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Mörigen

Jetzt sind die saftigen Kirschen reif

In den Kirschenanlagen von Obstproduzent Dominik Hurni in Mörigen ist die Kirschenernte voll im Gang. Trotz Hagel und ungünstigem Wetter liegt der diesjährige Ertrag nur leicht unter dem Durchschnitt.

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von Brigitte Jeckelmann
Schwarz, rund und prall hängen sie an den Zweigen: Unter dem Plastikdach in der Kirschbaumanlage von Obstproduzent Dominik Hurni gleich neben den Geleisen der BTI-Bahn verströmen die Kirschen einen süss-säuerlichen Duft. Elf verschiedene Sorten Kirschen baut Hurni an, der gleichzeitig Präsident des Obstbauvereins Täuffelen und Umgebung ist. Ihre Namen sind Regina, Bellise, Vanda, oder Folfer. Die Königin unter den Kirschen aber heisst Kordia, eine alte Sorte aus Tschechien: Gross, und süss sei sie, sagt Dominik Hurni, «sie ist die Beste, der Mercedes unter den Kirschen». Bei Kunden sehr beliebt sei auch die Carmen, die grösste in Hurnis Kirschensortiment. Er zeigt auf Bäume mit bündelweise riesigen Kirschen an den Zweigen, mehrere Zentimeter im Durchmesser. 
 
Mit einem blauen Auge
Die Carmen sei aber sehr empfindlich auf Risse, sie muss sorgfältig gepflückt und von Hand einzeln sortiert werden. Ein heikles Früchtchen, laut Hurni nicht geeignet für den Detailhandel. Er verkauft die Carmen wie auch die anderen Sorten tagesfrisch in seinen Verkaufsautomaten in Worben und Mörigens sowie an weitere Läden in der Umgebung und an Stammkunden. Darunter ist auch ein grosses Unternehmen aus der Umgebung, das zu Hurnis Freude die firmeneigene Kantine mit regionalen Frischprodukten versorgen wolle. 
Es war bisher ein schwieriges Kirschenjahr: Erst waren die Blütenstände üppig. Dann kam der kalte Mai mit wenig Sonne. «Die Bäume litten an Energiemangel und warfen die Früchte ab», sagt Hurni. Die tiefen Temperaturen liessen die Früchte insgesamt später reifen. Die diesjährige Ernte beginnt mit drei Wochen Verspätung. Normalerweise startet Hurni sonst Anfang Juni. Der viele Regen tat ein Weiteres. Trotz Wetterschutz dringt viel Feuchtigkeit in die Plantagen. Das begünstigt Pilzwachstum und damit Fäulnis. Erst Regen und Kälte, dann wieder einige Tage mit Hitze bis 30 Grad. Hurni schildert, wie die Kirschen Sonnenbrand bekamen und richtiggehend gekocht wurden. 
 
Und dann kam noch das Hagelwetter von voriger Woche. Hurnis Kirschenanlagen sind zwar geschützt. Doch in der Mitte gibt es einen offenen Bereich. Die Hagelkörner fielen schräg in die Anlage und richteten trotzdem einen gewissen Schaden an den Früchten an. Hurni zeigt angeschlagene Kirschen mit Dellen und Rissen, bündelweise. Viele von ihnen sind dazu mit einer grauen, schimmligen Schicht überzogen und beginnen schon zu faulen. Trotzdem ist Dominik Hurni mit einem blauen Auge davongekommen. Auch wenn die ungedeckten Kirschen in der Selbstpflückanlage komplett dem Hagel zum Opfer gefallen sind, bezeichnet er seine diesjährige Ernte als nur leicht unterdurchschnittlich, aber von guter Qualität. 
Es ist vormittags um 10 Uhr. Elf Erntehelferinnen und Erntehelfer sind heute für Dominik Hurni im Einsatz. Er beschäftigt die verschiedensten Menschen für die Pflückarbeit: Rentner, Hausfrauen, Studentinnen, Menschen mit Migrationshintergrund und Einheimische. Eines haben sie gemeinsam: Die Arbeit in Hurnis Anlagen macht ihnen Spass. 
 
Sinnstiftende Arbeit
So auch der 16-jährigen Gymnasiastin Letizia Michel. Besonders Freude macht ihr der Austausch mit den «Menschen, die von überall herkommen», sagt sie. Mit ihnen zu reden findet sie sehr interessant. Ihre Mutter habe schon bei Hurnis Früchte gepflückt und sie vor drei Jahren dazu gebracht, sagt sie. Als Ferienjob sei es für sie eine ideale Beschäftigung. 
Hans Jenni dagegen ist frisch pensioniert und ein Nachbar der Hurnis. Er steigt die Leiter hinunter, seitlich am Gurt ist ein Behälter voll mit Kirschen befestigt. Er kippt den Inhalt in eine Kiste. Seit 6 Uhr ist er wie der Rest der Equipe in der Anlage am Pflücken. Für ihn sei schon lange klar gewesen, dass er nach seiner Pensionierung Dominik Hurni regelmässig zur Hand gehen wird. Er findet es schön, aber auch wichtig, etwas Sinnvolles tun zu können, sagt er. Jenni war einst auch Bauer, das frühe Aufstehen ist er gewohnt, es gefällt ihm wie auch dem Orpunder Fritz Wyss, ebenfalls erst seit Kurzem in Pension. Dieses Jahr ist seine dritte Pflücksaison bei Dominik Hurni. 
Für Wyss ist die Arbeit sinnstiftend und abwechslungsreich. Vor allem auch wegen der «internationalen Truppe hier», sagt er. So könne er seine Sprachkenntnisse erhalten. Zudem tue er etwas für seine Fitness: Stundenlang Leiter rauf, Leiter runter, das geht in die Muskeln. Chef Dominik Hurni hält grosse Stücke auf seine Truppe. Die meisten von ihnen kämen schon seit Jahren her, man kenne sich. 
 
Fritz Wyss und Hans Jenni sind gemäss Hurni Multitalente, die er auch fürs Bäume schneiden einsetzen könne. Mit der Sprachenvielfalt kommt Hurni gut zurecht, obwohl er selber nicht unbedingt ein Sprachtalent sei. Dafür habe er eine langjährige und sprachkundige Mitarbeiterin, die als Dolmetscherin fungiere. Dennoch: Gebrochen hochdeutsch sprechen die meisten. So auch die junge Bielerin Zaiga. Sie stammt aus Lettland und lebt seit einem Jahr in der Schweiz: «Mir gefällt die Arbeit in der Natur», sagt sie. 
Kiste um Kiste füllen die fleissigen Hände mit den Kirschen. Gegen 11 Uhr ist Schluss. Hurni lässt seine Truppe nur morgens arbeiten, weil es normalerweise nachmittags unter der Plastikfolie wegen der Hitze kaum auszuhalten ist. 
Zwischen einer halben und einer Tonne kommt so jeden Tag zusammen. Als nächsten Schritt werden die Früchte auf den Höfen der Hurnis in Mörigen oder Worben aussortiert, in Kartonkörbchen abgefüllt und ausgeliefert. 
Info: Daniela und Dominik Hurni-Fiechters Betrieb umfasst zwei Standorte in Mörigen und Worben. Das Ehepaar hat drei Kinder und bewirtschaftet eine Fläche von insgesamt 40 Hektar. Darauf werden Kirschen, Erdbeeren, Aprikosen und Zwetschgen angebaut sowie Ackerbau betrieben. www.hurni-fiechter.ch
Stichwörter: Kirschen, Mörigen, Ernte

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