Sie sind hier

Abo

Coronavirus

Das Feldschiessen findet statt

Während viele Grossanlässe abgesagt oder verschoben werden, findet das Feldschiessen 2020 statt. Zwischen Juni und September werden die Programme in den Schiesskreisen individuell geschossen.

Reto Bandi (links) hat von seinem Vereinskameraden Ernst Affolter das Amt des Feldchefs im Seeland übernommen. Bild: Mdä
  • Dokumente

Markus Dähler

Am ersten Juniwochenende findet seit 1940 jährlich das Eidgenössische Feldschiessen statt. Es ist das grösste Schützenfest der Welt.

Das Programm mit 18 Schüssen ohne Vorbereitung und Probeschuss direkt auf die Feldscheibe B4 ist auch für geübte Schützen eine Herausforderung. Entsprechend intensiv erfolgt jeweils im Mai das Training.
Dieses Jahr war das für die meisten nicht möglich: Die Vereine mussten auf Geheiss von Behörden und Armee den Schiessbetrieb einstellen. Kleinere Gruppen haben ab Mitte Mai unter Einhaltung strenger Regeln mit höchstens sechs Leuten gleichzeitig im Schützenhaus das Jahresprogramm gestartet. Die Mehrzahl der Seeländer Schützen schiesst den ersten Übungskehr am nächsten Wochenende.

100 Stunden Arbeit

Das Feldschiessen hat in der Schweiz den Charakter eines grossen «Volksschiessens». Lizenzierte Schützen messen sich mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten aus der Nachbarschaft oder den Vereinen. Das gemütliche Zusammensitzen nach dem Schiessritual gehört dazu und macht den besonderen Reiz dieses Festes aus.

Ernst Affolter aus Leuzigen hat während zehn Jahren als Feldchef im Seeland die aufwändige Logistik betreut. «Rund 100 Stunden betrug der Aufwand zur Erledigung des Pflichtenheftes von der ersten Materialbestellung bis zum Abrechnen nach dem Anlass», so Affolter. Belohnt worden sei er mit kameradschaftlicher Wertschätzung beim Besuch in den 23 Schiesskreisen von Laupen bis Leuzigen. «Beim Feldschiessen messen sich die Jungschützen mit ihren Grossvätern und die Armeeangehörigen mit dem ehemaligen Seeländer Bundesrat, das war schon eindrücklich», sagt Affolter. Besonders stolz ist er auf die Tatsache, dass der Rückgang der Beteiligung unter seiner Regie gestoppt werden konnte.

Im Frühling hat Reto Bandi nach einem Einführungsjahr das Amt des Feldchefs im Seeländischen Schiesssportverband übernommen.

Mit der Koordination des Feldschiessens von Juni bis Ende September hat er eine besondere Herausforderung zu bewältigen. Pünktlich steht aber der Terminkalender bereit, der Gebrauch der zentralen Auswertungssoftware ist instruiert und die Kränze und Anerkennungskarten sind an die Kreisleitung ausgeliefert.

Die Resultate werden Ende September vorliegen, wenn alle Schützen im Kanton Bern ihr Programm absolviert haben.

Die Feldchefs sind aber auch selber aktive und erfolgreiche Schützen. Mit 69 von 72 Punkten hat Bandi letztes Jahr seinen Vorgänger geschlagen. «Den begehrten Feller-Preis für 70 und mehr Punkte möchte ich ins Visier nehmen», gibt Bandi sein Ziel bekannt. Er will dies ab dieser Saison mit dem Sturmgewehr 57-3, dem aufgerüsteten Ordonnanzgewehr, erreichen.

Etwas fehlt noch

Ernst Affolter hat letztes Jahr als Mitglied des vierköpfigen Berner Veteranen-Teams beim Ständematch am Eidgenössischen Veteranen-Schützenfest den Goldkranz ins Seeland gebracht. Den Feller-Preis hat er in seiner langen und erfolgreichen Karriere schon mehrfach gewonnen. «Aber der Goldene für das Maximum fehlt mir noch, es braucht auch viel Glück dazu», sagt Affolter.

Als neuer Seeländer Schützenveteranen-Präsident hat er aber auch in der Administration viel Arbeit. Nach der Absage des Seeländischen Jahresschiessens der Veteranen in Port wird dieser Anlass für die Gewehrschützen bis Ende September in den Heimständen geschossen. Das Jahresschiessen 25/50m ist am 3. Juli in Pieterlen geplant.

Startschuss am Dienstag

Im letzten Jahr haben im Seeland 2133 Schützen, darunter 222 Frauen, am Feldschiessen mit dem Gewehr teilgenommen. 1290 haben das Kranzresultat erreicht. Fritz König von den Tüscherz-Alfermée Schützen mit Jahrgang 1929 war der älteste, Ben Widmer aus Lyss und Marts Anderegg aus Siselen, beide mit Jahrgang 2009, waren die Jüngsten.

772 Schützen haben ihr Programm mit der Pistole geschossen und dabei 328 Kränze abgeholt. Der 91-jährige Rudolf Bürgi war der Doyen unter den Seeländer Schützen, Nico Juncker aus Erlach der jüngste Pistolenschütze.

Damit das Ergebnis von 2905 Aktiven auch dieses Jahr erreicht werden kann, sorgen die einzelnen Schiesskreise auch für die Werbung in ihrem Dorf.

Der Startschuss erfolgt am 9. Juni bei den Polizei-Bergschützen Biel.

Info: Alle Informationen und im September dann die Resultate unter www.infrasoft.ch

*****************

Alles begann auf dem Twannberg

Das Eidgenössische Feldschiessen hat eine 150-jährige Geschichte. Seit 1850 werden jährliche ausserdienstliche Schiessanlässe durchgeführt. Haben damals nur 15 Prozent der abgegebenen Schüsse ihr Ziel erreicht, so wird das Kranzresultat von 57 Punkten heute von rund 60 Prozent der Schützen erfüllt.

Im Herbst 1872 fand das erste Feldsektionswettschiessen auf dem Twannberg statt. Seit 1879 kann die Existenz von kantonalen Feldschiessen in den Kantonen Bern und Solothurn nachgewiesen werden. Am 12. Juni 1887 wurde zum ersten Mal im ganzen Kanton Bern geschossen. Es nahmen 114 Sektionen mit 2258 Schützen teil. 1919 kamen die Pistolenschützen dazu. 1926 nahmen erstmals sämtliche Kantone am Feldschiessen teil. Seit 1940 wird das Feldschiessen jährlich durchgeführt. mdä

Nachrichten zu Seeland »