Lockerungen. So geht das BAG davon aus, dass ­bereits 90 Prozent der Schweizer Bevölkerung immun gegen das Virus sind, also entweder geimpft oder genesen sind – zu den Schulen gibt es im Kanton Bern keine Zahlen, allerdings dürfte hier die Rate ähnlich hoch sein.

 

Neue Testorte – auch in Ins

Aus Sicht des Kantons ist eine neue Phase der Pandemie angebrochen. «Wir müssen alle mit der Omikron-Variante des Virus umdenken», sagt auch Gundekar Giebel, Kommunikationschef der bernischen Gesundheitsdirektion. «Die Ausgangslage hat sich verändert: Das Virus ist jetzt überall.»

Um für die Tests der Berner Bevölkerung dann auch genug Kapazität zu haben, gehen am Montag die ersten von insgesamt rund 25 neuen Testorten in Betrieb, und zwar in folgenden Gemeinden: Fraubrunnen, Ins, Kaufdorf, Laupen, Lützelflüh, Meiringen, Niederbipp, Spiez, Wohlen und Zweisimmen. Bereits hätten sich weitere Gemeinden gemeldet, die Platz für ein regionales Testzentrum schaffen wollen, ergänzt Giebel.

Die Abschaffung der Ausbruchstests an Schulen fällt in eine Zeit, in der mehrere Gemeinden soeben die repetitiven Tests – also das wöchentliche Testen aller Schulkinder – eingeführt haben. Darunter die Gemeinde Burgdorf. Dort beginnt am 21. Februar die Sportwoche. Zumindest davor und auch in der Woche danach wollen die Verantwortlichen weiterhin Tests durchführen, sagt Gemeinderat Christoph Grimm auf Anfrage.

Auch die Gemeinde Köniz führt derzeit noch die repetitiven Tests durch und möchte diese ebenfalls bis zur Sportwoche am 21. Februar weiterführen, dies gelte auch für die Maskenpflicht. Wie es dann weitergeht, werde man dann entschieden, sagt Bildungsdirektor Hans-Peter Kohler auf Anfrage.

 

Viele Kantone lockern

Mit dem Entscheid, an den Schulen zu lockern, befindet sich Bern in bester Gesellschaft. Besonders in der Westschweiz haben viele Kantone, darunter Genf, Freiburg und Waadt, die Maskenpflicht abgeschafft, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Auch Luzern und Schwyz schaffen die Pflicht ab, im Schulzimmer einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

Die Maskenpflicht ist seit Beginn der Pandemie ein grosser Zankapfel, jedoch polarisierte besonders die Pflicht für Kinder ab der 1. Klasse. Zunächst forderten Elternverbände die Einführung von weitreichenden Massnahmen an Schulen, darunter die Einführung der Maskenpflicht in der Unterstufe.

Doch bei der Einführung erhielt der Kanton Bern zahlreiche negative Rückmeldungen, und eine Bürgerin reichte eine Onlinepetition mit Tausenden Unterschriften ein, welche die sofortige Abschaffung forderte.

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