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Detligen

Beinahe wäre ihnen das Fleisch ausgegangen

Vor drei Monaten wurde das Restaurant Sternen in Detligen wiedereröffnet – und von Gästen nur so überrannt. Der Ansturm brachte das Team schier an seine Grenzen. Und spornte es gleichzeitig dazu an, aus seinen Fehlern zu lernen.

Wurden vom Erfolg überrascht: Geschäftsleiterin Nelly Hurni, Küchenchef Marc Hänni und Verwaltungsrat Martin Jaberg

von Jana Tálos

Die Tische sind noch leer, als Martin Jaberg um 11.30 Uhr durch die Gaststube schreitet und neben einem Holzbalken in der Ecke Platz nimmt. «Die Ruhe vor dem Sturm», meint er mit einemZwinkern und schlägt die Mittagskarte auf. Wie wenn er es geahnt hätte, steht auch schon eine sechsköpfige Gesellschaft imRaum, dicht gefolgt von einem Paar und zwei Geschäftsmännern, die alle im Restaurant Sternen in Detligen zu Mittag essen wollen.

Nelly Hurni, Geschäftsleiterin des «Sternen», nimmt die Gäste in Empfang. Die wenigsten von ihnen stammen aus dem Dorf. Und dennoch kennen sie alle die Geschichte der letzten Beiz von Detligen, die vor gut einem Jahr von der IG Sternen Detligen gerettet und vor knapp drei Monaten wiedereröffnet wurde (das BT berichtete). «Am Anfang wurden wir überrannt», sagt Hurni. Noch jetzt würden sie Reservationen aus allen Ecken des Seelands erhalten, von Leuten die wissen wollen, was der «Sternen» zu bieten hat.

Dafür sind nicht zuletzt die Dorfbewohner verantwortlich, die nach der Gründung der Sternen Detligen AG heftig die Werbetrommel für rührten. «Wir wussten, dass die Menschen neugierig sind», sagt Martin Jaberg, Verwaltungsrat der AG. «Aber dass wir gleich so viel Erfolg haben, damit haben wir nicht gerechnet.»

Mit den Kräften am Ende

Bereits nach zwei Wochen mussten sie eine Krisensitzung einberufen, weil sowohl Koch Marc Hänni als auch die beiden Geschäftsleiterinnen Hurni und Ursula Hirter mit den Kräften am Ende waren. «Wir mussten mehr Personal anstellen», sagt Jaberg. Unterdessen hätten sie gar 500 Stellenprozent im Einsatz. «Anders wäre der Betrieb im Moment nicht möglich.»

Der grosse Andrang hat den Koch und die beiden Geschäftsleiterinnen aber nicht nur in Personalnot gebracht. «Am Wochenende mussten wir gar die Karte reduzieren, weil Marc in der Küche nicht mehr nachkam», sagt Hurni. Auch das Fleisch sei ihnen einmal fast ausgegangen, woraufhin ihr Sohn, ein Metzgerslehrling, noch spätabends in die Metzgerei fahren musste, um Nachschub zu holen. «Wir hatten 35 Reservationen und am Ende kamen 70 Leute», sagt Hurni.

Unterdessen hat sich die Lage  normalisiert, auch wenn die Reservationen abends kein Ende nehmen würden. In der Vorweihnachtszeit sei vor allem das Säli beliebt gewesen, ein Raum, der beimUmbau desgrossen Saals abgetrennt wurde. «Viele Firmen, Vorstände und Kommissionen haben darin ihr Weihnachtsessen durchgeführt, oder Sitzungen abgehalten», sagt Jaberg.

Auch der grosse Saal würde rege genutzt, zum Beispiel für grössere Gesellschaften. «Die Auslastung ist deutlich besser als das, was uns alle Gastro-Berater im Vorfeld prognostiziert haben», sagt Hurni. Ein Feuerwehrverband habe darin schon gefeiert und die hauseigene Silvesterparty sei ebenfalls darin gestiegen. Seit Kurzem finde zudem allmonatlich am Sonntag ein Tanzabend statt. Und bald fange ja auch die Vereinszeit mit den Theatern und Konzerten an.

Aus Fehlern gelernt

Mittlerweile haben Hurni und Hirter auch in ihre Rolle als Geschäftsleiterinnen hineingefunden. Sie beide hatten im Vorfeld kaum Gastroerfahrung, Hurni absolviert derzeit noch die Wirte-prüfung. «Klar passierten anfangs auch Fehler», sagt Hurni. So zum Beispiel beim Serviceteam, das anfangs fast nur aus ungelernten Aushilfen aus dem Dorf bestand.

Dadurch, dass sie relativ schnell Rückmeldungen von den Gästen erhielten, hätten sie viele Fehler aber rasch korrigieren können, sagt Hurni. So stehe seit dem zweiten Tag nach der Eröffnung ein fixfertiges Büetzerznüni auf der Karte, mit einem einfacheren Sandwich und einem Kaffee inklusive. «Die à la minute Sandwiches waren den Büetzern zu teuer und die Zubereitung dauerte ihnen zu lange», sagt Jaberg. Das hätte man ihnen gleich am ersten Tag rückgemeldet. «Also haben wir reagiert – und bei den Büetzern wiederum gepunktet.»

Wie viel Umsatz in den ersten drei Monaten nach der Eröffnung erwirtschaftet wurde, kann Jaberg noch nicht sagen. Sicher aber sei nicht mit einemDefizit zu rechnen, «wenn, dann schon eher mit einem Gewinn.» Bis im Frühling wolle man dann soweit sein, dass der Betrieb einwandfrei und ohne Zwischenfälle verlaufe. «Dann ist die Schonfrist vorbei», sagt Jaberg. Und klappt die Menükarte zu.

Stichwörter: Sternen, Detligen, Bilanz

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