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Aarberg

Im Reich des Tabaks und des Wassers des Lebens

Bei Whisky denkt man an Schottland, bei Zigarren an Kuba. Ans Seeland, und vielmehr an Aarberg, denkt man nicht. Doch weit gefehlt: Bei Kennern dieser Genussmittel gilt das Geschäft Schürch Tabaccos in Aarberg über die Landesgrenze hinaus als Geheimtipp.

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Monique Unterrassner

Klein und fein und doch unscheinbar präsentiert sich das exklusive Geschäft mit seinen auserlesenen Zigarren und Tabakmischungen sowie exquisiten Whiskys dem Publikum. Umso präsenter wirkt dagegen der 76-jährige Kallnacher Garagier Hans Schürch, der vor über 20 Jahren den Grundstein zu diesem Kleinod gelegt hat. Damals erhielt der rüstige Rentner die Diagnose, dass sein Augenlicht als Spätfolge von Diabetes nicht mehr zu retten sei. Das war ein harter Schlag. Doch der Gedanke, sich nun ganz seinem Hobby widmen zu können half ihm, wenn auch als kleiner Trost, über die Hiobsbotschaft hinweg.

Seine Frau und seine drei Kinder, sowie gute Freunde und Bekannte unterstützten ihn in diesem Gedanken, sodass er den Schritt ins Geschäft mit dem so genannten «Wasser des Lebens» wagte. Es war anfänglich ein Herantasten. Wohlwissend, dass er sich auf seine gute Nase verlassen konnte, bedurfte es zunächst doch einiger Überzeugungsarbeit, um das Vertrauen der Kundschaft zu gewinnen.

Doch Schürch kämpfte, um dieses Handicap mit seinem Wissen und einem überzeugten Auftritt wettzumachen. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten und das Talent des Meisters für aussergewöhnliche Gaumenfreude verbreitete sich schnell. Heute beschäftigt der unermüdliche Mann drei Teilzeitangestellte und ist selber täglich und stets gutgelaunt und mit positiver Ausstrahlung im Geschäft anzutreffen.

Genuss unter einem Dach
Schürch herrscht über nahezu 2700 Whiskysorten und mehr als 20 verschiedene Tabakmischungen aus seiner eigenen Manufaktur sowie rund 200 verschiede Zigarren aus aller Welt. Seine hauseigenen Mischungen, die er aus den besten Rohtabaksorten zusammenstellt, stammen aus Europa, der Karibik, Amerika, Zentral- und Südamerika und Asien und gehören zu den Besten. Nicht ohne Stolz öffnet er einen Behälter, dem ein rauchiger warmer Duft entweicht.

Gleich einem edlen Parfüm steigt einem der Duft in die Nase. Schürch lächelt vielwissend: «Eine Pfeifenmischung kann bis zu 30 verschiedene Rohtabake enthalten und erfordert ein gutes Näschen und Händchen.»

Regel Nummer eins sei vor allem der richtige Feuchtegehalt: Ist der Tabak zu trocken, empfindet man ein kratziges Rauchgefühl und wenig Aroma. Ist er jedoch zu feucht, brennt er schlecht und ist zu mild. «Das richtige Mass beim Mischen ist der Schlüssel», sagt Schürch. Er hält eine Prise seiner Mischung in der Hand und riecht daran. «Das Aroma variiert von mild, würzig, herb bis süsslich und kann auch schokolade-  oder nussartig sein.»

Ein ehemaliger Verdingbub
Was Fachwissen und Gaumenfreude betrifft, kann ihm kaum einer das Wasser reichen. Das ist es was die Kundinnen und Kunden sagen, von ihm hört man das nicht. Schürch, der im Emmental als Verdingbub aufgewachsen ist, ist kein Mann der vielen Worte. Was er ausdrückt, spricht Bände, auch wenn diese zwischen den Zeilen zu finden sind.

Die Begeisterung für den Tabak nahm seinen Anfang in den 50er-Jahren, wo Schürch in einem Pfeifenclub seinem Hobby frönte und bereits damals durch seinen ausgeprägten Geschmacksinn auffiel und auch an Pfeifen-Wettrauchen teilnahm.

Wo seine Leidenschaft für Whisky herstammt, kann er sich hingegen nicht genau erklären. Und doch erinnert er sich genau an den ersten Whisky, den er zu sehen bekam. Es war ein Glen Deveron. Die Flasche war mit drei Ähren verziert und ist noch heute in geringer Zahl bei ihm im Angebot.

Was aber sicherlich auch ausschlaggebend war für seine Whisky-Leidenschaft und woran sich der stattliche Mann mit Emotionen erinnert, ist seine erste Schotland Reise. «Es war 1995», sagt er und ein Strahlen erhellt beim Gedanken an dieses Erlebte sein Gesicht. «Die Begegnung mit so liebenswürdigen Menschen hat mich einfach fasziniert. Sie nahmen sich sehr viel Zeit für mich, waren geduldig und ihre Leidenschaft für Whisky bestärkte mich in meinem Vorhaben, noch tiefer in die Materie einzudrängen.» Zwei Jahre später war es soweit und der Mann mit dem ausgeprägten Geruchssinn  eröffnete sein eigenes Geschäft  für Whisky, Tabak und Rauchzubehör. Schürchs Tabacco war geboren. 

Räritäten für Kenner
Wenn man bedenkt, dass Whisky einfach ausgedrückt gebranntes Bier bedeutet, und ursprünglich ein Abfallprodukt des Anbaus von Gerste in den schottischen Highlands war – und das als Viehfutter diente – staunt man nicht schlecht. Stehen doch bei Schürch Tabaccos Flaschen von bis zu 5500 Franken im Angebot.

Auch unter den Zigarren lagern in diesem verführerischen Geschäft ungeahnte Exemplare. Die älteste Zigarre, die Schürch wohl als einer der einzigen noch besitzt, ist eine exquisite Schöne aus der Dominikanischen Republik. Die ist einzigartig, wie Schürch betont, und wohl nur noch in Aarberg erhältlich.

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