Sie sind hier

Prêles

Im heutigen Jugendheim Prêles sollen künftig Asylbewerber und Ausschaffungshäftlinge einziehen

Bis Ende 2016 wird das Jugendheim Prêles geschlossen. Grund für diesen Entscheid der Polizei- und Militärdirektion: In den letzten Jahren sind stets weniger Jugendliche zu einer stationären Massnahme verurteilt worden, was zu einer deutlichen Unterbelegung der 70 Plätze geführt hat.

Symbolbild: bt/a
  • Video
  • Audio

Die Gebäulichkeiten sollen künftig für die Ausschaffungshaft und als Zentrum für Asylsuchende genutzt werden. Für die rund 90 betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sucht der Kanton sozialverträgliche Lösungen und die Jugendlichen sollen in andere Institutionen verlegt werden.

Der Rückgang ist markant: In den letzten fünf Jahren ist die Anzahl der Jugendurteile mit einer stationären Massnahme gesamtschweizerisch um 70 Prozent zurückgegangen. Der erfreuliche Trend für die Gesellschaft hat unerfreuliche Auswirkungen auf das Jugendheim Prêles: Die 70 Plätze sind deutlich unterbelegt. Im Dezember 2015 waren noch 25 Jugendliche in der Institution untergebracht. Die in den letzten Jahren stets sinkende Nachfrage nach stationären Plätzen hat die Polizei- und Militärdirektion bereits Ende 2014 bewogen, eine umfassende Analyse der Situation durchzuführen. Als favorisiertes Szenario stand die Neugestaltung und Reduzierung des heutigen Angebots im Vordergrund. «Die Ergebnisse der Analyse sind zu unser aller Überraschung sehr deutlich gegen eine Weiterführung mit neuem Konzept ausgefallen», begründete Regierungspräsident Hans-Jürg Käser, Polizei- und Militärdirektor, heute Donnerstag vor den Medien den Schliessungsentscheid.

Risiken für Weiterführung zu hoch

Auch bei einer Weiterführung des Jugendheims mit reduzierter Platzzahl und neuem Konzept müssten Investitionen getätigt, Personal abgebaut sowie die Bereiche Landwirtschaft, Gärtnerei und Garage neu organisiert werden. Die dazu erforderlichen Investitionen könnten sich laut Regierungspräsident Hans-Jürg Käser als Fehlinvestitionen herausstellen, da sich der Trend bei den Jugendurteilen mit grosser Wahrscheinlichkeit fortsetzen wird. «Gemeinsam mit den Experten kamen wir daher zum Schluss, dass die Risiken einer Weiterführung die damit verbundenen Chancen bei weitem übertreffen», sagte Regierungspräsident Käser.

Neue Nutzung und neue Arbeitsplätze

Die geordnete Schliessung des Jugendheims soll bis Ende Jahr abgeschlossen sein. Gleichzeitig bereitet die Polizei- und Militärdirektion eine nachhaltige Nutzung der Infrastruktur vor. Im Vordergrund steht zurzeit die Einrichtung eines Gefängnisses für die Ausschaffungshaft im Heimteil «Châtillon». Damit könnte der Kanton Bern die dringend benötigten Spezialplätze für die Ausschaffungshaft schaffen. Im Durchschnitt hat der Kanton Bern rund 90 abgewiesene Asylbewerber in Ausschaffungshaft, die zum Teil in den Regionalgefängnissen des Kantons untergebracht sind. Mit einem speziellen Ausschaffungsgefängnis könnte der Kanton die Regionalgefängnisse entlasten und gleichzeitig einem Urteil des Bundesgerichtes nachkommen, wonach Ausschaffungs- und Untersuchungsgefangene getrennt unterzubringen sind. Die Wohnstrukturen im Heimteil «La Praye» sollen als Kollektivunterkunft für Asylsuchende genutzt werden. Damit könnte der Kanton die strategische Raumreserve für die Asylunterbringung bereithalten. Für den Landwirtschaftsbetrieb, die Gärtnerei und den Garagenbetrieb, die zur Ausbildung der Jugendlichen genutzt werden, sollen kostendeckende private Nutzungen angestrebt werden.

Sozialverträgliche Lösungen für das Personal

Von der Schliessung des Jugendheimes sind rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Die Polizei- und Militärdirektion will zusammen mit dem kantonalen Personalamt den Betroffenen sozialverträgliche Lösungen suchen und rasch zumutbare Alternativen wenn möglich in der Kantonsverwaltung anbieten. Zudem könnten Mitarbeitende des Jugendheims bei Interesse auch im geplanten Ausschaffungsgefängnis beschäftigt werden. Das engagierte Personal des Jugendheims trage selbstverständlich keine Verantwortung für den Nachfragerückgang der Plätze. «Deshalb», sagte Regierungspräsident Hans-Jürg Käser, «ist es für mich wichtig, dass wir für die betroffenen Mitarbeitenden gute Nachfolgelösungen finden». Für die zurzeit im Heim lebenden Jugendlichen sollen entsprechende Institutionen zur Unterbringung gesucht werden.

Jugendliche ab 15 Jahre

Das Jugendheim Prêles ist eine Erziehungsinstitution für männliche, verhaltensauffällige, dissoziale Jugendliche. Sie werden in der Regel im Alter ab 15 Jahren vor allem durch die Ju-gendanwaltschaften und die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) aus dem Kanton Bern und anderen Kantonen eingewiesen. Die Jugendlichen können in 13 verschiedenen Branchen beschäftigt werden. Zudem steht die Infrastruktur für Attestlehren sowie zur Erlangung des eidgenössischen Fähigkeitszeugnisses bereit. Aufgrund seines Standorts auf dem Plateau de Diesse wird das Heim deutsch und französisch geführt und hat nationale Bedeutung. mt

Kommentare

Biennensis

Die erfreuliche Entwicklung in der Gesellschaft ist für mich eine trügerische und gefährliche Entwicklung. Denn es werden bei uns definitiv nicht weniger Jugendliche straffällig, sondern sie werden auf eine andere Art und Weise vor Ort sozialisiert. Erfreulich ist hingegen, dass mit der Schliessung des Jugendheims in Prêles auch die Missstände (Ausbüxerei usw.) für allemal ein Ende haben, zumindest im Jugendbereich.


stockam

Tatsächlich eine sehr gute Entscheidung. Hr. Hans-Jürg Käser hat für einmal weitblick bewiesen. Jetzt werden die Millionen Investitionen doch noch einer vernünftigen Nutzung zugewiesen.


Biennensis

Gute Lösung: Die direkten Vorteile liegen auf der Hand!


Nachrichten zu Seeland »