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Wein + Genuss

Wo ist der Bielersee-Wein?

Auf der Suche nach Bielersee-Wein in Bieler Restaurants.

Bild: zvg
  • Dossier

von Philippe Berthoud

Ich trinke kein Bier. Ich mag den Geschmack nicht. Und das ist wohl auch das einzige Nahrungsmittel, welches Du nicht auf meinem Einkaufszettel findest. Es gab mal eine Zeit, als ich noch vom Abrax in die Biella und vom Rotonde in den Chessu zog – mit Freunden, spätnachts. Das Weinangebot dort war verständlicherweise nicht existent oder wurde in billiger Massenqualität angeboten. Also habe ich mich auf Tequila spezialisiert, was zur Folge hatte, das ich am Sonntag morgen froh war, dass mir auf dem nach Hauseweg niemand auf meine Hände getreten ist. Doch das ist Geschichte.

Ich bin Koch. Und da wird der Wein meistens dem Menu angepasst. Und ich bin Bieler. Und da kommt auch Regionales ins Glas. Doch das ist nicht so einfach.

Was ist los mit Bieler Beizen? Warum werden die Bielersee-Weine nur so zaghaft angeboten? Wir wohnen im Herzen eines Weingebiets mit über 80 Winzern und über 40 angebauten Rebsorten. Warum muss ich in den Weinkarten «unseren» Wein suchen? Sollte nicht jede Bieler Restaurant-Weinkarte eine Rubrik «Bielersee-Wein» enthalten?

Doch, sollte sie.

Auch in einem neu eröffneten Restaurant, mit Aussicht über Biel, finde ich auf der Weinkarte mit 57 Positionen, die online einsehbar ist, EINEN Weisswein und EINEN Rotwein vom Bielersee. Das wars.

Österreich zum Beispiel, machts vor. Dort ist der Wein aus dem eigenen Land omnipräsent. Keine Weinkarte ohne heimische Tropfen. OK, das ist übertrieben, denn bei McDonald’s fand ich keinen auf der Karte.

Ich höre schon die Ausreden. «Hier in Biel haben wir viele italienische Restaurants.»

Na und?

Ach so, du meinst, dass ein Bielersee-Wein nicht zu Italienischem Essen passt? Stimmt nicht, sage ich. Was spricht gegen einen frischen Chardonnay zu einem Teller Pasta mit einer deftigen Rahmsauce? Pinot Noir passt sowieso zu der frischen Küche unserer Nachbarn im Stiefel. Wie wäre es mal mit einem körperreichen Pinot Gris zu geschmortem Kaninchen?

Und beim Asiaten? Da kannst du einen trockenen Weissen wählen. Etwas Scharfes bestellt? Dann hilft ein Wein mit etwas Restsüsse. Und beides gibt es hier in der Region.

Heute ist es einfach, Weine zu finden, die zu einer bestimmten Küche passen.

Die verschiedenen Weinstile sind mannigfaltig und wir haben sämtliche Stile vor der Haustüre. Vom Schaumwein über Rosé zu Süsswein, von Stahltankausbau zu Barrique, von billig bis teuer. Und alle sind sie gut, denn die sind aus der Region. Und unsere Region sollte zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen.

Was gibt es schöneres als den Winzer persönlich zu kennen und die Feinheiten des neuen Jahrgangs von ihm zu erfahren? Eben. Diese Info kann dann an die Gäste weitergegeben werden. Und das wiederum zeugt vom Interesse am Gast. Doch da die meisten Restaurants nicht mal wissen, von wo ihr Gemüse kommt und sie Melonensalat im Februar anbieten, ist ihnen wohl auch die Weinkarte nicht so wichtig.

Du willst doch Fleisch und Gemüse aus der Region. «Nachhaltigkeit» und «Regionalit仓 sind Worte die mir täglich begegnen. Ja nichts Eingeflogenes essen. Auf keinen Fall Eier aus Stallhaltung! Wehe dem, der daran denkt, eine Ananas aus Costa Rica auf den Tisch zu stellen. Aber Wein aus Australien ist ja soo gut. «Hast du den Weissen schon probiert?» – «Ja, der ist super und kommt aus Neuseeland.»

Ich will ja den Teufel nicht an die Wand malen – auch ich kaufe Wein aus dem Ausland. Doch unsere heimischen Tropfen werden leider vernachlässigt.

Also merkt euch: Bei einem Staatsbesuch, einem Stadtrats-Apéro, bei einer Museumseröffnung, bei Apéros am 100km-Lauf, bei Festen am See, bei Firmen-Events, bei Geschäftseröffnungen, beim Grillplausch mit Freunden oder beim Kindergeburtstag – überall sollte mindestens ein Wein aus der Region dabei sein. Bitte!

Zum Kochen nehme ich möglichst einen Wein, den ich dann auch zum Essen serviere und nicht irgend ein «Exemple sans valeur» (zu Deutsch: Muster ohne Wert). Denn aus guten Grundzutaten entsteht dann meist gutes Essen. Im heutigen Rezept verwendete ich einen Sauvignon Blanc. Aus welcher Region der kommt, weisst Du ja mittlerweile.

Also, fahre doch wieder mal in Richtung eines Bielersee-Winzers, degustiere ein paar Flaschen, packe einige in den Kofferraum und lasse Dich nach Hause chauffieren.

Und für die Gastronomen unter euch: Unterstütz doch unsere regionalen Weine.

Das Gute liegt so nah.

Prost!

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Rezept

Bielersee-Fischsuppe mit Sauvignon Blanc und Maigold-Apfel

Rezept für 2 Personen

Was Du brauchst:

  • 1 EL Rapsöl
  • 300 g Bielersee-Fisch wie Felchen oder Egli (ohne «Geräte»)
  • 1 Karotte
  • 1 kleiner Fenchel
  • 4 dl Fisch- oder Gemüsebouillon
  • 1/2 Apfel, Maigold, in kleine Würfel geschnitten
  • 1 Flasche Weisswein vom Bielersee, z. B. «Sauvigonon Blanc» von Irene Roth und Christoph Campiche (Ligerz)

Wie Du’s machst:

Den Fenchel in dünne Streifen und das Rüebli in kleine Würfel schneiden. Den Fisch in mundgerechte Stücke schneiden. Fenchel und Karotte in einer Pfanne im Olivenöl für 2 Minuten dünsten. Mit 1 dl Wein ablöschen und zur Hälfte einkochen lassen. Mit der Bouillon aufgiessen und für ca. 5 Minuten leicht köcheln lassen – bis das Gemüse weich ist, aber noch Biss hat. Die Pfanne vom Feuer nehmen, den Fisch und die Apfelwürfel beigeben und für 4 Minuten durchziehen lassen. Mit Brot und dem restlichen Wein servieren.

E Guete…

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Zu den Produkten

  • Der Fisch: Nicht so wichtig ist, aus welchem Schweizer See der Fisch kommt. Wichtig ist, dass er frisch ist und frei von «Geräten».  Die Haut vom Egli kannst Du problemlos mitessen. Nachdem Du den Fisch zur Suppe gegeben hast, sollte sie nicht mehr aufkochen, damit die feinen Fischstücke nicht auseinander fallen.
  • Gemüse: Wir haben frisches Gemüse vor der Haustüre. Das Seeland bietet eine riesige Auswahl – und Du kannst die Gemüse beigeben, die Dir schmecken. Kein grosser Fan von Fenchel? Artischocken sind jetzt in Saison (für die Suppe verwendest Du  die Böden). Oder wie wäre es mit Blumenkohl oder Kohlrabi? Mit den diversen Gemüsen ändert sich dann logischerweise die Kochzeit – aber das wusstest Du sicher.
  • Bouillon: Ich verwende Fischbouillon, aber auch eine leichte Gemüsebouillon erfüllt den Zweck.
  • Wein: Ich verwendete den «Sauvignon Blanc» von Irene Roth und Christoph Campiche aus Ligerz. Sowohl in der Suppe als auch im Glas. Dieser Wein hat eine schöne Frucht und diese harmoniert mit der leichten Süsse des Apfels. Musst Du ausprobieren…

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