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Transitplatz

Ausgerechnet Gampelen

Der Kanton will auf Land der Justizvollzugsanstalt Witzwil einen Platz für Fahrende einrichten. Provisorisch für zwei Jahre.

Wo sich die Strasse im Nebel verliert, steht die Asylunterkunft Eschenhof. Zur Linken werden bald Fahrende Rast machen. Bild: Adrian Moser

Stephan Künzi

Dass der Kanton Bern nächstes Jahr einen zweiten provisorischen Transitplatz für ausländische Fahrende eröffnen will, ist seit Monaten klar. Um den Standort machten die Verantwortlichen allerdings stets ein Geheimnis. Bis jetzt, da landauf, landab die Gemeindeversammlungen angesagt sind. Behörde um 
Behörde gibt die zu behandelnden Geschäfte bekannt, und siehe da: In Gampelen werde am Freitagabend über einen «provisorischen Platz für Fahrende» informiert, so die Ankündigung zu Traktandum 10.

Geplant ist er auf einem Feld neben der Asylunterkunft Eschenhof, wie das Infoblatt der Gemeinde an der Grenze zum Kanton Neuenburg verrät. Auf einer Parzelle, die Teil der Justizvollzugsanstalt Witzwil ist und damit dem Kanton gehört. Für weitere Auskünfte verweisen die Behörden auf eine Medienmitteilung vom Freitag sowie eben auf die Versammlung selber. Statthalterin Franziska Steck werde da persönlich Rede und Antwort stehen.

Gesagt wird nur so viel: Der Platz sei «als Provisorium für zwei Jahre geplant». Eröffnet werde er im nächsten Frühling.


Dichtes Nebeneinander
Im Dorf herrscht trotzdem schon Aufregung. Im Moment ist zwar noch offen, wie sich die Gegner organisieren wollen. Es ist unklar, ob auch in Gampelen ein Bürgerkomitee gegründet wird, das ähnlich wie in Wileroltigen Widerstand leistet.

Klar ist dagegen, dass viele den Plänen des Kantons kritisch gegenüberstehen. Immerhin beherbergt die Gemeinde mit Witzwil schon ein Gefängnis. Dazu mit der Stiftung Tannenhof eine Institution für Menschen, die alkoholkrank sind oder mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Und schliesslich eben noch die Asylunterkunft Eschenhof. Kritiker stellen sich die Frage, ob das dichte Nebeneinander von Asylbewerbern und Fahrenden nicht Konfliktpotenzial biete.


Erfahrungen von 2016 wirken nach
Gleichzeitig hat derselbe Kanton dem TCS-Camping Gampelen auf Ende 2024 den Stecker gezogen. Dass er dies auf Druck der diversen Natur- und Umweltorganisationen tat, stimmt die Kritiker kaum milder.

Die Gampeler haben ihre Erfahrungen gemacht. Ihnen ist der Frühsommer 2016 in Erinnerung, als beim Rasthof Platanenhof schon einmal ausländische Fahrende wohnten. Bis zu 500 Leute seien es zeitweise gewesen, erzählt Platanenhof-Besitzer Jakob Aebi. Er führt hier, direkt an der Autostrasse T10, auch das Landmaschinenunternehmen Aebi Suisse SA führt. Für eine Gemeinde mit gut 900 Einwohnern sei das sehr viel.

Für Aufsehen sorgte aber nicht allein die schiere Menschenmenge. Zu reden gab auch, dass die Fahrenden eine mobile Toilettenanlage sabotierten und ihre Notdurft unter freiem Himmel verrichteten. Bis die Fahrenden nach knapp einem Monat weiterzogen, waren zähe Verhandlungen nötig.


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Wileroltigen hofft weiter und verweist auf Brügg
«Besser kann es nicht gehen.» Armin Mürner findet für die letzte Sommersaison nur Lob: Heuer gab es kaum Probleme mit Fahrenden, die im Bernbiet haltmachten. Der Vertreter des Bürgerkomitees in Wileroltigen, wo der Kanton einen fixen Platz für ausländische Fahrende einrichten will, nennt gleich einen Grund: Der in Brügg eröffnete erste Platz dieser Art habe die Situation beruhigt. Nicht zuletzt weil er auf zwei Jahre beschränkt sei – «nun müssen auch wir dem Grossen Rat beibringen, dass wir ebenfalls nur eine befristete Lösung wollen». skk

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