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Tier des Jahres

Ringelnattern sind auch im Seeland präsent

Pro Natura hat die Ringelnatter zum Tier des Jahres 2015 gewählt. Der Fortbestand dieser ungiftigen Wasserschlange hängt stark vom Erhalt ihrer Lebensräume ab. Weitere Serie «Wildlebende Tiere im Seeland».

Ringelnattern sind Wasserschlangen und daher ausgezeichnete Schwimmer. Sie halten sich aber nicht nur in der Nähe von Gewässern auf, sondern auch in Wäldern, Wiesen und Gärten. Bild: zvg/Markus Blome

von Heidi Flückiger

Seit 1998 bestimmt Pro Natura in der Schweiz das Tier des Jahres. Damit macht die Naturschutzorganisation jeweils nicht nur auf ein spezielles und schützenswertes Tier aufmerksam, sondern auch auf Naturschutzprobleme. Pro Natura ist die führende Organisation für Naturschutz in der Schweiz und in sämtlichen Kantonen wie auch im Seeland aktiv. Das Zentralsekretariat befindet sich in Basel.

 

Gross, aber harmlos

Zum Tier des Jahres 2015 hat Pro Natura die Ringelnatter (natrix natrix) erkoren. Diese scheue und ungiftige Wasserschlange erreicht eine stattliche Grösse. Ein Weibchen wird bis zu 1,4 Meter lang, ein Männchen bis zu einem Meter. Ihre auffälligsten Merkmale sind die hellen, meist gelben halbmondförmigen Flecken respektive Ringel im Nacken, die aber auch nur schwach ausgebildet oder sogar ganz fehlen können. Farblich variiert das Tier von Beige, Schwarz bis Hell- und Dunkelgrau. Zurzeit hält die Ringelnatter in frostfreien Erd- und Baumhöhlen, bei Komposthaufen, unter Steinen oder in Mauerspalten Winterruhe.

Ausser in den Hochalpen und Teilen des Juras ist sie fast überall in der Schweiz vertreten. Sie lebt am liebsten dort, wo Gewässer wie Tümpel, Teiche und Weiher vorhanden sind. Innerhalb solcher Feuchtgebiete findet sie Nahrung wie Frösche, Kröten, Molche, Salamander, Amphibienlarven und Fische. Die Wasserschlange wird aber auch weitab von Feuchtgebieten angetroffen, z.B. bei Trockenmauern, bei Kies- und Lehmgruben oder unter Ast- und Steinhaufen in Wäldern und Gärten.

 

Der Garderobenwechsel

Ringelnattern häuten sich regelmässig. Dieser Garderobenwechsel kündigt sich mit der Trübung ihrer Augen an. Sobald die Haut an der Schnauzenspitze platzt, leitet sich die Ablösung ein und die Schlange streift sie wie ein Strumpf von sich.

Die Ringelnatter ist in der Schweiz geschützt und auf der Roten Liste als verletzlich aufgeführt. Vor allem durch die Entwässerung von Feuchtgebieten ist viel von ihrem Lebensraum verloren gegangen und ihr Bestand hat stark abgenommen. Weiter dazu beigetragen haben die aufgeräumten und intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen, wodurch es ihr zunehmend auch an überlebenswichtigen Strukturen wie Hecken, Gräben, Trockenmauern, Steinhaufen oder Altgrasstreifen fehlt. Wir hätten uns in der Schweiz zu Weltmeistern im Trockenlegen von Feldern, Wiesen und Auen gemacht und sollten diesem Tier zuliebe wieder mehr Nass zulassen, so Roland Schuler, Mediensprecher von Pro Natura. «Gerade die Ringelnatter zeigt uns, wie wichtig Wasser für das Überleben ist», sagt er.

Pro Natura ist gesamtschweizerisch am Unterhalt und an der Schaffung von Schutzgebieten beteiligt. Die Organisation arbeitet kontinuierlich daran, der Natur eine Stimme im Kanon der stark genutzten Schweiz zu geben. «Wo Naturflächen widerrechtlich unter die Bagger zu kommen drohen, setzen wir uns zur Wehr», so Schuler.

Pro Natura ist Mitgründerin der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (Karch). Mit der Kampagne «Mehr Weiher für Frosch & Co.» engagiert sie sich speziell für Amphibien und alle anderen Tiere, die auf Feuchtzonen in der Landschaft angewiesen sind.

 

Vom Biber zur Schlange

Das erste von Pro Natura auserkorene Tier des Jahres war 1998 der Biber. Damit machte die Naturschutzorganisation die Bevölkerung auf die Rückkehr dieses vormals ausgerotteten Nagers aufmerksam. Weitere von Pro Natura gewählten Tiere des Jahres waren unter anderen der Feldhase, der Laubfrosch, die Waldameise und wie 2014 die Feldgrille (Tiere des Jahres von 1998 bis 2015 im Internet unter www.pronatura.ch/tier-des-jahres).

Die Wahl eines Tieres des Jahres wird von Pro Natura im Teamwork festgelegt. «Expertinnen und Experten machen einen Vorschlag und darüber wird in verschiedenen Abteilungen diskutiert. Der Entscheid wird schliesslich von der Geschäftsleitung getroffen», so Roland Schuler. Auch der Schweizerische Vogelschutz (SVS) Bird Life wählt jeweils den Vogel des Jahres. Dieses Jahr trifft die Wahl den Haussperling, auch Spatz genannt. Dem Spatz geht es nicht viel besser als den Schlangen. Ihm fehlt es nicht an Feuchtgebieten, sondern innerhalb von Siedlungen mit modernen Gebäuden sowie Aussengestaltungen an Raum und Natur.

«Hinsichtlich der Ringelnatter ruft Pro Natura dazu auf, deren noch verbleibenden Lebensräume zu vernetzen und neue zu schaffen», so Roland Schuler. Seit der Lancierung ihrer Kampagne «Mehr Weiher für Frosch & Co.» hat die Organisation über 100 Tümpel geplant oder erstellt.

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