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Brügg

Gemeinde entscheidet nun selbst über den Bärletwald

Im Bärletwald sollten zahlreiche Bäume gefällt werden. Dagegen wehrte sich die Gemeinde Brügg – mit Erfolg. Dennoch bleiben 
nicht alle alten Eichen unangetastet.

Das Wappen von Brügg

Der Staatsforstbetrieb des Kantons Bern plante im Bärletwald entlang der Rainstrasse, rund 90 alte Bäume zu fällen. Unterstützt durch aufgeschreckte Anwohnende hat sich die Gemeinde Brügg gegen diese Aktion zur Wehr gesetzt (das BT berichtete). Grundlos war dieses Vorhaben aber nicht, weisen doch etliche Eichen, Buchen und Eschen in diesem Waldbereich dürre und unstabile Äste oder andere Mängel auf, die den Menschen zur Gefahr werden könnten.

Besonders auffällig wurde das oberhalb des Schulhauses Bärlet und entlang der Rainstrasse, die von vielen Schülern und Spaziergängerinnen genutzt wird. Dass etwas unternommen werden musste, war allen klar, aber nicht in diesem radikalen Ausmass.

 

Etliches ist vollbracht

Inzwischen waren im Bärletwald Arbeiter am Werk. Am Samstag lud die Einwohnergemeinde Brügg zum Informationsanlass ein und informierte über die verrichteten und geplanten Arbeiten. Rund 70 Besucherinnen und Besucher folgten der Einladung, darunter auch Gemeindepräsident Franz Kölliker (Ortsvereinigung). Die Moderation hatte Beat Oppliger, Leiter der Fachstelle Natur und Umwelt der Einwohnergemeinde Brügg, inne.

Inzwischen ist der Kanton dabei, der Gemeinde Brügg zwei Hektaren dieses Waldes für 80 000 Franken zu verkaufen. Der Kaufvertrag sei noch nicht ganz unter Dach und Fach, aber auf gutem Weg, sagte Vizegemeindepräsident Hans Flückiger (Ortsvereinigung). Unbestrittene Ausgangslage des Geschäfts war die Garantie der Sicherheit entlang der Wege sowie die Steigerung der Biodiversität des besagten Waldstückes. Gemäss einer schriftlichen Vereinbarung könne die Gemeinde auf dem Areal aber schon schalten und walten und die Baumpflege angehen, so Flückiger.

 

Eichen sind am robustesten

Die Arbeiten im Bärletwald werden vom Forstingenieur Urs Mühlethaler aus Brügg begleitet. Mit seiner Neubeurteilung der Situation konnte er die Gemeinde objektiv beraten. Von den vorhandenen Baumarten seien die Eichen am robustesten. Wegen mangelnder Vitalität hätten allerdings einige davon gefällt werden müssen, wie zwei Eichen im Alter von 110 und eine von 170 Jahren, sagte er. Bei anderen Eichen wiederum reichte eine Baumpflege oder das sogenannte Stumpen. Am meisten unter Schäden leiden würden in diesem Wald Eschen und Buchen, sagte Urs Mühlethaler.

Die Baumpflegemassnahmen im Bärletwald werden fortgesetzt. Es wird auch noch einige Baumfällungen geben. Nach Abschluss der Arbeiten sei dann aber für fünf Jahre Schluss und es werde in diesem Waldstück nur noch bei Notmassnahmen eingegriffen, so Mühlethaler.

 

Ein vorbildliches Projekt

Aus ökologischen Gründen bleiben gefällte Baumstämme und von Bäumen entfernte Äste auf dem Boden liegen. Im Brügger Wald würden etliche gefährdete Tierarten wie das Mauswiesel leben, die auf solche Lebensräume angewiesen seien, sagte Michael Lanz, Umweltingenieur und Präsident des Vogelschutzvereins Milan Biel. Er erwähnte auch, wie wichtig der Erhalt der alten Eichen mit deren strukturreichen Baumrinden und Höhlen als Lebensraum für seltene Flechten und Insekten seien. Lanz lobte die Vorgehensweise des gemeinsamen Projektes und den Einsatz von Baumpflege im Bärletwald. Das sei ein vorbildliches Projekt für die Schweiz, sagte er.

Michael Lanz und Beat Oppliger wünschen, dass der Bärletwald zur Alt- und Totholz-Insel wird. Mit Unterstützung von weiteren Waldbesitzern und des Naturschutzes soll der gesamte Längholzwald, der sich von Brügg bis nach Biel, Mett und Orpund erstreckt, aufgewertet werden. Heidi Flückiger

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