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Kallnach

Er hat aus dem ersten Coronajahr gelernt

In den kommenden drei Monaten steht bei Ronny Köhli aus Kallnach die Spargelernte an. Dieses Jahr begann er früh mit der Rekrutierung seiner Helferinnen und Helfer, um die Ernte nicht wie im letzten Jahr zu gefährden.

In der Hochsaison ernten Ronny Köhli und sein Team eine Tonne Spargeln pro Tag. Bild: Matthias Käser

Roman Bertschi

Ronny Köhli steht auf dem Feld und blickt über seinen Spargelacker. Momentan ist der Bauer aus Kallnach noch völlig tiefenentspannt, wie er sagt. Aber Köhli weiss, dass anstrengende Wochen auf Ihn zukommen. «Sobald es 15 bis 16 Grad warm wird, legen wir richtig los.»

Wie die Ernte ausfällt, kann Köhli noch nicht sagen. Die erzielte Menge sei vom Wetter und den Temperaturen in den nächsten drei Monaten abhängig. Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten wagt hingegen eine Prognose. Die Ernte beginne weder früh noch spät und die Temperaturen lägen im Normalbereich. Daher geht Waber für das Seeland von einer Ernte im langjährigen Mittel aus.

Im Moment ernten Köhli und sein Team täglich gut 100 Kilo Spargeln. Wenn die Ernte angelaufen ist, rechnet Köhli mit einer Tonne geernteter Spargeln am Tag. Auch zu heiss darf es nicht werden, denn wenn die Spargel in den Hitzestress kämen, würden diese zäh werden, so Köhli.

 

Hofladen war gut besucht

Der Seeländer Bauer setzt seine Spargeln hauptsächlich über seinen eigenen Hofladen ab. Zusätzlich kooperiert er mit den Gemüseproduzenten der Umgebung, die selbst keine Spargeln anbauen. Sie verkaufen die Spargeln wiederum auf den Wochenmärkten in Biel und verfügen über Hofläden. Während die Wochenmärkte im letzten Jahr besonders gut besucht waren, musste Köhli aufgrund der Restaurantschliessung Einbussen hinnehmen. Dieses Jahr habe sich der Absatz jedoch wieder eingependelt. Zusätzlich kann Köhli auf die Bieler Manorfiliale als Abnehmerin zurückgreifen. Die verschiedenen Standbeine geben ihm im Hinblick auf den Absatz seiner Seeländer Spargeln Sicherheit. «Wenn einer meiner Abnehmer aufhört oder pensioniert wird, habe ich immer noch genug gute Partner», so Köhli.

Dass sich der Seeländer Spargelproduzent anpassen muss, zeigt sich am diesjährigen, verbesserten Rekrutierungsprozess für die Erntehelferinnen und 
-helfer: Dies betrifft vor allem die Arbeitsbewilligungen und die Hygienemassnahmen, die mit der Pandemie einhergehen. So startete Köhli mit der Rekrutierung bereits im Februar. Anders als im letzten Jahr konnten die Vorbereitungen für die Hygienemassnahmen heuer rechtzeitig umgesetzt werden. Dadurch ist Köhli für die beginnende Erntesaison gut aufgestellt.

Dies betrifft auch die Auswahl der Helferinnen und Helfer. Aufgrund seiner negativen Erfahrungen mit Schweizer Angestellten hat Köhli seine Auswahl angepasst (das BT berichtete). Da in der letzten Saison mehrere Schweizer Angestellte spontan in die wieder geöffnete Gastronomiebranche wechselten, musste Köhli kurzfristig für Ersatz sorgen.

Deshalb werden die Spargeln dieses Jahr wieder von ausländischen Helferinnen und Helfern gestochen. Das ist bekanntlich nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Dass sich dieses Jahr genügend Arbeitskräfte im Landwirtschaftssektor gemeldet haben, zeigt ein Blick auf die Zahlen des Staatssekretariats für Migration. Von Januar bis März sind 2300 Frauen und 5175 Männer in die Schweiz eingereist, 2020 war die Zahl mit 371 Frauen und 1116 Männern deutlich geringer.

 

Sechs Tage die Woche ernten

Wenn es dann zur Ernte kommt, arbeitet das Team sechs Tage die Woche während zehn Stunden am Tag, was branchenüblich sei, sagt Köhli. In dieser Zeit wird nicht nur der weisse Spargel gestochen, sondern auch der grüne geschnitten. Die Nachfrage nach diesem steige stetig, weshalb Köhli mittlerweile auf drei von zehn Hektar grünen Spargel anbaut.

Obwohl diese Sorte am Markt immer mehr gefragt ist, geniesst sie bei Köhli und seinem Team nicht den besten Ruf. «Die Helferinnen und Helfer ernten am liebsten den weissen Spargel. Sie wollen stechen, nicht schneiden», sagt Köhli. «In die Grünen gehen sie nicht so gern, dazu muss man sie immer ein wenig zwingen.» Die Vorliebe für die «weisse Königin» zeigt sich auch, wenn es bei Köhlis wieder mal Zeit fürs Abendessen ist. «Auch wenn die grünen Sorten immer gefragter sind, bei uns am Esstisch merkt man davon bis jetzt nichts», sagt der Spargelbauer.

 

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