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Biel/Täuffelen

Panini-Alternative verbindet Sport mit Kunst

Für das neue «Tschutti-Heftli» dürfen 24 Illustratoren die Fussballstars der Europameisterschaft 2020 porträtieren. Auch zwei Seeländer sind mit von der Partie.

Copyright: Aimé Ehi / Bieler Tagblatt

Tabitha Zimmermann

«Ich tausche Ronaldo, wenn du mir dafür Griezmann gibst.» Panini-Sticker – wer kennt die kleinen, glänzenden Aufkleber nicht? Seit sieben Jahren gibt es allerdings eine künstlerische Alternative zum berühmten Panini-Album: das «Tschutti-Heftli». 24 Künstler aus sieben verschiedenen Ländern gestalten die Sticker für die neue Ausgabe des Albums.

Ein Portrait des Fussballtrainers Jürgen Klopp – das war die Wettbewerbsaufgabe, die die Organisation des «Tschutti-Heftli» dieses Jahr von den Teilnehmern forderte. Unter den 23 Gewinnern sind auch der Bieler Grafiker Taco Hammacher und der Hobby-Künstler Marcel Loosli aus Täuffelen. Sie dürfen das neue Kunst-Sammelalbum für die EM mitgestalten.

Für den 39-jährigen Loosli ist das Zeichnen ein Hobby. Trotzdem hat er einige seiner bisherigen Werke bereits in Ausstellungen vorgestellt. Im Alltag arbeitet er als Bauarbeiter. Hammacher ist sozusagen vom Fach: Der 29-Jährige ist Grafiker und Illustrator beim Grafikunternehmen Enigma. Nebenbei hat er vor einigen Jahren mit einem Kollegen das selbstständige Grafikunternehmen Lemonfishvisuals gegründet. Beide sind nicht zum ersten Mal beim Wettbewerb mit dabei. Die Künstler kennen sich bereits vom Wettbewerb 2016: Loosli zeichnete damals die ungarische Mannschaft, während Hammacher im selben Jahr das russische Team darstellte. «Ich finde es eine super Möglichkeit, meine Kunstarbeit unter meinem Namen öffentlich zu präsentieren», sagt Hammacher.

Offene Grenzen
Dieses Jahr wurden den Künstlern neu nicht nur die Spieler eines spezifischen Landes zugewiesen, sondern gleich mehrere Spieler aus unterschiedlichen Mannschaften. Hammacher erklärt, dass das Konzept entsprechend dem EM-Format angepasst wurde: «Das neue Konzept ‹offene Grenzen› basiert darauf, dass die EM-Spiele 2020 in vielen unterschiedlichen Städten stattfinden.» Loosli vermutet: «So kann durch die unterschiedlichen Künstler-Stile die Diversität der Standorte dargestellt werden.» Jeder Künstler muss elf Spielerportraits, ein Trainerportrait, ein Selbstportrait und ein Wappen zeichnen.

«Als grösste Herausforderung sehe ich die Zeit», sagt Loosli. Die Illustratoren haben für ihre kleinen Kunstwerke von Anfang Dezember bis Ende Januar Zeit. Ab dem 3. April gibt es die Alben und Sticker zu kaufen. Eine zusätzliche Herausforderung sind laut Loosli die Spieler-Portraits der Länder, die erst im März bekanntgegeben werden. Für diese haben die Künstler nämlich nur zwei Wochen Zeit.

Hammacher sieht es als Herausforderung, 14 Gesichter zu porträtieren, die sich alle im Grundstil ähneln. Ein Portrait mit dem richtigen und authentischen Gesichtsausdruck zu zeichnen, ist laut Loosli zwar schwierig, gehört aber zu seinen grössten Leidenschaften im Bereich der Kunst.

Der individuelle Touch zählt
«Ich bin keineswegs ein Fussballfreak. Ich schaue höchstens die WM und EM, bin aber eher ein Nichtkenner», so Loosli. Hammacher hingegen ist Fussballliebhaber, spielte als Kind selber in einem Klub und hat durch seine holländischen Wurzeln schon einen klaren Favoriten für die EM 2020. «Das Album verbindet zwei meiner Leidenschaften: Fussball und Kunst.»

Die Mittel sind den Wettbewerbsteilnehmern freigestellt. Ob Aquarell, Filzstift, Kohle oder sogar digital, spielt keine Rolle. «Digital ist gar nichts für mich. Ich brauche den Kontakt zur Farbe», sagt Loosli. Anders Hammacher: «Ich habe mich dieses Jahr für eine andere Technik als vor vier Jahren entschieden, nämlich, meine Portraits auf dem Computer digital zu gestalten.» Dies sei für ihn zeiteffizient und stehe in enger Verbindung zu seinem Beruf als Grafiker. Er bevorzugt allerdings trotzdem das Zeichnen mit Bleistift.

Wichtig ist der Organisation des «Tschutti-Heftli» nur, dass die Werke eines Künstlers alle im gleichen individuellen Stil erscheinen, sodass man dessen Kunstart leicht wiedererkenne. Die Jury achtete beim Auswählen der Gewinner auf eine grosse Bandbreite an verschiedenen Stilen. So könne man dieses Jahr die Sticker entweder nach Künstler oder nach Land sortieren und einkleben. Als Kinder sammelten beide Seeländer Gewinner Panini-Sticker. «Das ‹Tüschle u Sammle› war so ein Gemeinschaftsding, das Kinder zusammenbrachte», sagt Hammacher. Mit der Künstler-Form der Paninis wurde laut ihm eine neue Dimension der Panini-Welt erschaffen.

Neben dem Sammelheft wird auch ein Abreisskalender für diejenigen erstellt, die den EM-Start kaum erwarten können.

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Das EM-Kunstalbum
Das «Tschutti-Heftli» wurde vor sieben Jahren von kunstaffinen Fussballfans in Luzern als künstlerische Alternative zum berühmten Panini-Album gegründet. Für die EM2020 gestalten 24 Illustratoren aus sieben Ländern die neue Ausgabe mit. Insgesamt haben sich 122 Künstler beworben. Die siebenköpfige Jury wählte dann die Favoriten aus.

Das Album hat sich etabliert und  ist mittlerweile nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland, Österreich und Grossbritannien erhältlich.

Ab dem 3. April kommen die Sticker in den Verkauf. Es ist ein weitgehend ehrenamtliches Projekt, bei dem ein Teil des Erlöses dem Kinderhilfswerk Terre des Hommes zugute kommt.  taz

www.tschuttiheft.li

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