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Eintauchen in die «Farben der Trauer»

Sich mit dem Leiden auseinandersetzen und gleichzeitig Trost und Hoffnung finden. Dazu laden die Veranstaltungen der reformierten und katholischen Kirchen von Ins in dieser Woche ein.

Das Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Ins widerspiegelt die «Klang-Farben der Trauer» Bild:. tsi

von Tildy Schmid

«Kennen Sie ‹Klang-Farben der Trauer›?» «Ja, sicher», mögen viele antworten. «Verluste aller Art gehören zum Alltag. Trauer und trauern ist uns vertraut.» Nicht nur der Verlust eines geliebten Menschen, sondern auch Scheitern, Scham, Enttäuschungen, Verletzungen, Krankheit und Schmerzen verletzen unsere Seele zutiefst. Tiefe Trauer führt oft zu Verbitterung, innerem Rückzug und Vereinsamung. Der Weg zurück zu einem glücklichen, sinnerfüllten, unbeschwerten Leben scheint verschüttet. Diese Erfahrung teilen wir mit allen Menschen, selbst wenn wir uns nicht mitteilen oder den Schmerz nicht in Worte fassen können. Diese Sprachlosigkeit der Seele findet oft Ausdruck in der Kunst, in Musik und Literatur. Musik und Klänge transportieren Gefühle, die wir uns abgewöhnt oder als kindisch entwertet haben. Dank dem «Hintertürchen» Musik und Klang gelingt es leichter, sie zuzulassen.

 

Eigener Trauer nachgehen

Die christliche Passionswoche (bis am 23. April) thematisiert das Leid, den Schmerz und den Zweifel am Leben. Um der eigenen Trauer - ohne sich zu exponieren - nachzugehen, haben die reformierte Kirchgemeinde Ins mit Pfarrerin Sylvia Käser Hofer und die katholische Pfarrei Ins-Täuffelen mit Gemeindeleiter Eberhard Jost ein vielfältiges Wochenprogramm ausgearbeitet. Die künstlerische Leiterin und Floristin Beatrix Chopard hat mit dem Maler Franz Brülhart in beiden Kirchen spezielle Räume der Trauer gestaltet.

 

Schritt für Schritt vorwärts

Nach dem Palmsonntag-Gottesdienst wurde das Programm am vergangenen Montagabend im katholischen Pfarreizentrum durchgeführt. Die Musiktherapeutin Antoinette Niggli zeigte, wie sie Sterbende und Trauernde achtsam, mit «Atem und Klang», begleitet. Sie legte dar, wie sie die Spur der Musik im Leben des Heimgehenden findet, wie der Klang entspannt und ermöglicht, dass nie ausgesprochene Worte über Gefühle mitteilbar werden.

Der Spitalseelsorger Matthias Brefin, der vor zehn Jahren seine Frau und eine Tochter durch den Tsunami verlor, erzählte, welche Rituale in Thailand, Afrika und in alten Kulturen Trauer, Leid und Abschied erträglicher machen. Mit Klagen und Wehrufen, mit Trommeln, Urtonmusik, Klangschalen, Flöten, Singen, Weinen, Schluchzen und vielem mehr vermag sich die Seele auszudrücken. Herzschmerz und ungeweinte Tränen lösen sich. Doch auch Wut und Anklagen kommen an die Oberfläche, führen zu Fragen, auf die nach wie vor Antworten fehlen. «Die Zeit verrinnt, Schritt für Schritt geht es vorwärts, Ostern steht vor der Tür, Farben, auch die Klang-Farben der Trauer - führen uns zurück zu Lebensmut und innerer Freiheit», schliesst Gemeindeleiter Eberhard Jost den eindrücklichen Abend.

 

Link: www.passion-in-ins.ch

Stichwörter: Trauer, Farben, Ins, Trost

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