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US-Wahlen

Die Wahl Trumps lässt Seeländer nicht kalt

Dass mit Donald Trump ein sehr umstrittener Kandidat im Weissen Haus künftig das Sagen hat, beschäftigt auch Persönlichkeiten in der Region. Über die Folgen der Wahl sind sie sich nicht einig.

Bildquelle: Keystone

«Wahl wirkt sich auf Europa aus»

Hans Stöckli Ständerat (SP), Biel

«Ich bin überrascht und enttäuscht. Auch unsere Tochter, die zur Zeit in Washington arbeitet, hat dieses Resultat nicht kommen sehen. Es erinnert mich an den Brexit-Entscheid der Briten. Mittelfristig kann sich die Wahl auch auf Europa auswirken. Die Rechtspopulisten dürften sich gestärkt fühlen. In der Schweiz müssen wir dafür sorgen, dass die Verlierer der Globalisierung sich besser fühlen und sichere Stellen haben. Gerade die Seeländer Exportindustrie könnte unter dem schwächeren Dollar leiden, die Konkurrenz wird härter werden.» Aufgezeichnet: pst

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«Sein Sieg beunruhigt mich»

Silvia Steidle, Finanzdirektorin (PRR) der Stadt Biel

«Ich war gestern Morgen auf dem Weg an die wöchentliche Gemeinderatssitzung, als ich vom Sieg Trumps erfuhr. Seine Wahl beunruhigt mich. Und zwar vor allem deshalb, weil sein parteipolitisches Programm unklar ist – besonders, was die internationale Politik angeht. Wie ich den Wahlsieg Trumps generell einschätze? Jede Demokratie hat die Politiker, die sie verdient. Die USA riskieren nun, in die Isolation abzudriften: Das Land könnte künftig vor allem für Ultra-Konservatismus und Fremdenfeindlichkeit stehen.» Aufgezeichnet: bal

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«Ein primitiver Mensch»

Rita Bloch (parteilos), Gemeindepräsidentin Vinelz

«Ich bin überrascht und etwas geschockt, dass Trump den Sieg davon getragen hat. Ich hatte erwartet, dass knapp Clinton gewinnt. Schlimm, dass dieser primitive Mensch gewählt worden ist, die Welt ist an einem Tiefpunkt angekommen. Dass auf der Gegenseite ein Frau stand, hat meiner Meinung nach keine entscheidende Rolle gespielt. Die Show, die Clinton im Wahlkampf abgezogen hat, hat mir zwar nicht gefallen. Und als politisch eher rechtsstehend sympathisiere ich mit den Republikanern. Aber sie wäre kompetenter gewesen.» Aufgezeichnet: bk

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«Trump ist nicht umsichtig genug»

Barbara Schwickert, (Grüne) Direktorin Bau, Energie und Umwelt der Stadt Biel

Ich war an der Gemeinderatssitzung, eine Kollegin informierte mich laufend über die Situation in Amerika. Mit der Wahl bin ich nicht zufrieden. Ich hätte lieber Clinton als Siegerin gesehen. Sie denkt sozialer als Trump und versucht, die gesellschaftlichen Schichten zusammenzubringen. Trump ist ein Spalter, einer, der dem Land und der Bevölkerung nicht gut tut. Die USAsind eine Atommacht, da braucht es einen umsichtigen Präsidenten. Während seiner Kampagne hat Trump den gegenteiligen Eindruck hinterlassen. Aufgezeichnet: tt 

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«Suppe wird nicht so heiss gegessen»

Fabian Engel, Präsident Handels- und Industrieverein (HIV) Kanton Bern, Sektion Biel-Seeland

«Welche Auswirkungen diese Wahl auf unsere Wirtschaft hat, wird sich erst zeigen. Vorab entsteht ein Klima der Unsicherheit, welches sicher Gift für die globalisierte Wirtschaft ist – man siehe nur die unmittelbar begonnene Flucht der Anleger in die Rohstoffmärkte. Andererseits haben aber Erfahrungen nach anderen einschneidenden Entwicklungen auf unserem Planeten gezeigt, dass die Suppe meistens nicht so heiss gegessen wird, wie es am Anfang den Anschein macht, etwa beim Brexit.»  Aufgezeichnet: reu

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«Habe vermutet, dass Trump siegt»

Mathias Müller, Berufsoffizier, Vize-Präsident der SVP Biel

«Ich habe immer vermutet, dass Trump das Rennen macht. Ich habe viele Bekannte in den Staaten und kam in Gesprächen mit ihnen zu diesem Schluss. Die Wahl verfolgte ich bis morgens um eins am TV und danach etwa ab halb fünf wieder. Es war hochspannend. Nachdem Florida ausgezählt war, wurde Trumps Sieg realistisch. Hillary Clinton war unwählbar:Sie verkörpert ein korruptes Establishment und steht für Krieg. Die Amis sind aber kriegsmüde. Clinton wäre gefährlicher geworden, als es Trump sein wird.» Aufgezeichnet: bal

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«Eine absurde Realität»

Andrea B. Roch, Geschäftsführerin Business4you

«Es ist eine absurde Realität, die ich nie für möglich gehalten hätte. Was die Wahl eines Mannes, der in den letzten Monaten immer wieder durch rassistische, diskriminierende und konstant ändernden Aussagen für die USA und die Welt bedeutet, ist heute noch nicht absehbar.

Für mich stehen zwei grosse Fragen im Raum. Was bewegt ein Land zu diesem Schritt? Und was können wir in der Schweiz und in Europa davon lernen, damit wir nicht eines Morgens mit einer solchen Tatsache erwachen?» Aufgezeichnet: reu

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«Ich bin froh, dass es fertig ist»

Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie

«Ich bin froh, dass dieser Wahlkampf fertig ist. Die Geschäfte haben es schwierig in dieser Zeit. Welche Auswirkungen für die Uhrenindustrie dies hat, lässt sich derzeit schwer sagen. Natürlich gibt es in dieser Phase Unsicherheiten. Man weiss nicht, was Trump tatsächlich macht. Negative Auswirkungen für uns auf dem US-Markt wird es wohl nicht haben. Und ich glaube nicht, dass Trump alles umsetzen kann, was er gesagt hat. Er muss die Unterstützung der Republikaner erhalten – nicht alle sind mit ihm einverstanden.» Aufgezeichnet: reu

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«Das grössere Übel gewählt»

Andreas Hegg, Gemeindepräsident (FDP), Lyss

Für mich ist das grössere Übel gewählt geworden. Ich kann nicht verstehen, dass ein so grosses und gutes Land keine besseren Kandidaten präsentieren konnte. Jegliche Prognosen in wirtschaftlicher wie auch politischer Hinsicht sind nicht möglich, die Auswirkungen auf unsere Region sind zurzeit noch überhaupt nicht absehbar. Aufgezeichnet: msc

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«Eine historische Chance verpasst»

Corrado Pardini, Nationalrat (SP), Lyss

«Für mich hat nicht Trump gewonnen, vielmehr haben die Demokraten verloren. Sie haben eine historische Chance verpasst. Und die ganze Welt lag falsch mit ihren Prognosen. Als Politiker habe ich mich immer wieder gefragt, welche Fehler gemacht wurden. Dennoch: Trump hat sämtliche Regeln der Politik und des Anstands missachtet und damit Wähler mobilisiert. Und ich hoffe inständig, er versteht sich nicht als Anführer einer neuen internationalen extremen Rechten. Das wäre für uns und Europa die grösste Gefahr, die von Trump ausgeht. » Aufgezeichnet: reu

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«Schutzzölle wären ein Problem»

Gilbert Hürsch, Geschäftsführer Wirtschaftskammer Biel-Seeland, Port

«Ich bin überrascht, denn die Prognosen sahen ganz anders aus. Die Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft sind noch schwierig abzuschätzen. Zwei Themen aber beschäftigen mich: Einerseits die Reaktion der Finanzmärkte. Bei unsicherer Lage erfolgt die Flucht in den sicheren Hafen des Schweizer Frankens. Anderseits sind dies Trumps Äusserungen, wonach er Schutzzölle von 35 Prozent einführen will. Sollte das tatsächlich kommen, haben wir ein Problem. Das Exportvolumen der Schweiz in die USA beträgt jährlich 30 Milliarden Franken…» Aufgezeichnet: tg

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«Die Mehrheit wollte ihn, fertig»

Ralph «Tosi» Tosoni, Rockmusiker, Solothurn

«Ich bin durchaus nicht Pro-Trump. Aber jeder hat eine Chance verdient, und die Alternative war auch nicht gerade berauschend. Jetzt muss man mal vier Jahre abwarten, und dann kann man urteilen. Trump hat nun diese Zeit, allen zu zeigen, dass er auch was Gutes tun kann. Überhaupt: Es wird so viel manipuliert. Man ist gar nicht mehr imstande zu unterscheiden, was wirklich wahr ist und was nicht. Die Mehrheit hat ihn gewollt, fertig. Es ist nicht an uns Schweizern, seine 57 Millionen Wähler zu verurteilen.» Aufgezeichnet: tg

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«Zulauf für die Populisten»

Felicity Lunn, Leiterin Kunsthaus Pasquart, Biel

«Ich habe die Wahl und den scheusslichen Wahlkampf intensiv mitverfolgt. Ich bin sehr überrascht. Das Resultat ist schrecklich, enttäuschend; für die Politik in den USA, die Weltpolitik und die internationalen Beziehungen. Ich befürchte, dass Donald Trump das wahrmachen wird, was er ankündigte. Durch die internationalen Verflechtungen wird sich die Wahl auch in Europa und im Seeland auswirken. Ich befürchte, dass die Angst vor dem Anderen auch bei uns zunehmen wird und die Populisten noch mehr Zulauf erhalten.» Aufgezeichnet: pst

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«Die Wutbürger geben den Ton an»

Daniel Schneider, Co-Geschäftsführer «St. Gervais», Biel

«Bis  um vier Uhr verfolgte ich die Wahlen am TV. Als Florida entschieden war, ging ich ins Bett. Der Entscheid erstaunt mich nicht. Auch bei uns geben Wutbürger den Ton an. Stichworte: Le Pen, AFD, die Versammlung von 6000 Rechtsextremen in der Schweiz. Es bringt nichts, jetzt mit dem Finger auf die USA zu zeigen. Es ist an uns, diese Entwicklung zu drehen. Aber es geht uns noch zu gut. Enttäuschend ist das Resultat für meine Freunde aus den USA. Musiker, die sich gegen Trump und für das kleinere Übel Clinton engagiert haben.» Aufgezeichnet: pst

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«Ich stehe noch unter Schock»

Manuel Engel, Musiker, Biel

«Ich habe mit einem amerikanischen Musikerkollegen in Biel die Wahl live auf CNN verfolgt. Ich stehe immer noch unter Schock, habe ich ein mulmiges Gefühl. Diese Wahl war eine klare Aussage an das politische Establishment in den USA. Ich habe zwischen 2000 und 2009 in New York City gelebt. Meine Frau ist Amerikanerin. Meine Tochter ist in den USA geboren und Doppelbürgerin. Wir wollten im Frühling Freunde in den USA besuchen, bin mir aber nicht mehr sicher, ob dies die richtige Entscheidung ist.» Aufgezeichnet: pst

Kommentare

Demokrat

Keiner der angeblichen Persönlichkeiten hat annähernd einen Leistungsausweis wie Präsident Trump! Wahrscheinlich spielt der neid mit!


Biennensis

5. Meinungsäusserungsfreiheit: Linke Cüplisozialisten, die Meinungen und Ansichten anderer Menschen als Populismus "verkaufen" sind doch die wahren Populisten!


Biennensis

Populismus, Rassismus und Sexismus - denn mehr bringen diese Gutmenschen aus dem linken Lager gegenüber Donald Trump leider nicht zusammen! Auch ist der angekündigte Weltuntergang an der Börse nicht eingetreten! PS: Die Linken Gutmenschen haben bei einer unvorhergesehenen Niederlage gegenüber der Stimmenmehrheit immer die gleichen Ausreden (Beleidigungen) parat! 1. Wutbürger... 2. Schlecht informiert.. 3. Nix kapiert.. 4. Schlechte Schulbildung...


rowoltz55

Die Auswahl der "Persönlichkeiten" sagt eigentlich alles. Wie Boezinger schon erwähnte, mit wenig Ausnahmen wurde da mal was nachgeplappert, dies ohne gross zu überlegen. Da steht ein Musiker immer noch "unter Schock", ihm und den meisten anderen wäre wahrscheinlich eine Kriegstreiberin mit dunkler Vergangenheit wie Clionton lieber gewesen. Wenn ich die meisten Antworten so anschaue, dann gefällt mir die Antwort des Rockmusikers aus Solothurn, einer der wenigen Antworten, die auch überlegt und nicht einfach rausgeplappert ist.


Boezinger

Die Kommentatoren disqualifizieren sich selbst. Kaum eine/r hat sich wohl mit Trump seriös auseinandergesetzt. So auch der Chefredaktor mit der Schlagzeile "auf zum Blindflug..." Es ist einfacher, einander den Unsinn nachzuquatschen (z.Bsp. den Unsinn, der von Schawinski im Staatsfernsehen verbreitet wurde) als sich anhand der Vielzahl von aussagekräftigen Dokumentationen im Internet über Biographie, politischer Haltung und Absichten des künftigen Präsidenten umfassend zu orientieren. Anderer Meinung als Stöckli zu sein ist für mich eine Bestätigung meiner eigenen Ansichten.


Heinz Probst

Amerikas Erwachen. Schnee von gestern? Nein. Er bleibt vorerst liegen, der Schnee. Es ist Winterzeit. Einen von zwei unerwünschten Politikern, ob Frau oder Mann, war zu wählen. Daran führte kein Weg vorbei. Wer das kleinere Übel wählte, wählte immer noch ein Übel. Und verantwortlich ist das Polit-Etablissement. Ob Republikaner oder Demokraten.


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