Beat Kuhn
Eine Bemerkung vorneweg: Mit wachsendem Erstaunen habe ich in den letzten Tagen festgestellt, dass mehrere meiner braunhaarigen Redaktionskollegen als Kind blonde Haare hatten. Ich nicht. In meiner Identitätskarte stand als Haarfarbe allerdings lange «dunkelblond», was ich nie verstanden habe. Es ist ja auch ein unlogisches Unwort, das man eigentlich verbieten sollte. Das Gegenstück wäre «hellschwarzes Haar»...
Aber zum Foto: Kindheitsfotos sind ja eine Stütze fürs Gedächtnis. Fotografierte Erlebnisse bleiben besonders gut haften. Von der abgelichteten Weihnachtsfeier ist mir primär in Erinnerung, dass ich nicht etwa gezwungen werden musste, zu singen, andernfalls ich keine Geschenke bekommen würde. Nein, entgegen meiner Schüchternheit drängte es mich geradezu, Weihnachtslieder zu singen. Und dies auch nicht verhalten, sondern voll Inbrunst. Heute würden Eltern ein solches Kind gleich zu einer Castingshow ihres Vertrauens anmelden. Damals, in den frühen 70er-Jahren, blieb Selbstdarstellung in der Familie.
Auch an den Pulli in schreiendem Sugus-Gelb kann ich mich gut erinnern. Er war aus feinster Wolle und so dick, dass er wahrscheinlich kugelsicher gewesen wäre. Warum die Hosen unten Schlaufen für die Füsse hatten, weiss ich nicht mehr. Das waren wohl meine Skihosen. Die hatte ich vielleicht für eine anschliessende Schlittelpartie (im Wortsinn) an. Die Strasse vor dem Haus war im Winter nämlich eine Rodelstrecke. Das Mittelland war damals, vor der Klimaerwärmung, so schneesicher wie das Jungfraujoch.
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