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Bielersee

Lange Wartelisten für einen Bootsplatz – ein Hafenplatz aber ist noch frei

Ein knallrotes Gummiboot oder eine Jolle auf einem Trockenplatz reicht nicht allen Süsswasser-Kapitänen: Bootsplätze auf und um den Bielersee sind gefragt. Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Zurzeit befinden sich auf den Wartelisten über 620 Interessierte.

Hafenplätze auf dem Bielersee sind sehr beliebt. Die Nachfrage übersteigt nicht nur im Bieler Kleinbootshafen (Bild) die Nachfrage klar. Auch in kleineren Häfen rund um den Bielersee bestehen zum Teil recht lange Wartelisten.  ©bielertagblatt/peter samu

von Peter Staub

Eine genaue Übersicht über die Entwicklung der Zahl der Bootsplätze auf dem Bielersee und den angrenzenden Gewässern gibt es nicht. Das kantonale Amt für Grundstücke und Gebäude, das die Wasseroberfläche des Bielersees verwaltet, führt «grundsätzlich keine Statistik über die Entwicklung der Bootsplätze», wie Anton Luginbühl, Leiter Immobilienbetrieb und stellvertretender Amtsvorsteher, sagt.

Weil sein Amt aber die Bewilligungen und Konzessionen für «gesteigerten Gemeingebrauch» führt, den alle Besitzer von immatrikulierten Schiffen bezahlen müssen, weiss Luginbühl genau, dass es von Aegerten bis Vinelz auf den Gewässern im Seeland insgesamt 3136 Bootsanbindeplätze gibt (siehe Infobox). In dieser Zahl sind die Trockenplätze für Jollen oder kleinere Motorboote nicht enthalten. Über 3000 Bootsplätze sind viel. Und doch sind es bei Weitem zu wenig, um die Nachfrage zu decken.

Zahl der Plätze hat stagniert

Er könne bestätigen, dass «ein grosses Interesse am Wassersport» besteht, sagt Luginbühl. Dies habe dazu geführt, dass die Anfragen für Bootsplätze zugenommen habe. «Auf der anderen Seite hat die Anzahl der Bootsplätze in den letzten Jahren stagniert», sagt Luginbühl.

Das BT wollte es genau wissen, wie es um die Nachfrage nach Bootsplätzen auf dem Wasser aussieht. Bis auf den Hafen in La Neuveville haben alle grösseren Häfen am Bielersee die Umfrage beantwortet. Das Fazit: Auf dem ganzen See gibt es aktuell gerade einen freien Hafenplatz. Dafür befinden sich über 620 Interessierte auf eine der vielen Wartelisten, die von den Häfen geführt werden. Der einzige freie Platz, der dem BTgemeldet wurde, kann im neu erstellten Bieler Hafen Beau Rivage gemietet werden.

Michael Käser von der Thuner Exzellent Immobilien AG, welche 29 der insgesamt 43 Hafenplätze verwaltet, sagt, dass der freie Platz rund 4000 Franken pro Jahr kostet. Die Tarife dieser Plätze entsprächen den Preisen, welche die CTS verrechnet. Die CTS, Congrès, Tourisme et Sport SA, verwaltet neben den Hafenplätzen in Vingelz und im Bieler Kleinboots auch 14 Plätze im Hafen Beau Rivage, die ohne Abgaben und Gebühren 4200 Franken pro Jahr kosten.

Erlach und Biel an der Spitze

Wer die Rangliste der längsten Warteliste anführt, ist nicht ganz klar. Sicher ist, dass sich der Hafen Erlach und der Bieler Kleinboothafen an der Spitze liegen. In Erlach sind es zurzeit 115 Interessenten, die darauf warten, dass im Hafen ein Platz frei wird, wie Gemeindeschreiber Christof Berner mitteilt.

In Biel ist der Hafenverwalter Michel Zbinden der CTS zugeknöpfter. Die Warteliste sei fast voll, teilt er mit. Für jede Kategorie gebe es eine Warteliste. Diese sei in der Regel einen Drittel länger als Plätze zur Verfügung stehen. «Zum Beispiel sind es 37 Anmeldungen für die 96 Plätze der Kategorie A (Boote von einer Länge von 6.50 Meter und einer Breite von 2 Meter)». Für die einen der begehrten 362 Bootsplätze im Bieler Kleinbootshafen dürften also insgesamt mehr als 100 Interessenten auf den Wartelisten stehen. «Aus diesem Grund empfehlen wir den Leuten, sich bei anderen Häfen über Plätze zu informieren», sagt Zbinden.

Doch selbst wer die Geduld aufbringt, in allen Bielerseehäfen die zuständige Person zu finden, wird deshalb noch lange nicht fündig. Ausser eben, man ist bereit, gleich zuzuschlagen und die 4000 Franken pro Jahr auf den Tisch zu legen, die der freie Platz im neuen Hafen Beau Rivage kostet. Auch in den älteren und kleineren Häfen an den Ufern des Bielersees existieren Wartelisten, ausser dort, wo der Kanton die Plätze verwaltet (siehe Artikel unten).

Für die diversen, von der Gemeinde Twann-Tüscherz verwalteten Häfen gibt es eine Warteliste mit 72 Interessenten, wie Claudine Vonaesch mitteilt. Etwas besser sieht es bei den Bojenplätzen aus. Aber auch hier sind es noch 13 Interessierte. Bis einer von ihnen zum Zug kommt, dauert es rund zwei Jahre, meint Vonaesch.

In Ligerz ist die Situation ähnlich. Für die insgesamt 73 Bootsplätze, die auf fünf verschiedene Stellen verteilt sind, gibt es eine Warteliste mit 81 Interessenten. Le Landeron hat mit 345 Plätzen zwar mehr Liegeplätze zu bieten, doch auch hier gibt es eine Warteliste mit 60 Anwärtern.

Am rechten Ufer des Sees zeigt sich kein anderes Bild. Im Nidauer Barkenhafen und im Hafen Ipsach, die von Aktiengesellschaften geführt werden, gibt es mit 50 respektive 15 Interessenten auf den Wartelisten genau so wenig freie Liegeplätze wie in Mörigen, wo ebenfalls eine Warteliste geführt wird. Im Hafen von Mörigen werden übrigens Einwohner von Mörigen bevorzugt, wie der Hafenwart Rolf Nobs sagt. Diese Regelung gilt auch in anderen Gemeinden mit einem eigenen Hafen. In Täuffelen warten aktuell 87 Personen auf einen Hafenplatz. In Lüscherz sind in der Regel 20 bis 30 Personen auf der Warteliste, während es in Vinelz zurzeit 25 Interessierte sind, die darauf warten, ihr Boot im Hafen dauerhaft anzubinden.

Preise liegen weit auseinander
Selbst wer bereit ist, sich mit einem Motorboot weiter vom Bielersee zu entfernen, hat nicht mehr Glück. Der Kanton Solothurn bietet an der Aare zwischen Grenchen und Selzach zwar 167 Schiffsanbindeplätze an, aber auch hier ist «die Nachfrage grösser als das Angebot», wie der zuständige Mitarbeiter des kantonalen Amtes für Umwelt, Daniel Fasnacht, sagt.

So einhellig die Nachfrage ist, so unterschiedlich sind die Preise für Liegeplätze: Je nach Grösse und Ort liegen die jährlichen Kosten für Auswärtige zwischen 365 (6x2,2m, Hafen Täuffelen) und 7300 Franken (11x4,2m, Bieler Kleinbootshafen).
 

Der Kanton vergibt seine Plätze nach klaren Vorgaben

Das kantonale Schifffahrtsamt ist der grösste Anbieter von Anliegestellen auf und um den Bielersee. Jeweils im Herbst kann man sich für einen Bootsplatz bewerben.
 
Eine Warteliste führt das kantonale Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt (SVSA) nicht. Dafür aber gibt es in der Schiffliegeplatz-Verordnung klare Regeln, wie freigewordene Plätze vergeben werden. Und weil das Schifffahrtsamt auf dem Bielersee, im Nidau-Büren-Kanal, auf der alten Zihl, im Zihlkanal und auf der Aare zwischen der Schleuse Port und Leuzigen insgesamt 1202 Bootsplätze vermietet, werden dort jährlich regelmässig Plätze frei.

Wie es sich für die öffentliche Hand gehört, ist beim Kanton die Zuteilung freier Bootsplätze genau geregelt. In diesem Fall in der Schiffsliegeplatzverordnung. Dort heisst es unter Artikel 8, dass die Vermietung neuer oder freigewordener Schiffsliegeplätze aufgrund einer jährlichen Ausschreibung erfolge.

Zahl der Punkte ist entscheidend

Die Zuteilung der Schiffsliegeplätze erfolgt nach klaren Kriterien, die in Artikel 9 definiert sind. Kantonsbewohner die noch über keinen Schiffsliegeplatz verfügen, haben Vorrang. Bewohner anderer Kantone müssen hinten anstehen. Innerhalb dieser «Zuteilungsordnung» erfolgt dann nach folgenden Kriterien, «wobei die Kumulierung der beiden Kriterien massgebend ist».

Es gelten die «Zeitdauer des Besitzes eines Schiffsführerausweises (pro Tag ein Punkt)» und die «Zeitdauer der nachgewiesenen Immatrikulation eines Schiffes auf den Namen der Bewerberin oder des Bewerbers (pro Tag ein Punkt)». Wer am meisten Punkte sammelt, hat die besten Karten.

Freie Liegeplätze werden jeweils im Herbst neu vermietet. Die Bewerbungsunterlagen können von Mitte August bis Ende September auf der Website des SVSA heruntergeladen werden. Bis Ende September müssen die Unterlagen eingereicht werden.

Kontrolle wäre «unrealistisch»
Bestandteil des Mietvertrages ist die Gebrauchspflicht: Die Mieter verpflichten sich, den Liegeplatz zwischen 1. April und 30. September mit dem eigenen Schiff zu belegen und dieses Schiff regelmässig zu nutzen. Kontrolliert wird das jedoch nicht. «Eine Kontrolle darüber, wie oft jeder Mieter sein Schiff im Verlauf eines Jahres bewegt, ist absolut unrealistisch», sagt Beat Keller,  Abteilungsleiter im SVSA.

Der Einsatz und die Kosten für solche Kontrollorgane wären seiner Meinung nach «völlig unverhältnismässig». Derartige Kontrollen wären «mit Sicherheit auch als Eingriff in die persönliche Freiheit zu qualifizieren», meint Keller. Wenn sich ein Schiff allerdings «in einem desolaten oder verwahrlosten Zustand» befinde, habe der Kanton so das Recht, das Mietverhältnis aufzulösen.


Infobox
Über 3000 Bootsplätze auf und um den Bielersee


• Auf dem Bielersee gibt es rund 20 Häfen, je nachdem, was als Hafen gilt. Der grösste ist der Hafen Erlach mit 516 Liegeplätzen. Einer der kleinsten ist der Hafen Alfermée mit einer Handvoll Plätzen.
• Die meisten Häfen werden von den Gemeinden verwaltet, einzelne wie der Hafen Ipsach oder der Barkenhafen in Nidau gehören einer AG. In Biel verwaltet die CTS die meisten Hafenplätze.
• Der grösste Anbieter von Bootsplätzen in der Region ist das kantonale Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt, das insgesamt 1202 Bootsplätze vermietet.
• Jeder Bootsbesitzer muss für den «gesteigerten Gemeingebrauch» Abgaben bezahlen. Deshalb weiss das kantonale Amt für Grundstücke und Gebäude exakt, wie viele Bootsplätze es auf dem Bielersee, dem Zihlkanal, der alten Zihl, dem Nidau-Büren-Kanal und der Aare gibt: Es sind 3136 Bootsanbindeplätze.
• Auch auf der Aare zwischen Grenchen und Selzach gibt es 167 Bootsplätze.

 

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