Sie sind hier

Abo

Lyss

«Ich finde die Fusion immer noch nicht gut»

Jürg Michel will bei den Wahlen als Gemeinderat wiedergewählt werden und Sara Ellen Hübscher hofft auf einen zweiten Sitz für die SVP Lyss-Busswil. Die Partei will weiterhin sparen. Gleichzeitig sollen die Steuern so bald wie möglich wieder sinken.

Die «Salzbütti» ist der bevorzugte Treffpunkt der SVP Lyss-Busswil. Auf der Gemeinderats-Liste der «Erfahrenen» sind Sara Ellen Hübscher, Patrick Häni und Jürg Michel aufgeführt (von links). Bild: Matthias Käser

von Andrea Butorin


Jürg Michel hatte als Gemeinderat keinen einfachen Start. Er rückte 2015 für den erkrankten Werner Arn als Vorsteher des Ressorts Sicherheit und Liegenschaften nach und sagt in seiner unverblümten Art:«Ich war masslos überfordert.» Ein gutes Jahr habe er gebraucht um sich richtig einzuarbeiten. Auch mit dem Team der Verwaltung habe er sich erst finden müssen. «Mir eilte schliesslich ein gewisser Ruf voraus.»
Inzwischen habe er Spass an seinem Amt und wolle sich weiter auf die Arbeit konzentrieren. Aus diesem Grund kandidiere er auch nicht als Gemeindepräsident.
Wegen einer Äusserung im Zusammenhang mit Fahrenden wurde Michel von zwei Organisationen angezeigt. «Das Verfahren ist immer noch hängig, auch wenn ich nicht weiss, wieso», sagt er. Als Politiker habe ihm diese Anzeige nicht geschadet. «Im Gegenteil.» Er habe 1800 Reaktionen erhalten und bloss zwei davon seien negativ gewesen.
 

Mit zwei Listen antreten
Die SVP ist die einzige Partei, die gleich mit zwei Listen in die Gemeinderatswahl steigt. Auf der Liste der «Erfahrenen» sind neben Jürg Michel auch Patrick Häni, Kantonspolizist und Mitglied des Grossen Gemeinderates (GGR), sowie Sara Ellen Hübscher, die zu einem früheren Zeitpunkt bereits im GGR sass, vertreten.
Dann gibt es für den Gemeinderat noch die Liste 2;«die Dynamischen»:Aurelia Eggli, Benjamin Schmid und Dominik Dummermuth sind alle Ende der 90er-Jahre geboren.
Bei den «Erfahrenen» sind Michel und Hübscher kumuliert aufgeführt. Sara Ellen Hübscher sagt:«Ich bin eher für die Exekutive gemacht als für die Legislative. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür.» Zum bevorzugten Ressort befragt, antwortet sie:«Das Ressort Soziales in der Hand der SVP wäre interessant. Oder die Bildung.»
Fusion:bis heute kontrovers
Gut vertreten ist die SVP in Busswil. So sitzen für die Partei auch überproportional viele Busswiler im Parlament. Positiv wertet Sara Ellen Hübscher, wie die Busswiler innerhalb der SVP aufgenommen worden seien. «Wir waren sofort gleichgestellt. Das war nicht in allen Parteien so.»
Ganz verdaut ist die knappe Abstimmung aber noch nicht bei allen:«Ich war eine Gegnerin und finde die Fusion immer noch nicht gut», sagt sie. Gerade die Kosten im Griff zu behalten – eines ihrer erklärten Ziele – funktioniere in einer kleineren Gemeinde besser. Zudem habe die Fusion tiefschürfende Folgen gehabt: «Ich habe selber erlebt, wie ob der Fusionsfrage Freundschaften zerbrochen sind.»
Jürg Michel hat eine andere Perspektive:«Für Lyss war die Fusion ein Glücksfall. Der echte Dorfcharakter von Busswil tut Lyss gut.» Dass Busswil ein lebendiges Dorf ist, findet auch Hübscher. Dies nicht zuletzt dank der Schule im Ort. Sie ergänzt:«Es ist spannend zu beobachten, wie die Lysser unser Grienfest entdeckt haben.»
 

Kufa steht in Kritik
Mit Steuergeldern müsse man respektvoll umgehen, findet Hübscher weiter (siehe Standpunkte). Wenn man gleichzeitig sparen und Steuern senken will, dann muss das zu Lasten von jemandem gehen. Wäre es nach der SVP gegangen, so hätte die Kufa ihren finanziellen Rettungsanker im Juni nicht zugeworfen bekommen (das BT berichtete). Patrick Häni sagt:«Es wäre schade, wenn es die Kufa nicht mehr gäbe. Aber sie sollte mindestens teilbetriebswirtschaftlich geführt werden.» Auch Sara Ellen Hübscher hat eine klare Haltung:«Es kann nicht die Aufgabe einer Gemeinde sein, teure Bands zu finanzieren.»
Sparen Ja, aber bei den Liegenschaften nicht partout, findet Jürg Michel. Zentral ist seiner Meinung nach der Aspekt der Sicherheit: «Die Lysser müssen sich sicher fühlen.» Zudem müsse man zu den Schwachen ausreichend schauen.
 

«Keine Kopfnicker»
Für den GGR heisst das erklärte Ziel der SVP Lyss-Busswil, die Sitze zu halten. Im Parlament fällt auf, dass keine Partei so geschlossen abstimmt wie die SVP. «Das stimmt. Wir sind aber keine Kopfnicker», sagt Sara Ellen Hübscher. Die «Ausmarkung» finde durchaus statt, bloss im Vorfeld der Sitzungen, ergänzt Jürg Michel. Patrick Häni sagt, wenn jemand eine Haltung absolut nicht teilen könne, sei es möglich, sich zu enthalten. «Aber wir sind als SVP-Vertreter gewählt worden und wollen auch als solche auftreten.»


 

***

Standpunkte:

Bauliche Entwicklung:
Patrick Häni:«Die bauliche Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Irgendwo muss man bauen, und in die Höhe macht mehr Sinn als in die Breite. Der Wechsel vom Dorf zur Stadt zieht viel mit sich:die Schulen, die Sicherheit, den Leerwohnungsstand. Das beschäftigt mich.»
Wirtschaft:
Jürg Michel:«Die Durchmischung ist gut. 97 Prozent der Arbeitsplätze sind von KMU. Wir brauchen keinen Multikonzern, von dem dann alles abhängt.»
Finanzen:
PH:«Die Situation hat sich gebessert. Wir haben unseren Teil dazu beigetragen. Es gab auch endlich eine Steuersenkung.»
Sara Ellen Hübscher:«Je grösser die Gemeinde, desto schwieriger ist es, die Kosten im Griff zu haben. Mit Steuergeldern muss man respektvoll umgehen, das ist in Lyss nicht immer der Fall. Zudem wollen wir erneut die Steuern senken.»
JM:«Das wollen wir in Angriff nehmen, sobald es verantwortbar ist.»
Schulraum:
JM:«Wir sind mit Hochdruck dran. Die Planung wird aufgehen.»
Zentrale Verwaltung:
JM:Es wäre gut, alles an einem Platz zu haben und möglichst in gemeindeeigenen Liegenschaften. Aber der Gemeinderat ist nicht untätig.»
PH:«Eine Möglichkeit dafür wäre der Viehmarkt. Wir haben einen Vorstoss eingereicht, denn wir wollen, dass hier eine direkte Nutzung geplant wird. Damit sich keine Dinge einschleichen, die man nicht mehr wegbekommt.»
JM:«Wir wollen dort keine Reitschule.»

***

Die SVP-Kandidaten

Gemeinderat
Liste SVP

Jürg Michel, Gemeinderat und Messeleiter, Jg. 1951 (bisher).
 Sara Ellen Hübscher, Fürsprecherin und Mediatorin, Jg. 1967.
Patrick Häni, Kantonspolizist, Jg. 1980.
Liste JSVP
Dominik Dummermuth, Maturand und Rekrut, Jg. 1997.
Benjamin Schmid, Mitarbeiter Generalsekretariat, Jg. 1993.
 Aurelia Eggli, Lernende Kauffrau, Jg. 1998.

Grosser Gemeinderat
Thierry Aeschlimann, Eduard Eggli, Peter Eggli, Patrick Häni,Urs Köchli, Thomas Kurz, Samuel Santschi, Heidi Schwab (alle bisher). Thomas Brauen, Dominik Dummermuth, Aurelia Eggli, Martin Eggli, Beat Etter, Adrian de las Heras, Sara Ellen Hübscher, Jürg Michel, Benjamin Schmid, Gerhard Steiner, Christoph von Dach, Peter Weibel (alle neu).

Nachrichten zu Seeland »