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Kappelen/Lyss

Jetzt übernimmt der Bund

Anfang Woche treffen die ersten Bewohner des neuen Bundesasylzentrums in Kappelen-Lyss ein. Am Tag der offenen Tür vom Samstag konnten Interessierte einen Blick hinter den neuen Zaun werfen

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von Andrea Butorin

Als Erstes sticht der neue Zaun ins Auge: Er ist mit einer grünen, nicht ganz blickdichten Folie und mit Stacheldraht bestückt. Neu gibt es auch einen Eingangskontroll-Posten mit Securitas-Mitarbeitern. Das einstige Durchgangszentrum Kappelen-Lyss an der Grenzstrasse ist zu einem Bundesasylzentrum umgebaut worden. Und während das Areal früher ungehindert passiert werden konnte, darf nun niemand Unbefugtes mehr auf das Terrain.
Der Bundesbetrieb wird heute offiziell in Betrieb genommen. Am Samstag aber standen die Türen noch für alle Interessierten offen: Im Rahmen eines Tages der offenen Tür waren Behördenvertreter und die Bevölkerung dazu eingeladen, sich vor Ort ein Bild zu machen.

David Keller, aktueller Chef aller Bundesasylzentren und künftiger Chef der Zentren in der Asylregion Bern, begrüsste die Anwesenden. Bevor diese auf einem kleinen Rundgang einige Stationen des Asylzentrums kennenlernen konnten, standen die Ansprachen von Regierungsrat und Polizeidirektor Philippe Müller (FDP), dem Kappeler Gemeindepräsidenten Hans-Martin Oetiker (parteilos), Andreas Hegg, Gemeindepräsident von Lyss (FDP), sowie von Barbara Büschi, der stellvertretenden Direktorin des Staatssekretariats für Migration (SEM), auf dem Programm.

«Wir erwarten Mithilfe»

Philippe Müller erinnerte daran, dass jeder Kanton seine vom Bund zugewiesene Aufgabe zu erfüllen und eine bestimmte Anzahl Asylbewerber aufzunehmen hat. Die Zahl von Gesuchen sei im Gegensatz zu den Jahren 2015 und 2016 wieder deutlich gesunken. «Allerdings haben wir keinen Einfluss auf die Weltlage», sagte er. Er lobte die stets gute und seit 1999 bestehende Zusammenarbeit mit den Gemeinden Kappelen und Lyss. «Wäre daraus kein Bundesasylzentrum geworden, dann hätten wir die Unterkunft weiterbetrieben.» Doch nun verblieb ihm, der seit einem Monat im Amt ist, nur noch die Übergabe der Anlage in die Hände des Bundes.

Hans-Martin Oetiker blickte auf die vielen Verhandlungen zurück und sagte: «Gemeinsam mit der Gemeinde Lyss helfen wir mit.» Andreas Hegg bestätigte diese Aussage zwar, platzierte aber auch seine Kritik an den Bundesplänen bezüglich eines zweiten Asylzentrums auf dem Kasernenareal. «Wir helfen mit, aber wir erwarten auch von Bund und Kanton, dass sie mithelfen, die anstehenden Lasten und Aufgaben zu tragen.»

Auf Entscheid warten

Barbara Büschi wies auf das revidierte Asylgesetz hin, das per 1. März 2019 in Kraft treten wird. Die Asylverfahren sollen deutlich beschleunigt werden. Ein zweijähriger Testbetrieb in Zürich habe gezeigt, dass es funktioniert: «Die Verfahren wurden um bis zu 40 Prozent beschleunigt.» Auch die Beschwerden hätten abgenommen, weil die Regeln klarer seien. Im neuen System verbleiben die Asylsuchenden länger in den Händen des Bundes: Früher seien es 20 bis 30 Tage gewesen, neu bis zu 140 Tage. Aus diesem Grund würden in der ganzen Schweiz 18 grosse Bundesasylzentren in Betrieb genommen.
In der Asylregion Bern werden die Verfahren im Bundesasylzentrum im ehemaligen Berner Zieglerspital durchgeführt. Sobald diese abgeschlossen sind, kommen die Asylbewerber nach Kappelen-Lyss und warten hier auf den Entscheid: Wer bleiben kann, wird laut Büschi einem anderen Kanton zugewiesen, wer gehen muss, für den wird die Ausreise organisiert.

«Im Anfangsstadium erwarten wir jeden Tag um die vier bis fünf Leute», sagt David Keller. Maximal werden 160 Plätze vergeben. In einem weiteren Stadium soll das Zentrum erweitert werden: Ab 2021 werden 270 Plätze zur Verfügung stehen.

Weg übers Wochenende

Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner dürfen das Asylzentrum an den Wochentagen zwischen 9 und 17 Uhr verlassen. Wer sich abmeldet, darf auch von Freitagmorgen bis Sonntagabend wegbleiben. Nicht nur beim erwähnten Zaun wird kontrolliert, wer ein- und ausgeht, es gibt auch eine Eingangskontrolle beim Eingang zum Hauptgebäude, wo sich auch die Schlafsäle befinden.

Hier würden zudem die Transfers geregelt, Spiele oder Coiffeurutensilien ausgeliehen und einmal pro Woche das Taschengeld von drei Franken pro Tag und Person ausgehändigt, erklärte Esther Rusterholz, die Leiterin Betreuung der Firma ORS Service AG. ORS führt die Asylzentren im Auftrag des Bundes. Neuankömmlinge erhalten eine Tüte mit Hygieneartikeln. Die medizinische Grundversorgung sei durch eine Pflegefachfrau vor Ort gewährleistet, und einmal die Woche komme ein Arzt auf Visite.
Auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) ist auf Platz: In deren Büro können sich die Asylsuchenden betreffend Rückkehr beraten lassen.

Aktivitäten geplant

Im Aufenthaltstrakt finden Aktivitäten sowie die Mahlzeiten statt: Frühstück gibt es von 7.15 bis 7.45 Uhr, Mittagessen von 12 bis 12.30 und Abendessen von 18.15 bis 18.45 Uhr. Anders als noch im kantonalen Zentrum kochen die Asylbewerber nicht selbst: Das Essen wird von einem Catering-Service geliefert. Bei der Essensausgabe und der Küchenreinigung ist aber Mithilfe gefordert, wie generell bei der Hausreinigung. Weiter sind diverse Aktivitäten für Kinder und Erwachsene vorgesehen, die Bewohner können am gemeinnützigen Einsatzprogramm teilnehmen, bei dem etwa Spazierwege instand gehalten werden. Die Zusammenarbeit mit Freiwilligen sei noch in der Planung.

«Tea + Talk» will helfen

Hierbei dürfte in erster Linie die Organisation «Tea + Talk» angesprochen sein, die im Durchgangszentrum etwa Spielnachmittage und Kleiderbörsen organisierte. Marianne Schwab aus Lyss engagiert sich bei «Tea + Talk» und nutzte am Samstag die Gelegenheit, das neue Zentrum anzuschauen. «Ich hoffe, dass auch künftig wieder eine Zusammenarbeit möglich sein wird.» Weil Aussenstehende aber keinen Zutritt mehr hätten, müssen erst geeignete Räume ausserhalb gesucht werden.
Aus der Bevölkerung nehme sie vermehrt Ängste wahr, etwa dass wieder so viele Velos gestohlen würden wie in den Anfängen des Durchgangszentrums. Ihr selbst täten aber in erster Linie die Menschen leid, sagt sie und blickt dabei auf den neu installierten Zaun.

Info: Hotline für die Bevölkerung
Der Bevölkerung von Kappelen, Lyss und Umgebung steht für alle Belange im Zusammenhang mit dem Bundesasylzentrum eine vom Staatssekretariat für Migration (SEM) eingerichtete Hotline zur Verfügung. Diese ist rund um die Uhr in Betrieb. Telefon: 058 480 88 71
 

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