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Stadt Bern

Stadion-Steward: «Es war wie im Krieg»

Nicht nur auf dem Marsch durch die Stadt, sondern auch im Stadion randalierten Zürcher Fans. Eine Sicherheitsfrau erlebte beim Stadioneingang bange Momente.

Die Polizei stand ausserhalb des Stadions im Einsatz. Im Stadion sorgte Protectas für Sicherheit. Bild: Jürg Spori

von Markus Ehinger

Vermummte Fans zünden Knallpetarden, beissender Rauch liegt in der Luft. Solche Szenen konnten am Ostermontag nicht nur während der Fanmärsche zum Cupfinal beobachtet werden, sondern auch direkt beim Wankdorfstadion. Betroffen von Chaoten waren nebst den Zuschauern auch die Stewards, die unter anderem beim Stadioneingang für die Ticketkontrolle verantwortlich waren. Ein weiblicher Steward * schildert die Erlebnisse in einer E-Mail an diese Zeitung. «Das Gedränge am Eingang wurde dichter, die Treppen waren verstopft. Plötzlich kam ein Vermummter durch das Drehkreuz hindurch», schreibt sie. Auf den ersten Vermummten seien viele weitere gefolgt. Sie sprangen laut Steward über die Abschrankung. Die Frau musste zurückweichen, weil sie sonst von den Füssen getroffen worden wäre.

Übernimmt Basel?

Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) setzte sich in den letzten Jahren stets dafür ein, dass der Cupfinal in der Hauptstadt stattfindet. Seine Gemütslage hat sich nach den Randalen vom Ostermontag geändert. «Es stellt sich die Frage, ob die Stadt Bern noch Lust hat, einen Cupfinal durchzuführen», sagte er gestern zu dieser Zeitung. Regie- rungsrat Hans-Jürg Käser (FDP) geht noch einen Schritt weiter: «Müsste ich entscheiden, würde es in Bern keinen Cupfinal mehr geben.» Das könnte nun die Chance für die Stadt Basel werden. Der Basler Sicherheitsdirektor Baschi Dürr (FDP) hat auf die Idee, dass Basel künftig den Cupfinal durchführen könnte, reagiert. «Sollte Basel eine offizielle Anfrage erhalten, würden wir diese offen prüfen», sagt Dürr. Mehr könne er momentan noch nicht sagen. Auch nicht, ob ein Fanmarsch in Basel bewilligt werden würde. Die Idee ist nicht neu: Als die Bewilligung vor dem diesjährigen Cupfinal in Bern noch ausstand, überlegte der Schweizerische Fussballverband, den Final kurzfristig nach Basel zu verlegen.

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Die zuerst ausgelassene Stimmung kippte, «etwas Bedrohliches schwebte in der Luft». Auch die andern Stewards seien zurückgewichen. «Die Vermummten strömten gewaltsam in den Sektor.»

 

Stewards unter Schock

Die verängstigte Frau suchte hinter einer Säule Schutz. «Von dort aus sah ich, dass diese Gestalten auch unten versuchten, den Eingang zu stürmen. Die Mitarbeiter hatten grosse Mühe, die Lage zu kontrollieren.» Danach wurde sie von einem vermummten Zürcher mit einer Spraydose bedroht. Ob es sich um Farboder Pfefferspray handelte, ist nicht klar. Er liess von ihr ab, sodass sie sich in einer Ecke verstecken konnte. Dort suchten zwei ihrer Kollegen ebenfalls Schutz. Während rundherum Böller explodierten, beobachteten die drei Stewards, wie die Massen weiterhin in den Fansektor strömten.

Schliesslich konnte sie ihren Einsatz beenden. «Ich hatte einen Schock erlitten.» Das Stadion durfte sie nicht verlassen, weil Zürcher davor noch randalierten. Sie beobachtete, wie Polizisten auf der Allmend hinter Fans herjagten. «Es war wie im Krieg.»

«Richtig reagiert»

Verantwortlich für die Stewards war das Stade de Suisse. Deren Sprecher Albert Staudenmann bestätigt, «dass es im Eingangsbereich zum FCZ-Sektor kritische Momente gab».

Die Sicherheit der Gäste und der Leute im Stadion stehe immer im Zentrum. «Die Frau, die als Steward im Einsatz stand, hat sich laut ihren Ausführungen richtig verhalten.» Die Stewards seien angehalten, sich bei solchen Situationen zum eigenen Schutz und zum Schutz der unmittelbar beteiligten Zuschauer zurückhaltend zu verhalten. «Das Anhalten solcher Chaoten gehört nicht zum Aufgabengebiet eines Stewards, diese Arbeit wird vom Ordnungsdienst respektive von der Polizei ausgeführt.»

Letztere war im Stadion nicht präsent. Staudenmann bedauert die Vorfälle und verurteilt die Gewaltausbrüche. Für Stewards, die solche Erlebnisse verarbeiten müssten, stehe bei Bedarf professionelle Hilfe des psychologischen Dienstes des Inselspitals zur Verfügung.

* Name der Redaktion bekannt

 

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