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Lebendige Oasen

Ein Naturgarten für Mensch und Tier

Wer in seinem Garten neben Blumen auch Schmetterlinge, Vögel und Reptilien bewundern will, muss etwas dafür tun. Ein weiterer Teil der Serie «Wildlebende Tiere im Seeland».

Wer Schmetterlinge, Vögel, Bienen oder Eidechsen in seinem Garten beobachten will, muss dazu auch die nötigen Grundlagen schaffen. Bild: zvg

von Heidi Flückiger

Kommen Bienen oder Wespen Allergikern zu nahe, ergreifen diese verständlicherweise sofort die Flucht. Wer unter der Spinnenphobie leidet, gerät beim Anblick von Tieren dieser Gattung in Panik. Viele Menschen ekeln sich aber auch vor Würmern, Schnecken und allgemein krabbelndem Getier, hingegen bunte Schmetterlinge oder zierliche Vögel sind fast bei allen willkommen. Wo aber weder Spinnen, Bienen noch Würmer zugegen sind, bleiben auch andere Tiere aus, da sie auf Naturoasen angewiesen sind, die ihren Lebensbedingungen entsprechen. Über derartige Oasen hat der Gartengestalter Fredi Zollinger aus Laupen einen Vortrag mit dem Titel «Mein Garten: Lebensraum für Schwalbenschwanz und Distelfink» im Von-Rütte-Gut in Sutz-Lattrigen gehalten. Organisiert wurde der Diavortrag von der Landschafts- und Umweltkommission Sutz-Lattrigen.

 

Grundlagen schaffen

Wer das Frühlingserwachen neben spriessenden Blumen und blühenden Sträuchern auch in Gegenwart von wildlebenden Tieren geniessen möchte, kommt nicht drumherum, die dafür nötigen Grundlagen zu schaffen. Bienen, Hummeln, Wespen, Eidechsen, Raupen, Distelfink, Schwalbenschwanz und Co. brauchen den auf sie abgestimmten Lebensraum. Sie bevorzugen Gärten und Parkanlagen, die nicht von jedem Unkräutlein zwischen den Plattenfugen und jedem dürren Blumenstengel oder Laubblatt befreit werden. In einem tierfreundlichen Garten sollte vereinzelt auch der Löwenzahn, das Buschwindröschen oder die Wegwarte gedeihen dürfen. Mit etwas Phantasie kann eine derartige Naturoase genauso attraktiv gestaltet werden, wie ein aufgeräumter Gemüse- oder durchstrukturierter Ziergarten.

 

Schlupfwinkel und Nahrung

Stein-, Holz- oder Blätterhaufen bieten vielen Tieren überlebenswichtige Schlupfwinkel. Eine Eidechse kann sich bei Gefahr zwischen Steinritzen oder unter einem Holzhaufen verkriechen und sich vor Fressfeinden schützen. Findet ein Igel in einem trockenen Blätterhaufen Unterschlupf, muss er im Winter weder unter Kälte noch Nässe leiden.

Wichtige Nahrungsquellen für einheimische Tiere sind Pflanzen, die in unserer Region wild vorkommen und wachsen. Sie sind die Basis ihrer sogenannten Nahrungspyramide. So sind zum Beispiel Blätter und Blüten der wilden Hagrose ideales Futter für Dutzende von Käfern, Raupen, Blattwespen usw. Die wiederum können von Vögeln und anderen Tieren an ihre Jungen verfüttert werden.

Die Vielfalt einheimischer Pflanzen ist somit eine unabdingbare Grundlage für das Leben hiesiger wildlebender Tiere. Exotische Zierpflanzen können nicht mithalten, was aber nicht heisst, dass ganz darauf verzichtet werden muss. Duftender Flieder, üppig blühende Strauchrosen oder Rittersporn zwischen Wildblumen, Fruchtbäumen und Blumenwiesen haben sogar einen speziellen Reiz.

«Ein Garten, der vorwiegend mit einheimischen Pflanzen und Bäumen bestückt ist und dadurch unterschiedlichen wildlebenden Tieren Nahrung und Unterschlupf bietet, trägt zur Bioversität bei», sagt Fredi Zollinger. Gemäss Pro Natura ist die Biodiversität in vieler Hinsicht bedroht. Aus diesem Grund engagiert sich Pro Natura neben der Erhaltung von natürlichen Fliessgewässern, Mooren, Wäldern, Trockenwiesen und -weiden auch für die Gestaltung naturnaher Gärten.

 

Info: Zu mehr Natur im Garten findet morgen von 13.30 bis 17 Uhr ein Kurs in Sutz statt. Informationen und Anmeldungen bei der Gemeindeverwaltung.

 

Lebensbedingungen für bestimmte Tierarten

 

Wer Schmetterlinge in seinem Garten beobachten möchte, sollte möglichst viele Wildsträucher und -blumen anpflanzen, einen Blumenrasen tolerieren und diesen Tieren Kräuterbeete mit einer Blütenvielfalt als Nektarspender anbieten.

Wildbienen und Hummeln garantieren die Bestäubungssicherheit. Als Nistplätze benutzen sie dürre Stengel, Totholz, Erd-, Fels- und Mauerritzen, nehmen aber auch speziell für sie hergerichtete Harthölzer mit eingebohrten Löchern in Anspruch.

Haselmäuse, Baumschläfer und Steinmarder sind nachtaktiv und bleiben am liebsten unentdeckt. Sie halten sich in kleinstrukturierten Haufen mit grossen Bollensteinen sowie in Hohlräumen auf. Igel bevorzugen insekten- und kleintierreiche Gärten, die mit überwindbaren Hindernissen gestaltet sind. Engmaschige Drahtzäune und Mauerränder können Igel nicht meistern.

Eidechsen mögen steinigen oder sandigen Untergrund und verkriechen sich bei Gefahr in Mauerritzen, zwischen Steinen oder Scheiterbeigen. Sie ernähren sich von Raupen, Heuschrecken, Käfern, Ameisen, Würmern und anderen Kleintieren.

Viele Vögel sind ebenfalls Kulturfolger und nutzen nebst Wäldern und Wiesen auch Gärten und Häuser innerhalb von Siedlungen sowohl als Lebensraum wie auch als Brutstätten. Der bunte Distelfink zum Beispiel brütet auf Hochstammbäumen und in Sträuchern und ernährt sich von Samen. Die Amsel wiederum richtet ihre Brutstätten sowohl auf Bäumen und in Sträuchern als auch unter Hausdächern her. Dieser Vogel verspeist Früchte, Würmer und Insekten.

 

Mehr Bilder zum Thema sowie das Dossier zur Serie.

Stichwörter: Lebendige, Oasen, Garten, Tier, Serie

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