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Täuffelen

«Ein Gitter muss her»

Letzte Woche sind im Bootshafen 16 Motoren gestohlen worden. Schiffsbesitzer sind sich uneins, wie und ob sich derartige Diebstähle verhindern lassen.

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Der morgendliche Nebel hat sich gelichtet. Im Täuffeler Bootshafen liegt buntes Herbstlaub auf den Schiffsstegen. Das tiefblaue Wasser glitzert in der Sonne und die Boote schaukeln leise hin und her.
16 Schiffen ist nichts anderes geblieben als hin- und herzuschaukeln, denn ihnen fehlt der Motor. An seiner Stelle hängen schwarze Kabel heraus. Letzte Woche haben Diebe hier im Hafen wieder zugeschlagen: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag entrissen sie die 16 Motoren oftmals auf brachiale Weise und transportierten sie ab. Laut Kantonspolizei Bern ist dabei ein Schaden von mehreren zehntausend Franken entstanden.

«Grenzen wieder kontrollieren»
Ein Bootsbesitzer ist gerade dabei, sein Schiff wintertauglich zu machen. Sein Motor ist noch dran, doch im Sommer wurde sein Boot aufgebrochen und verwüstet hinterlassen. «Das ist eine Sauerei, was hier passiert», sagt er. Im Frühling habe er verdächtige Autos mit ausländischen Kennzeichen bemerkt und diese der Polizei gemeldet. Er sagt: «Die Diebe haben sich den Hafen bestimmt vorher in Ruhe angeschaut.» Damit hat er laut Polizei richtig gehandelt, denn in einer Flyer-Kampagne warnte die Kantonspolizei Bern diesen Sommer vor Diebstählen und Vandalismus auf Booten: «Keine Wertgegenstände auf dem Schiff liegen lassen und verdächtige Beobachtungen unter den Nummern 112 oder 117 melden.» Der Mann hat eine klare Meinung, wie man solche Diebstähle in Zukunft verhindert: «Aus dem Schengenraum austreten und wieder Grenzkontrollen einführen.»

Besonders leid tut ihm der Diebstahl für den Gerolfinger Werner Leiser, denn diesem wurde nun zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres der Motor gestohlen. Als das «Bieler Tagblatt» Leiser telefonisch erreicht, ist dieser gerade beim Bootsmotorenhändler. «Sie bauen mir einen provisorischen Motor ein, dann kann ich wenigstens wieder Fischen gehen.», sagt Leiser, der auch im Winter gerne seinem Hobby nachgeht.

Letzten Donnerstagmorgen wollte er sich gerade auf die Jagd nach Egli machen, da überraschte ihn die Polizei im Hafen. Er musste feststellen, dass die Schrauben, die den Motor am Boot fixierten, abgefräst worden sind. Damit es schneller geht, wurden auch sämtliche Kabel durchtrennt. «So ist der Schaden für mich nochmals grösser», sagt er. Der erste Motor, der ihm im April gestohlen worden ist, hatte nur gerade 20 Fahrkilometer hinter sich. Motor- und Reparaturkosten betrugen 9500 Franken, was die Versicherung übernahm. Auch der letzte Woche gestohlene Motor hatte erst 50 Kilometer hinter sich. Wieviel die Versicherung diesmal zahlen wird, weiss Leiser noch nicht.

Auch Hans Mügeli aus Gerolfingen wurde bestohlen. Er hat vielleicht mehr Pech mit der Versicherung: «Mein 9000-fränkiger Motor war ganz neu, und der Termin mit der Versicherung wäre diese Woche gewesen.» Zu spät also. «Die Versicherungen machen nun Druck, sie haben vorgeschlagen, Ortungsgeräte an den Motoren zu fixieren», sagt er. Es gebe auch spezielle Motorensicherungen. «Sichern sie Aussenbordmotoren mit einem Aussenborderschloss», schreibt denn auch die Polizei in ihrem oben erwähnten Flyer. Mügeli ist allerdings skeptisch: «Bei dieser rabiaten Vorgehensweise der Diebe wird das auch nicht viel nützen.»

Gitter, Kamera oder Poller?
Im Täuffeler Hafen sind rund ein Drittel aller Boote bereits ausgewassert und anderenorts eingewintert. Ein paar Bootsbesitzer, denen nichts gestohlen worden ist, schauen nach dem Rechten. Bei den möglichen Massnahmen, um solche Diebstähle in Zukunft zu verhindern, gehen ihre Meinungen auseinander. Einer sagt: «Da gibt es nur eins – ein Gitter muss her.» «Das bringt doch nichts, diese Profis knacken das im Nu», erwidert ein anderer und ergänzt: «Eine gut versteckte Kamera könnte vielleicht helfen.» Ein Dritter sieht die einzige Lösung darin, den ganzen Fischerweg von Hagneck und Gerolfingen her mit Pollern zu sperren: «Schliesslich dürfen sowieso nur jene hier parkieren, die eine Zugangsberechtigung haben.»

Auch die Täuffeler Gemeindebehörden diskutieren die verschiedenen Möglichkeiten. Nächsten Winter soll der Hafen umgebaut und erweitert werden. «Dabei versuchen wir, den Vandalismus mit baulichen Massnahmen einzudämmen», sagt Täuffelens Bauverwalter Stephan Mathys. Die Bootsplätze sollen in Zukunft nicht mehr wie bisher teilweise an der Mole, sondern allesamt an Stegen angeordnet werden. «Die Stege lassen sich dann besser schützen», sagt Mathys. Dazu könnte ein Gitter gebaut werden, aber die Massnahme ist laut Mathys noch nicht definitiv entschieden.
Ein Sicherheitsdienst sei bereits im Einsatz, hauptsächlich zur Kontrolle der Zugangsberechtigung. «Sie können natürlich nicht rund um die Uhr den Hafen bewachen», sagt Mathys dazu. Zum Thema Überwachungskamera sagt er: «Das kann noch ein Thema werden.»

Noch keine Infos zum Tathergang
«Um zu wissen, wie man die Boote am Optimalsten schützen könnte, wären wir auf Informationen der Polizei angewiesen», sagt Mathys. Bis jetzt hätte die Gemeinde überhaupt keine Informationen zum Tathergang erhalten. Auch auf Anfrage des BT gibt sich die Kantonspolizei bedeckt. «Wegen der laufenden Ermittlungen können wir zur Täterschaft oder zum Tathergang keine Angaben machen», sagt Alice Born, Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern. Neben den bereits erwähnten Massnahmen empfiehlt Born den Bootsbesitzern, auch im Winter ab und zu im Hafen nach dem Rechten zu schauen.
Beim Spaziergang im Täuffeler Hafen fällt auf: Auf der Wiese zu den Booten sind breite Reifenspuren zu sehen. Bootsbesitzer holen ihre Schiffe normalerweise weiter vorne bei der Rampe ab. Vielleicht ist hier jemand zu den Trockenplätzen gefahren, aber vielleicht sind das auch Spuren der Täter?

Die anwesenden Bootsbesitzer sind sich einig: Auf dem Wasserweg werden sie wohl kaum 16 Motoren in einer Nacht gestohlen haben. Wahrscheinlicher scheint ihnen, dass die Täter mit einem oder gar mehreren Fahrzeugen aufgekreuzt sind, denn ein Motor wiegt zwischen 50 und 400 Kilogramm.

«Im Frühling sind sie allerdings über den See gekommen», sagt Daniel Karrer, Hafenverwalter in Mörigen. Damals wurde auch in seinem Hafen ein Motor gestohlen (siehe Infobox). Mörigen hat seinen Hafen dieses Jahr umgebaut, doch die Sicherheit spielte dabei keine übergeordnete Rolle, sagt Karrer. Es gebe einen Betriebswart, der oft vor Ort sei, auch der unregelmässig patroullierende Sicherheitsdienst trage zur Ordnung bei. «Und der Möriger Hafen ist weniger abgeschieden als der von Täuffelen.»

INFO: Die Kantonspolizei sucht Zeugen zum oben beschriebenen Diebstahl. Hinweise können der Telefonnummer 032 344 51 11 gemeldet werden.

 

Chronologie der Diebstähle
• 18. Oktober 2012: In Täuffelen werden 16 Motore gestohlen
• Sommer 2012: In Täuffelen wurde mehrmals in Boote eingebrochen
• April 2012: Sieben Motoren werden in Täuffelen, Gerolfingen und Mörigen gestohlen
• Februar 2012: Einbruchdiebstähle in 15 Booten in Neuenstadt
• 2003-2004: Im Bettlachrank (Aare) werden rund 36 Motoren entwendet
(Keine Gewähr auf Vollständigkeit)

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