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Wahlen Lyss

Für Transparenz – gegen Tabus

Die EVP plädiert im Wahlkampf für den Verkauf der Seelandhalle. Das bringe mehr als die zaghaften Sparbemühungen des Parlaments. Und die EVP will wieder im Gemeinderat Einsitz nehmen.

Foto: Tanja Lander

Ursula Grütter

2005 hat es letztmals ein EVP-Mitglied in den Gemeinderat geschafft. Jetzt versucht es die Partei erneut und schickt drei Männer und eine Frau ins Rennen, alles aktuelle Parlamentsmitglieder. Zudem tritt sie mit einer vollen Liste für den Grossen Gemeinderat GGR an. Dort war die EVP in den letzten vier Jahren mit fünf Leuten vertreten.

Für das Gespräch mit dem «Bieler Tagblatt» hat Parteipräsident Markus Minder einen Platz vor der Seelandhalle gewählt. Hier wo auch die Curlinghalle steht. Hier wo die EVP ein finanzpolitisches Zeichen setzte, und erneut eines setzen will.

Dass die EVP Lyss zwischendurch pointiert politisiert und die Bevölkerung mobilisieren kann, hat sie damals bei der Lancierung des Referendums gegen den Erweiterungsbau der Curlinghalle be-wiesen. Parteipräsident Markus Minder spricht noch heute mit einem gewissen Stolz von der vor zweieinhalb Jahren gewonnenen Abstimmung. Zwar fiel das Resultat knapp aus, doch die EVP setzte sich zusammen mit der GLP mit der Ansicht durch, dass sich Lyss einen solchen Bau für eine Randsportart nicht leisten könne.

«Wir sind die einzige Partei in Lyss, die nicht auf eine Lobby Rücksicht nehmen muss», sagt Minder. Wenn man Lobbys unterworfen sei, komme es oft zu Widersprüchen. Politiker sprächen dann zwar von Sparwille, würden aber wegen potenziellen Wählern Geschäfte trotzdem durchwinken. Das verhindere einen effizienten Sparkurs des Parlaments. In erster Linie beim Unterhalt von Strassen und Liegenschaften zu sparen, sei der falsche Weg, so Minder.

Verkauf der Seelandhalle
Lyss muss aber sparen, da sind sich die Politiker von links bis rechts einig. Was dies für die EVP heisst, hat sie bei der letzten Sitzung des GGR gezeigt. Sie stellte Antrag um Antrag für Variantenberechnungen – und erzürnte damit andere Parlamentsmitglieder. Unsinnig sei dies, liessen sie die EVP wissen, diese Variantenberechnungen seien mit zusätz-lichen Kosten verbunden und stünden in keinem Verhältnis zum möglichen Sparpotenzial. Minder verteidigt das Vorgehen: «Beim in Lyss gültigen Budgetierungssystem WOV können wir nur so Transparenz schaffen und eruieren, wo überhaupt gespart werden kann.»

Eine grosse Sparmöglichkeit hat die EVP bereits an einem anderen Ort gesichtet. Sie lancierte die Idee, die Seelandhalle zu verkaufen. «Wir kennen keine Gemeinde, die Besitzerin einer solchen Halle ist», sagt Minder. Der Betrieb sei zudem defizitär und belaste das Budget jährlich mit gegen 600 000 Franken. So leicht könne Lyss sonst nirgendwo Geld sparen, ist Minder überzeugt.

Will die EVP also den Rotstift vor allem beim Sport ansetzen? Der Parteipräsident verneint. Er finde es gut, dass die Gemeinde die einheimischen Sportvereine unterstütze, sagt Minder, sie würden zu einem aktiven und attraktiven Dorfleben beitragen. Das sei bei einer so schnell wachsenden Gemeinde wie Lyss wertvoll.

Betreuung beibehalten
Die Evangelische Volkspartei, wie die EVP bei vollem Namen heisst, will sich auch für die Beibehaltung des Bildungs- und Betreuungsangebotes einsetzen. In Lyss sei bei der Umsetzung der Schulreform gute Arbeit geleistet worden, attestiert Minder dem Gemeinderat. Diese Angebote müssten nun erhalten bleiben und dürften nicht unüberlegten Sparübungen zum Opfer fallen. Minder erklärt auch, wieso sich die an christlichen Werten orientierte Partei für externe Betreuungs-angebote ausspricht: «Die EVP setzt sich für traditionelle Familiensysteme ein, aber manchmal erfordern Lebenssituationen andere Lösungen.» Da sei dann halt die Tagesschule die zweitbeste Lösung und zu akzeptieren, so Minder.

Im aktuellen GGR sitzt die EVP rechts neben der SP, gegen die Mitte zu. Innerlich ist sie nach dem Empfinden von Minder politisch noch etwas mehr von der SP abgerückt. Früher habe die EVP eher links politisiert, doch heute seien von den vier Vertretern im GGR drei aus dem mittleren und oberen Kader. Dieser berufliche Hintergrund schimmere bei der Politik durch. Diese Kaderleute streben auch nach einem Sitz im Gemeinderat. Und die EVP hat dabei an die Busswiler gedacht. Mit Hans Ulrich Bourquin schickt sie einen Mann aus diesem Gemeindeteil ins Rennen. «Man muss die Busswiler ernst nehmen, das machen wir», sagt der Parteipräsident der EVP.

Link: www.evp-lyss.ch

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