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Herbst

Gemeinden verwerten Laub zu Biogas

Farbenprächtige Bäume zieren das Seeland. Das Laub wird mit Wischmaschinen und Laubbläsern gesammelt und verarbeitet. Die warmen Herbsttage sorgen dafür, dass sich der Zeitraum dieser Tätigkeit verschiebt.

Die meisten Werkhöfe in Biel und im Seeland setzen nach wie vor auf Verbrennungsmotoren statt auf elektrisch betriebene Laubbläser. Bild: Stefan Leimer

Lorena Castelberg

Im Herbst zeigen sich die Baumblätter wieder in den unterschiedlichsten Farben. Rot, orange, grün und braun fallen sie zu Boden. Der Zeitraum, in welchem das Laub von den Bäumen fällt, ist je nach Wetterbedingungen unterschiedlich. Silvan Kocher, Strasseninspektor der Stadt Biel, erklärt warum: «Bleibt das Wetter länger feucht, bleiben die Blätter entsprechend länger an den Ästen.» Frost und Kälte hingegen lassen die Blätter schneller fallen. Entscheidend sei auch die Baumart, sagt Kocher weiter. «Starke Winde und einsetzender Frost helfen, dass das Laub konzentriert von den Bäumen fällt», sagt Kocher. Der Unterschied könne bis zu vier Wochen ausmachen. Dieser Zeitraum habe sich aufgrund der wärmeren Herbsttage leicht nach hinten verschoben. In Grenchen werden jährlich über 90 Tonnen Laub gesammelt. In Biel sind es bis zu circa 350 Tonnen.

Die Werkhöfe, Strassenreiniger, Stadtgärtnereien und Förster des Seelands haben damit alle Hände voll zu tun. Die Strassen der Bieler Innenstadt werden täglich gereinigt, in Aussenquartieren einmal wöchentlich. In Alleen werde das saubere Laub direkt mit den Wischmaschinen aufgenommen und zu grossen Laubhaufen zusammengeführt.

Im Rahmen der Handreinigung werde das Laub von Strassenreinigern zusammengenommen und zu Laubdepots gebracht. Diese werden dann periodisch abgeführt. Der Revierförster von Ins, Markus Zwahlen, bläst das Laub auf den Waldstrassen zurück in den Wald. «Das Laub verfault und gibt wichtige Nährstoffe für den Boden ab», sagt er.

 

Laub wird zu Strom
Die Stadt Biel liefert das saubere Laub zu einem Landwirt. Dieser kann es dann auf seinen Feldern ins Erdreich pflügen. Laub ist dann sauber, wenn es nicht in Kontakt mit den Verschmutzungen der Strassen kommt. «Verschmutztes und mit Litteringabfällen durchsetztes Laub wird verbrannt.»

Ähnlich gehen auch Grenchen und Aarberg vor: Sie fahren das Laub zur Axpo Kompogas AG. Die Axpo Kompogas gewinnt aus Bioabfällen erneuerbare Energien und natürliche Ressourcen. Bei der Vergärung des Laubs entsteht methanhaltiges Biogas und Gärgut. Das Biogas kann für die Strom- und Wärmeproduktion genutzt werden oder es gelangt als Dünger wieder zurück in die Landwirtschaft.

 

Liegen lassen ist keine Option
Das Laub liegen zu lassen, stehe nicht zur Debatte. Es erhöhe für alle Verkehrsteilnehmer die Sturz- und Rutschgefahr, insbesonders für Radfahrer und Fussgänger. Ausserdem würden auch die Strasseneinlaufschächte verstopft werden und das Regenwasser könnte nicht mehr abfliessen. Urs Hostettler, Chef des Werkhofs in Aarberg fügt an, dass auch Grünanlagen und Rasenflächen vom Laub befreit werden müssten. «Es führt sonst zu Pilzbefall und Moosbildung und kann sogar zur Zerstörung der Rasenflächen führen», sagt Hostettler weiter. Im Sommer wolle schliesslich niemand sein Badetüechli auf eine kaputte Wiese legen, sagt der Werkhof-Chef lachend.

 

Kostenpunkt ist gross
Das Zusammennehmen des Laubes dürfte sich gemäss Kochers Schätzungen auf circa 200 000 Franken belaufen pro Jahr. Das Aufladen, Abführen sowie das Verwerten kostete in den letzten drei Jahren pro Jahr rund 65 000 Franken. In Grenchen belaufen sich die Kosten pro Tonne auf circa 125 Franken. Bei 90 Tonnen pro Jahr entspricht dies einer Summe von knapp 12 000 Franken.

 

Vereinzelte Reklamationen
Der Einsatz von Laubbläsern am frühen Morgen ist für viele ein Dorn im Auge. Aber: «Wir beginnen nicht vor acht Uhr morgens, das wurde so festgelegt», sagt ein Mitarbeiter des Grenchner Werkhofs. Die elektrisch betriebene Laubbläser werden noch nicht in allen Gemeinden eingesetzt.

Grenchen hat bislang nur Benzinbläser in Betrieb. «In Biel arbeiten wir mit beidem», sagt Kocher und fügt an: «Wir können noch nicht ganz auf motorisierte Laubbläser verzichten.» Grund dafür sei die geringere Leistung der Elektrobetriebenen. Das stärkere Gebläse könne im Moment noch nicht ersetzt werden. «Um die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten, benutzen wir Gerätebenzin und eines, das für Menschen weniger schädlich ist», sagt Kocher. In der Regel würden bei Ersatzbeschaffungen jedoch Elektrobläser gekauft.

Reklamieren tue kaum jemand. «Dort, wo Reklamationen herkamen, benutzen wir, wenn möglich, nur noch die leisen, elektronischen Laubbläser», sagt Hostettler. So auch in Biel. «Für Gehwege und Strassen brauchen wir keine Laubbläser, nur bei Rabatten und Grünanlagen», bestätigt Kocher. Laubrechen würden die Pflanzen in den Grünanlagen beschädigen oder gar zerstören. «Wenn das Problem der Leistungsstärke geklärt ist, steigen wir ganz um», bekräftigen alle. Den Anblick der farbenprächtigen Blätter solle noch genossen werden, bevor auch die letzten Blätter eingesammelt und weggeblasen werden.

Stichwörter: Herbst, Laub, Verarbeitung, Biogas

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