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Prävention

Kadaverstellen wegen drohender Seuchengefahr gesichert

Seit fast zehn Jahren dürften die Annahmestellen für tote Tiere eigentlich nicht mehr frei zugänglich sein. Jene in Ins und Täuffelen sind aber erst jetzt abschliessbar, und jene in Grossaffoltern musste sogar aufgehoben werden.

Die Tierkörpersammelstelle Täuffelen ist seit Anfang Februar nur noch mit einem Code zugänglich. Bild: Yann Staffelbach

Beat Kuhn

Weltweit nehmen die Tierseuchen zu. Die Afrikanische Schweinepest ist bereits in Europa auf dem Vormarsch. Die Gefahr, dass diese Tierseuche in die Schweiz eingeschleppt wird, stuft das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen als gross ein. Dies hat den Veterinärdienst des Kantons Bern veranlasst, die über 40 Tierkadaversammelstellen im Bernbiet zu überprüfen. Dort können Haus-, Nutz- oder Wildtiere bis zu einem Gewicht von 200 Kilo sowie Schlachtabfälle entsorgt werden können, durch Private, Tierärzte, Wildhüter oder die Polizei. Denn unter Umständen könnten Tiere wie Mäuse, Marder oder Vögel an die potenziell verseuchten Kadaver gelangen und diese verschleppen.

Laut Kantonstierarzt Reto Wyss hat man bei den Kontrollen festgestellt, dass einige der Tierkörpersammelstellen, wie man sie auch nennt, frei zugänglich waren – und dies, obwohl das Gesetz eigentlich seit fast zehn Jahren verlangt, dass der Zugang geregelt und überwacht ist. Dies wird wegen der drohenden Tierseuchengefahr nun nicht mehr toleriert. Einen generell gültigen Termin für die Anpassung an die Vorgaben gebe es nicht, so Wyss. Vielmehr seien die entsprechenden Daten aufgrund der je vor Ort angetroffenen Situation individuell festgelegt worden. In der Region sind per 1. Dezember, per 1. Januar sowie per 1. Februar Änderungen vorgenommen worden.

Neu Codes für Ins und Täuffelen
Die Tierkadaversammelstelle Ins, die für insgesamt 14 Gemeinden da ist (siehe Infobox), war bislang frei zugänglich. Auf Anordnung des Veterinärdienstes ist ihre Tür seit dem 1. Dezember nun aber mit einem Vorhängeschloss gesichert. Der Code zum Schlüsselkasten wird von der Gemeindeverwaltung Ins auf Anfrage herausgegeben, nachdem «eine Berechtigungsprüfung» gemacht ist. Laut Gemeindeschreiber-Stellvertreter Marc Löffel wird dabei kontrolliert, ob es sich beim Antragstellenden um einen Tierhalter aus einer der angeschlossenen Gemeinden handelt. Die Einwurfklappe für tote Kleintiere bis 20 Kilo sei von der Neuregelung nicht betroffen, sagt Löffel. Sie bleibe unverschlossen und könne jederzeit benutzt werden.

Auch der Zutritt zur Sammelstelle Täuffelen für total acht Gemeinden war bis dato nicht gesichert. Seit Anfang Februar – geplant gewesen war zunächst Anfang Januar – benötigt man nun einen Schlüssel, der sich in einem Schlüsselkästchen neben der Eingangstür befindet. Den Code dafür erhält man elektronisch zugeschickt, sobald man auf der Website der Standortgemeinde ein Formular mit Angaben zu seiner Person und zum betreffenden Tier – etwa dessen Gattung und Gewicht – ausgefüllt hat. Er kann aber auch telefonisch bei der Gemeindeverwaltung verlangt werden.

Für die Sammelstelle Leuzigen, der noch Arch angeschlossen ist, hat man schon bisher einen Schlüssel benötigt, darum bleibt diese unverändert weiter in Betrieb. Den Schlüssel könne man beim dafür zuständigen Markus Kaiser oder auf der Gemeindeverwaltung holen, sagt Gemeindeverwalterin Karin Rufer.
 

Anlage Grossaffoltern veraltet
Die Sammelstelle Grossaffoltern mit Schüpfen und Rapperswil ist per 31. Dezember aufgehoben worden. Denn, so Gemeindeschreiberin Andrea Burri, sie habe die hygienischen Vorgaben nicht mehr erfüllt, «und die Sanierung wäre mit einem zu hohen finanziellen Aufwand verbunden gewesen». Per 1. Januar hat Rapperswil zur Sammelstelle Münchenbuchsee gewechselt. Grossaffoltern und Schüpfen haben sich der regionalen Sammelstelle Lyss angeschlossen.

Lyss: Von 20 auf 35 Gemeinden
Damit umfasst diese nun 35 Gemeinden. Als 1997 beschlossen worden sei, sie zu realisieren und zu betreiben, seien es erst 20 gewesen, sagt Roland Stalder, Sachbearbeiter Unterhalt und Umwelt in der Abteilung Bau und Planung der Gemeinde Lyss. 2008 sei die Sammelstelle Biel geschlossen worden, worauf sich die Stadt und diverse Gemeinden jener in Lyss angeschlossen hätten. Nach und nach seien dann noch weitere hinzugekommen. Lyss bot sich geradezu an, weil dort auch die GZM AG, die Tierkörper verarbeitet, ihren Sitz hat (siehe Zweittext). Eine Zentralisierung ermöglicht zudem Synergien, denn es müssen Kühlräume – deren Temperatur überwacht werden muss – zur Verfügung stehen sowie Aufsichts- und Reinigungspersonal, das die Anlage nach jeder Reinigung desinfiziert.
Bei der Sammelstelle Lyss können Kadaver bis zu 200 Kilo angeliefert werden – unter 20 Kilo ist dafür die vorhandene Einwurfklappe zu benutzen. Alles, was dort entsorgt wird, holt die GZM, die sich direkt daneben befindet, in regelmässigen Abständen ab. Tierkörper über 200 Kilo werden von der GZM in der ganzen Region abgeholt.

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