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Das Ringen um den besten Treibstoff

Der Busbetrieb Grenchen und Umgebung (BGU) hat gestern zwei neue Erdgasbusse eingeweiht. Bald schon soll die gesamte Flotte mit Erdgas fahren. Weitere Busbetriebe in der Region setzen dagegen auf andere Technologien.

Hat sich in den letzten zehn Jahren bewährt: Einer von 13 Erdgasbussen der BGU-Flotte in Grenchen. zvg

von Jana Tálos

Erdgas hat sich in den letzten Jahren vor allem als Heizmittel einen Namen gemacht. Dass die Erdgasindustrie aber auch den Treibstoffmarkt zu erobern versucht, ist hierzulande weitgehend unbekannt. Nur gerade 13 000 Fahrzeuge sind heute in der Schweiz erdgasbetrieben. Und auch die Gas-Tankstellen sind noch rar.

Trotzdem gibt es Fälle, in denen Erdgas als Treibstoff durchaus prominent ist: Die Stadt Grenchen setzt seit Jahren auf Erdgas. Schon 2003 hat der regionale Energielieferant SWG eine Gas-Tankstelle in Betrieb genommen. Und der Busbetrieb Grenchen und Umgebung (BGU) schafft seit zehn Jahren nur noch erdgasbetriebene Busse an. Zwei neue Exemplare wurden gestern an einer Pressekonferenz eingeweiht. Damit sind nun 13 der 15 Linienbusse des (BGU) erdgasbetrieben. Bis 2017 soll die gesamte Flotte mit Erdgas fahren. «Wir wollten weg vom Diesel, hin zu einem umweltfreundlicheren Treibstoff», sagte Peter Vogt, Verwaltungsratspräsident der BGU. «Die Erdgasbusse haben uns von Anfang an vollumfänglich überzeugt.»

Trend geht in andere Richtung

Mit dieser Meinung steht der BGU weitgehend alleine da. Kaum ein anderer Busbetrieb in der Region verfügt über erdgasbetriebene Fahrzeuge. Viele von ihnen setzen nach wie vor auf Diesel. «Wir haben uns schon einmal überlegt, Erdgasbusse anzuschaffen», sagt Tina Valentina von den Verkehrsbetrieben Biel (VB). «Allerdings hätten wir dann neue Gas-Tankstellen anlegen müssen, was finanziell einfach nicht zu bewältigen gewesen wäre.» Ausserdem gehe der Trend punkto Umweltfreundlichkeit ihrer Meinung nach in eine andere Richtung. «Ich denke, dass in Zukunft vor allem Hybrid-Busse gefragter werden.»

Eine ähnliche Sichtweise vertritt auch die Postauto AG, die im Seeland einige Buslinien unterhält. «Wir setzen bereits heute in der ganzen Schweiz 31 Hybrid-Busse ein», sagt Urs Bloch, Mediensprecher der Postauto AG. «Nächstes Jahr möchten wir auch Elektro-Busse testen.» Erdgas-Postautos ständen derzeit zwar noch in Liechtenstein im Einsatz. Diese würden aber wieder durch Diesel-Fahrzeuge ersetzt, da die Kosten zu hoch gewesen seien.

Dem Kostenproblem bei Erdgasbussen pflichtet auch Peter Moser vom Busunternehmen Funicar bei, welches im Auftrag der VB Buslinien in Richtung Berner Jura unterhält. «Wir haben vor über zehn Jahren erdgasbetriebene Schulbusse in Biel angeschafft, weil es damals keine andere saubere Alternative zu Diesel und Benzin gab», sagt Moser. Davon müsse man nun aber wieder abkommen. Da die Nutzlast eines Busses vom Gesetzgeber festgelegt würden und die Gasflaschen sehr schwer seien, gebe es in den Erdgas-Schulbussen bis zu drei Sitzplätze weniger. «Wenn dann mehr Busse eingesetzt müssen, weil es wegen der Gasflaschen zu wenig Platz hat, dann zahlt dir das kein Auftraggeber», so Moser.

Differenz zu Diesel ist gering

Kurt Rüttimann von der Aare Seeland Mobil AG, welche ebenfalls einige Linien in Biel und Umgebung unterhält, führt noch einen weiteren Grund ins Feld, weshalb viele Busbetreiber heute keine Erdgasbusse einsetzen. «Die heutigen Diesel-Busse nach Euro-6-Norm stehen beim Schadstoffausstoss fast genau so gut da wie die Erdgasbusse», sagt Rüttimann.

Aus diesem Grund setzt auch der Regionalverkehr Biel-Solothurn (RBS) immer noch auf Dieselfahrzeuge. «Es hat sich enorm viel getan bei den Dieselmotoren», so Fabienne Thommen, Leiterin Kommunikation der RBS. «Deshalb setzen wir auch weiterhin auf diese Technologie. Auch wenn Erdgas noch sauberer wäre – ohne finanzielle Unterstützung von anderer Stelle wäre es kaum möglich, all die Gas-Tankstellen einzurichten.»

BGU setzt weiterhin auf Erdgas

Im Gegensatz zu den anderen Busbetrieben in der Region kann der BGU auf finanzielle Unterstützung zählen. Dies wurde an der gestrigen Pressekonferenz auch mehrmals betont. «Ohne die finanzielle Mithilfe der SWG und der Gasverbunds Mittelland AG, wäre die Anschaffung für uns zu teuer gewesen», so Peter Vogt.

Ob der BGU in Zukunft nur noch erdgasbetriebene Fahrzeuge einsetzt, ist zwar wahrscheinlich, aber nicht in Stein gemeisselt. Den Entscheid, nur noch Erdgasbusse anzuschaffen, wurde unter dem Vorbehalt getroffen, dass auch andere Technologien zu Einsatz kommen könnten, insofern sie ökologisch und wirtschaftlich mehr überzeugen. «Das war bisher nicht der Fall, da die Hybrid-Fahrzeuge bisher nicht überzeugten», sagte Vogt. «Deshalb setzen wir auch weiterhin auf Erdgas.»

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Fakten zu Erdgas

  • Erdgas ist einnatürliches, brennbares Gasgemisch und besteht zu 97 Prozent aus Methan.
  • Es wird mittels Bohrungen aus dem Boden gewonnen und über Pipelines transportiert.
  • Die meistenErdgasvorkommen befinden sich in Russland und dem Nahen Osten.
  • Bei Erdgas handelt sich um einen fossilenEnergieträger, es ist also nicht unerschöpflich.
  • Da es sich um ein relativ reines Gas, ist die Verbrennung vonErdgas ökologisch gesehen verträglicher als die Verbrennung Erdöl. jat
Stichwörter: Erdgas, Erdgasbus, BGU, Grenchen

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