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Worben

«Blauer Falter» sitzt bald neben dem «Papillon»

Das Wohn- und Werkheim Worben ist vor 30 Jahren in Betrieb genommen worden. Nun steht ein Neubau an. Aus einem Architektur-Wettbewerb ging das Projekt «Blauer Falter» als Sieger hervor.

Symbolbild: Pixabay

«Und das hier wird mein neues Zimmer?», fragt eine Bewohnerin des Wohn- und Werkheim Worben (WWW) aufgeregt bei der Besichtigung der ausgestellten Projekte. Im Bühnenraum der Mehrzweckhalle sind zehn Eingaben mit Plakaten und Modellen hergerichtet, die am Architektur-Wettbewerb teilgenommen hatten. Das WWW will sich 30 Jahre nach der Eröffnung räumlich vergrössern. Institutionsleiter Roland Wyss begrüsst seine Klientinnen und Klienten in kleinen Gruppen zur Ausstellung. Nicht ohne Stolz präsentiert er das Siegerprojekt «Blauer Falter» von Thomas De Geeter aus Zürich. Der Name leitet sich vom Dach des Neubaus ab: der Längsbau soll mit fünf quer zur Strasse ausgerichteten Dächern versehen werden. Das neue Gebäude wird an Stelle der heutigen Parkplätze und des Gartens errichtet werden. In der Schnittstelle zum bisherigen Werk- und Heimgebäude soll ein überdachter Hof entstehen.

 

Baustart in zwei Jahren

Im WWW leben 21 Erwachsene mit einer geistigen oder mehrfachen Behinderung. Weitere 19 Menschen sind in der Tagesstätte an einem geschützten Arbeitsplatz beschäftigt. Die Bewohner sind in zwei Wohngruppen eingeteilt. Jene, die ihren Alltag weitestgehend selbstständig bewältigen können, leben in kleineren externen Wohngemeinschaften. Durch den Neubau werden künftig auch sie unmittelbar im WWW begleitet wohnen können. 20 Einzelzimmer auf zwei Etagen wird das neue Gebäude beherbergen. Jedes Zimmer verfügt über einen französischen Balkon. Als sozialer Mittelpunkt der Überbauung entsteht ein flexibel nutzbarer Gemeinschaftsraum. Daran angeschlossen ist die neue, grössere Küche. Von hier aus können die Wohngruppen bedient werden. All das beeindruckt die Besucherinnen der Ausstellung, die es teilweise kaum abwarten können, hier einzuziehen. Doch Roland Wyss muss die Vorfreude dämpfen. Das Projekt kann frühestens in zwei Jahren umgesetzt werden.

 

Finanzierung sicherstellen

Bis dahin gilt es, aus dem Vorprojekt umsetzbare Pläne zu erstellen. In Bezug auf das Gebäudevolumen, den Schutz der Privatsphäre und Einhaltung der baurechtlichen Maximalfläche gibt es noch Korrekturen zu berücksichtigen. Maximal sechs Millionen Franken darf das Gebäude kosten. Als Pilotinstitution des «Berner Modells» kann das WWW auf einen Infrastrukturbeitrag durch den Kanton zählen. Darüber hinaus muss die Stiftung auch selbst Mittel bereitstellen. Weitere 300 000 Franken werden für die baulichen Massnahmen beim bestehenden Gebäude benötigt. Aus den bisherigen Bewohner-Zimmern sollen neue Ateliers entstehen. Ausserdem kann der frei werdende Raum für die Vergrösserung der Administration genutzt werden. «Mein Büro befindet sich derzeit beim Empfang», erklärt Wyss. Eine Rückzugsmöglichkeit gebe es für ihn nicht. Das soll sich ändern. In den heutigen Gemeinschaftsraum wird die Wäscherei einziehen, die momentan unter dem Dach betrieben wird.

Mit dem Um- und Neubau-Projekt zielt das Wohn- und Werkheim Worben auf langfristig attraktive, individuelle und kundennahe Dienstleistungsangebote ab. Durch die Verbesserung der Infrastruktur an die gesetzlichen Anforderungen werde die zukünftige Betriebsbewilligung nachhaltig sichergestellt, sagt Wyss. Dabei wird nicht die Vergrösserung angestrebt, selbst wenn der Neubau das suggerieren könnte. Durch die Auflösung der Aussenwohngruppen könne der Betrieb dereinst konzentrierter geführt werden. Wegen des Neubaus geht Parkier- und Gartenfläche verloren – für beides konnte eine Ersatzlösung gefunden werden. Das neue Gebäude mit dem Projektnamen «Blauer Falter» wird an der Breitfeldstrasse in Worben errichtet; gleich gegenüber dem Kindergarten, dessen Neubau 2016 «Papillon» – also Schmetterling – heisst. Dieser vermittelt doch das Bild von Hoffnung und Aufbruch. Der Umzug in frühestens vier Jahren bereitet den Bewohnenden teilweise aber auch Angst. So mahnt einer beim Verlassen der Ausstellung: «Hoffentlich gehen beim zügeln keine CDs von mir verloren!» Renato Anneler

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