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Ein Ja entfacht Diskussion um Zukunft von Viehmarkt

Ende Monat entscheidet die Lysser Bevölkerung über den Werkhof-Neubau im Industriegebiet Süd. Das Projekt ist politisch unumstritten – anders die künftige Nutzung des heutigen Standorts auf dem alten Viehmarkt. Die SVP möchte hier eine Zwischennutzung verhindern.

Vier Millionen Franken kostet der geplante Werkhof-Neubau zwischen Au- und Grenzsstrasse im Industriegebiet Süd. Visualisierung: zvg

von Andrea Butorin


Am 28. Februar entscheiden die Lysserinnen und Lysser über die Zukunft ihres Werkhofs. Dieser befindet sich im Lysser Zentrum in baufälligen Baracken aus dem Jahr 1935. Weil der Platz dort nicht ausreicht für alle benötigten Materialien und Fahrzeuge, existieren diverse zusätzliche Lager- und Arbeitsräume im gesamten Gemeindegebiet. Lyss plant deshalb einen Werkhof-Neubau mit ausreichend Platz für alles Material (das BT berichtete). Zur Abstimmung steht dieses Bauprojekt sowie der dafür notwendige Investitionskredit von vier Millionen Franken.
Das Lysser Parlament befand im November über dieses Geschäft und stimmte ihm einstimmig zu. Auch Rolf Christen, Gemeinderat Bau und Planung (BDP), ist bislang keine Opposition bekannt. Allfälligen kritischen Fragen würde er sich gern stellen, sagt er. Aber weil diese ausblieben und weil das Geschäft politisch unumstritten ist, rechnet er mit einer Annahme durch die Bevölkerung. Auch Gemeindepräsident Andreas Hegg (FDP) zeigt sich zuversichtlich, dass die Lysser dem Werkhof-Neubau zustimmen.
 

Parat für die nächsten Schritte
Derzeit  würden die Planungsarbeiten laufen, damit die nächsten Schritte im Falle einer Annahme eingeleitet werden könnten, sagt Christen. Dass die Bauarbeiten bereits im Mai starten, wie Christen dies letzten Herbst noch angekündigt hatte, beurteilt er mittlerweile als «etwas ambitiös». Erst müsse noch die Baubewilligung erteilt werden. Im Sommer oder Herbst sollte aber gestartet werden können.
Der Neubau ist im Industriegebiet Süd beim Kreisel zwischen Au- und Grenzstrasse vorgesehen. Das Land ist bereits in Besitz der Gemeinde Lyss. Geplant sind eine Werkhalle aus Holz mit dreigeschossigem Kopfbau sowie ein leicht abgewinkelter Nebenbau.  In der Halle werden sämtliche Einsatzfahrzeuge hinter Toren – einzeln zugänglich – parkiert. Auch Werkraum, Waschraum und Lagerplätze sind dort vorgesehen.
Im Erdgeschoss des Kopfbaus sind Garderoben- und Sanitäreinrichtungen geplant, im ersten Stock Büros und ein Aufenthaltsraum. Der zweite Stock ist für die Haustechnik und das Lager reserviert. Der Nebenbau bietet Platz für weitere Fahrzeuge sowie für Werkzeugmaterial.
 

Was bei Ablehnung passiert
Sollte das Projekt wider Erwarten abgelehnt werden, müssten sowohl die bestehenden Gebäude und die Abwasseranlage auf dem alten Viehmarkt dringend saniert werden. In den Abstimmungsunterlagen heisst es:«An den bestehenden Gebäuden bestehen gravierende bauliche Mängel.» Zudem müssten in naher Zukunft an weiteren Standorten Räume gemietet werden, um alle Fahrzeuge unterbringen zu können.
Weiter könnte das Gebiet beim alten Viehmarkt nicht wie in der Ortsplanung vorgesehen genutzt werden – langfristig ist nämlich eine «gemischte Zentrumsüberbauung mit Läden und Dienstleistungen im Erdgeschoss» vorgesehen. Doch weil dies erst in einigen Jahrzehnten konkret wird, ist eine Zwischennutzung für die nächsten zehn bis 15 Jahre vorgesehen (das BT berichtete).
Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Andreas Hegg beschäftigt sich nach einem öffentlichen Workshop bereits seit letztem Jahr damit, wie diese Zwischennutzung konkret aussehen könnte. Für den Fall, dass die Vorlage angenommen wird, habe man im März bereits einen weiteren Termin fixiert, sagt Hegg.
 

SVP will Dauerlösung
Dieses Vorgehen missfällt der SVP. Ihre Vertreter haben deshalb an der letzten Parlamentssitzung vom November ein Postulat eingereicht, welches den Gemeinderat beauftragt zu prüfen, ob man sich nicht lieber mit der endgültigen Nutzung beschäftigen möchte statt mit einer Zwischennutzung.
«Wir finden es schade, dass man den Stier nicht gleich bei den Hörnern packt», sagt SVP-Parlamentarier Samuel Santschi. Man sehe, was derzeit in Lyss gebaut wird, was auf Nachfrage stösst und was nicht. Und wenn man schon das externe Büro Ecoptima engagiere, um bei der Evaluierung der Zwischennutzungs-Vorschläge mitzuarbeiten, dann könne man erst recht ein externes Büro damit beauftragen, die geeignete Dauernutzung zu finden, so Santschi. Er ist weiter der Meinung, «verdichtetes Bauen» solle kein hohler Begriff sein – die Flächen im Zentrum sollten nicht leer stehen, sondern von der Bevölkerung genutzt werden.
Für einzelne Veranstaltungen auf dem alten Viehmarkt sehe die SVP kein Problem. «Aber wir wollen nicht, dass man sich für fünf oder gar 15 Jahre vertraglich an etwas bindet», sagt Santschi. Er befürchtet, dass das temporär geschaffene Angebot später nur schwer wieder wegzukriegen sei. Diese Gefahr hat auch Andreas Hegg erkannt. Aber:«Um die definitive Nutzung zu bestimmen, ist es noch zu früh.» Das Postulat werde im Juni beantwortet. Zunächst müsse das Abstimmungsresultat betreffend Werkhof abgewartet werden.
Unabhängig davon will die Gemeinde Lyss beim alten Viehmarkt ab 2017 nur noch Glas und Blech sammeln, und zwar mittels einer unterirdischen Sammelstelle. Die restlichen Abfallstoffe müssen künftig zur Edi Entsorgungsdienste AG in den Industriering Nord gebracht werden.
 

Stichwörter: Werkhof, Lyss, alter Viehmarkt

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