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Brügg/Port

Eine extrem komplexe Sanierung

Brügg/Port Die Arbeiten an der Wehrbrücke zwischen Brügg und Port schreiten voran. Bis Ende 2021 ist die Brücke nur noch einspurig befahrbar. Für Fussgänger und Velofahrerinnen gibt es bald einen eigenen Steg.

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von Carmen Stalder

Die Wehrbrücke zwischen Brügg und Port ist für Auto- und Lastwagenfahrer seit eineinhalb Jahren ein hartes Pflaster. Als der Kanton im April letzten Jahres den Zustand des über 80 Jahre alten Bauwerks untersuchte und dabei zu einem vernichtenden Ergebnis kam, musste es kurzerhand für den Schwerverkehr gesperrt werden.

Bernard Progin, Projektleiter beim kantonalen Tiefbauamt, erinnert sich nur ungern an diese Zeit zurück. Er habe damals ein paar Nächte lang schlecht geschlafen. «Es war wirklich fünf Sekunden vor zwölf», sagte er gestern bei einer Baustellenbegehung für die Medien. Im Dezember desselben Jahres durften die Lastwagen dank notfallmässig angebrachten Stahlträgern und -stützen zurückkehren. Allerdings gilt bis heute für alle Fahrzeuge ein Höchsttempo von 30 km/h (das BT berichtete).

Nun hat sich ein weiteres Hindernis dazu gesellt: Seit Mitte Oktober ist die Brücke nur noch einspurig befahrbar. Ein Zustand, an den man sich gewöhnen sollte: Der Verkehr wird noch bis Dezember nächsten Jahres mit einer Lichtsignalanlage geregelt. Zu Stosszeiten übernimmt ein Verkehrsdienst die Arbeit der Ampeln, weil sich andernfalls zu lange Kolonnen bilden würden. Die neue Verkehrsführung hat jedoch nicht etwa mit zusätzlich aufgetauchten Problemen zu tun. Vielmehr ist sie ein Anzeichen für die Sanierung der Brücke, die nun in grossen Schritten vorankommt.


200 Tonnen schweres Gerüst

Neben Progin sind Claudia Christiani, Kreisoberingenieurin Seeland/Berner Jura, und Tabea Jokisch, Bauleiterin vom Ingenieurbüro B+S, vor Ort. Gegen den Baulärm ankämpfend, stellen die drei Fachleute das Projekt bei leichtem Nieselregen vor.

Die Sanierungs- und Verstärkungsarbeiten an der Unterseite der Brücke sind bereits seit einiger Zeit im Gang. In den kommenden Wochen erstellen die Arbeiter die neuen Widerlager, also diejenigen Bauteile, welche die Übergänge zwischen der Brücke und dem Erddamm bilden. Zudem entsteht ein sogenanntes Lehrgerüst: Dieses rund 200 Tonnen schwere Ungetüm wird provisorisch unter die Brücke montiert, damit die Arbeiten vom Wasser aus erledigt werden können. «Das geht allerdings nur, wenn es kein Hochwasser hat», sagt Progin.

In der laufenden Bauphase, die noch bis Ende Dezember dauert, steht zudem die Verlegung der Werkleitungen an, die über die Brücke führen. Dazu gehören Strom- und Fernsehkabel, Abwasser- und Trinkwasserrohre oder auch eine Fernwärmeleitung. Die auffälligste Veränderung bildet ein provisorischer Fussgängersteg, der schon bald parallel zur Wehrbrücke über den Nidau-Büren-Kanal führt.


Teurer als gedacht

Bis die Brücke wieder von 40-Tönnern und mit Tempo 50 befahren werden kann, folgen noch viele Bauetappen. Die Verantwortlichen rechnen damit, das Projekt im Dezember 2021 abschliessen zu können. Ab diesem Zeitpunkt werden die Fussgängerinnen und Velofahrer über einen fixen neuen Steg aus Stahl verfügen, der von den bestehenden Brückenpfeilern gestützt wird.

Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf 10,2 Millionen Franken. Das ist einiges mehr, als vor einem Jahr angegeben worden ist: Christiani sprach damals von schätzungsweise vier bis fünf Millionen Franken. Darin waren gemäss Progin aber weder die Werkleitungen noch der 3,7 Millionen Franken teure Steg miteinkalkuliert. Ausschlaggebend für die Mehrkosten sei ein weiterer Faktor: Wider Erwarten muss nicht nur der ursprüngliche Brückenteil aus dem Jahr 1938 saniert werden, sondern auch die neueren Abschnitte aus dem Jahr 1990.

Sowieso handelt es sich um kein einfaches Projekt, wie bei der Baustellenbegehung deutlich wird. Alle paar Meter halten die Fachleute an, um auf eine weitere Besonderheit hinzuweisen. «Das ist eindeutig keine 08/15-Brücke», sagt Claudia Christiani. Da es sich um ein historisches Bauwerk handle, sei auch die Denkmalpflege involviert, die zum Beispiel bei der Farbe des Betonschutzes mitreden wolle.

Es gehe darum, zu bestimmen, welche Teile der Brücke saniert und welche erneuert werden müssen. «Das ist aufwendig, aber gleichzeitig auch sehr spannend», so die Kreisoberingenieurin. Tabea Jokisch teilt ihre Meinung: «Die Sanierung der Wehrbrücke ist extrem komplex.» Auch für ihr Ingenieurbüro sei das deshalb ein spezielles Projekt.

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