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„Krawattenzwang“

Glück gehabt, Puccini

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Glück gehabt, Puccini.

Krawattenzwang: Bernhard Rentsch
  • Dossier

Wir sind Katzenbesitzer, und wir leben in Sutz – beides zusammen war zwischen September 2011 und Dezember 2014 eine gefährliche Mischung. Dass ein Katzenhasser mit dem Luftgewehr unterwegs war und damit Vierbeiner im Quartier verletzt hat, sorgte nicht nur in der näheren Umgebung für Angst und Verunsicherung. Auch wir haben uns um unseren Kater Puccini gesorgt. Puccini hat zusammen mit seinem Bruder Mozart die Kindheit unserer Töchter begleitet. Also: eigentlich alles ganz brav und normal. Und: Puccini – wie auch Mozart – kamen dem wilden Schützen offenbar nie in die Quere, resp. nie in dessen Garten.

Eine Katze, die es gewohnt ist, täglich ihre Runden draussen zu ziehen, kann man schlicht nicht einsperren und damit schützen. Es ist auch nicht zu kontrollieren, wo sie ihr Geschäft verrichtet. Und das kann in der Tat für Ärger sorgen. Aber bitte – doch sicher keine Gewalt gegen die Tiere. Nun ist der vermeintliche Täter verurteilt ­ ohne Geständnis, anhand von Indizien (das BT hat berichtet). Ich kenne den Verurteilten nicht, weiss nichts über die Details. Und ehrlich gesagt, das interessiert mich auch nicht. Unter den Fall soll ein Strich gezogen werden. Vielleicht hat ja jemand sogar etwas gelernt...

Ich habe Verständnis für Menschen, die mit Haustieren nichts anfangen können. Ich habe auch Verständnis dafür, dass diese sich bei Nachbarn melden und ihre Distanziertheit zu den vierbeinigen Lieblingen der andern äussern. Vor allem, wenn die Verschmutzung tatsächlich störend ist. Eine gemeinsame Lösung ist immer zu finden. Aber mit Wut, gar mit einem Gewehr, gegen Katzen vorzugehen, löst mehr als Kopfschütteln aus. Da habe ich kein Verständnis. Die Gewaltbereitschaft gegenüber Haustieren könnte sich ja auch mal in anderer Weise manifestieren. Ist ein Tierhasser eine potenzielle Gefahr für sein Umfeld? Müssen wir uns sorgen? Ich hoffe nicht. Konflikte müssen und können im Dialog geklärt werden.

Puccini ist inzwischen glückliche 15 Jahre alt und fristet das gemütliche Leben einer verwöhnten Hauskatze – hoffentlich noch lange. Sein Zwillingsbruder Mozart ist bereits gestorben, eines natürlichen Todes. An unseren Katzen wurde keine Gewalt ausgeübt. Glück gehabt, Puccini.


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

 

 

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