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Wahlen 2014

Ungleiche Geldbörsen für Wahlkampf

Rot-grüne Regierungsräte werfen einige Zehntausend Franken in den Wahlkampf, bürgerliche kommen persönlich etwas günstiger weg, obwohl ihre Kampagne am teuersten ist.

Aufwand der Parteiblöcke: Die Bürgerlichen fliegen am höchsten.

von Christoph Aebischer und Stefan von Bergen

In der «heissen Phase» des Wahl- kampfs – wer es nicht bemerkt haben sollte: Wir befinden uns gegenwärtig darin – tingeln Re- gierungskandidaten von einem Anlass zum andern. Mittekandi- datin Barbara Mühlheim (Grünliberale) geht davon aus, dass sie bis zu 35 Stunden pro Woche dem Wahlkampf widmet.

400 000 Franken

Zeit ist das eine, Geld das an- dere: Über die dickste Geldbör- se verfügt der bürgerliche Vie- rer. Laut Angaben des Komitees «Umschwung» und der Kandi- daten wird in deren Kampagne rund 400 000 Franken ver- brannt, der grösste Teil davon für den gemeinsamen Auftritt, ein kleiner Teil davon fliesst in persönliche Kampagnen der Kandidaten.

Mit 250 000 Franken ist auch das rotgrüne Ticket «Vier ge- winnt» recht gut gerüstet, die Mitteliste mit je einer GLPKandidatin und einem EVPKandidaten bringt es noch auf gegen 50 000 Franken. Die beiden krassen Aussenseiter Bru- no Moser und Josef Rothenfluh wollten auf Anfrage keine Zah- len angeben, dürften aber auf sehr kleinem Feuer kochen.

Nicht nur die Gesamtsummen differieren, die Wahlkampfkas- sen werden auch unterschiedlich geäufnet. Sozialdemokraten und Grüne kennen eine sogenannte Mandatsabgabe. Gewählte treten jährlich einen Teil ihres Lohnes an die Partei ab. Bei der SP sind das fünf Prozent des Nettolohns, wobei zum Beispiel Kinder zu einem Abzug berechtigen. Dieses Geld ist aber nicht allein für Wah- len reserviert.

Pulver zahlt am meisten Bernhard Pulver von den Grünen liefert von seinen 275 000 Fran- ken Jahreslohn jährlich 14 000 Franken ab, wie Parteipräsident Blaise Kropf weiss. Dazu inves- tiert Pulver weitere 25 000 Fran- ken in «Vier gewinnt» und 2000 Franken in Aktivitäten der Sek- tionen, wie er per Mail mitteilt. Der persönliche finanzielle Bei- trag der insgesamt zwölf Kandidatinnen und Kandidaten schwankt gemäss einer Umfrage dieser Zeitung bei den Kandi- daten ziemlich stark. Insgesamt liegt er bei den bürgerlichen Re- gierungsräten um einige 1000 Franken tiefer, als bei denjenigen aus dem rot-grünen Lager. Je nach politischer Färbung zahlen auch Verbände Beiträge an die Kampagnen. Die Bürgerlichen profitieren auch in diesem Jahr von der Unterstützung beispiels- weise des Handels- und Indust- rievereins oder des kantonalen Gewerbevereins Berner KMU.

Bühler profitiert mit Manfred Bühler, der für die SVP Philippe Perrenoud den JuraSitz abluchsen soll, kann von der potenten bürgerlichen Kampagne profitieren. Ansons- ten müssen Kandidaten, die nicht schon im Regierungsrat sitzen, mit bescheideneren Mit- teln auskommen. Ihre persönlichen Beiträge bewegen sich auch im unteren Bereich: Marc Jost zahlt je nach Spendenein- gang 1000 bis 5000 Franken aus dem eigenen Portemonnaie an die Kampagne, wie er schätzt. 5000 bis 10 000 Franken holt er von Gönnern herein. Mühlheim wirft persönlich rund 4000 Franken auf.

 

Ausgeprägtes Blockdenken

Dass jene, die einen Regierungs- sitz erst noch erobern wollen, sich nicht unnötig in Unkosten stürzen, ist auch vernünftig. Weil das Blockdenken im Kan- ton Bern ausgeprägt ist, bleibt der Einzug in die Regierung gerade für Kandidaten ausserhalb der beiden grossen Lager ohnehin schwierig. Die sieben amtie- renden Regierungsräte gehen als Bisherige mit grossem Start- vorteil in den Wahlkampf. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sie im Kanton Bern fast nicht aus dem Sattel zu werfen sind.

Bis zu 40 Wahlanlässe

Nichtsdestotrotz wenden auch die amtierenden Regierungsräte viel Zeit auf bis zu den Wahlen am 30. März. Beatrice Simon (BDP) nimmt nach eigenen Angaben neben ihrem Arbeitspensum an 40 Wahlanlässen teil. Philippe Perrenoud (SP) schätzt seinen Aufwand auf ein 50-Prozent- Pensum, weil er im deutschsprachigen wie auch im frankophonen Kantonsteil Präsenz markieren muss.

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