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Orpund

«Es gibt eine ziemliche Züglerei»

Die Primarschulanlage Orpund wird ab den Sommerferien während drei Jahren saniert und umgebaut. Der Unterricht findet wie gewohnt statt – wenn auch mit gewissen Einschränkungen.

Copyright: Susanne Goldschmid / Bieler Tagblatt
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von Carmen Stalder

Der Primarschulanlage in Orpund sieht man ihr Alter an. Die altmodischen Böden und Schrankfronten stammen augenscheinlich aus dem letzten Jahrtausend, im Winter entweicht die geheizte Luft durch die Fenster und im Sockelgeschoss herrscht dämmriges Zwielicht. Weitere Mängel sind nicht auf den ersten Blick ersichtlich: Die heutigen Brandschutzvorschriften werden nicht mehr eingehalten, die Anlage ist nicht rollstuhlgängig und die Geländer im Treppenhaus sind zu niedrig.

Das sogenannte Schulhaus II hat der Architekt Rolf Leu aus Lengnau 1974 als Primarschulerweiterung auf einem an das Schulareal angrenzenden Grundstück errichtet. Seither ist es nie umfassend saniert worden – «abgesehen von ein paar Pinselstrichen», wie Michael Tuma sagt. Er ist der Präsident der Sanierungskommission, die sich nun der mittlerweile «höchst dringlichen» Erneuerung annimmt.
Das Schulhaus I hingegen wurde bereits Anfang der 2000er-Jahre saniert, auch eine neue Turnhalle wurde gebaut. «Eigentlich hätte man bereits damals die ganze Anlage erneuern wollen», sagt Tuma. Aus finanziellen Gründen habe das aber nicht geklappt.


Zu grosse Klassenzimmer

Für das aktuelle Projekt wendet Orpund 10,9 Millionen Franken auf. Im November 2017 hat die Gemeindeversammlung dem Verpflichtungskredit mit grossem Mehr zugestimmt. Man habe auch einen kompletten Neubau in Betracht gezogen, so Tuma. Weil die Gemeinde das bestehende Hallenbad beibehalten möchte, wäre dies jedoch viel teurer geworden.

Nach der Sanierung wird die gesamte Primarschulanlage über zehn Klassenzimmer und drei Kindergärten verfügen – zwei Zimmer und ein Kindergarten mehr als heute. Wie geht das, wenn doch der vorhandene Platz derselbe bleibt? «Wir organisieren uns besser», erklärt Tuma. So gebe es heute übergrosse Klassenzimmer, deren Platz gar nicht ausgenützt werde. Diese würden verkleinert, dazu weitere unnötige Räume aufgehoben. «Das Innere wird komplett anders aussehen.»

Im Sockelgeschoss finden neu drei Kindergärten und ein Raum für die Integrative Förderung Platz. Zudem wird der bestehende Lichthof den Kindergärten zugänglich gemacht und so ein zusätzlicher Aussenraum geschaffen. Die beiden Aufbauten werden neu so organisiert, dass sich auf jedem Geschoss eine Klasse befindet, denen jeweils ein Gruppenraum zugeordnet ist. Mit diesen Anpassungen soll die Primarschule fit für die künftige Nutzung gemacht werden – so etwa für die Anforderungen des Lehrplans 21, der im Sommer eingeführt wird.


Bad für ein Jahr geschlossen

Das Hallenbad mit Garderobenbereich wird umfassend saniert. «Somit können zukünftig die Betriebskosten gesenkt und ein Beitrag zur Ökologie geleistet werden», heisst es im Projektbeschrieb der ausführenden Space-shop-Architekten aus Biel. Das Hallenbad bleibt wegen der Arbeiten über ein Jahr lang geschlossen: vom 8. Juli 2018 bis August 2019.

Die gesamte Haustechnik wird saniert und wo nötig ersetzt. Mit zwei Pelletkesseln wird in Zukunft Wärme aus nachhaltigen Ressourcen bereitgestellt. Weiter wird die Umgebung in einem Bereich abgesenkt und neu gestaltet. Mit dieser Massnahme soll die Lichtführung im untersten Geschoss deutlich verbessert werden. Dank dem Einbau von Liften ist die Schule künftig hindernisfrei zugänglich.

Die Arbeiten werden ab sofort und bis 2021 in drei Etappen erledigt. «Die intensiven Phasen, die viel Lärm und Staub verursachen, legen wir in die Sommerferien», sagt Michael Tuma. Dadurch soll der Unterricht wie gewohnt stattfinden – Provisorien gibt es keine.

Allerdings müssen die Schüler klassenweise ins Schulhaus I und wieder zurück wechseln. «Es gibt eine ziemliche Züglerei», kündet Tuma an. Auch werde wohl der Unterricht phasenweise durch den Lärm beeinträchtigt. Der Orpunder schaut dennoch optimistisch auf die kommende Zeit: «Die Lehrer stehen hinter dem Umbau und haben auch die Etappierung mitentwickelt.» Ein offener Punkt bleibt: Weil die Gemeinde aktuell mit wachsenden Schülerzahlen rechnet, könnte die Schule auch nach dem Umbau schon bald zu klein sein.

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