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Treberwurst

Schnapsidee vom Bielersee in den Berner Beizen

Zu Tausenden strömen die Menschen in diesen Tagen an den Bielersee zum Treberwurstessen. Dass nun auch Beizen in der Region Bern die Spezialität anbieten, stört die Winzer nicht.

Für Werner Ruff ist wichtig, dass die Würste korrekt zubereitet werden. Bild. pedro rodrigues/a

Jedes Jahr reisen um diese Zeit bis zu 40 000 Menschen in die Winzerdörfer am Bielersee. Der Grund ist eine Wurst.

Treberwurstessen in den Kellern der Weinbauern ist enorm beliebt. Ein Beispiel: Anfang November schreibt Winzer und Schnapsbrenner Werner Ruff aus Twann seine Treberwurstessen aus. Am 3. November sind die Plätze bereits ausverkauft – alle Plätze wohlgemerkt, von Mitte Januar bis Mitte März. Das sind rund 1200 Leute, die von überall her nach Twann kommen. 2,5 Tonnen Wurst landen pro Saison auf dem Tisch.

Ruff führt einen von wenigen Weinbaubetrieben mit einer echten Brennerei am Bielersee. Mehrere Winzer behaupten, dass Ruff es war, der die Tradition des Treberwurstessens vor mehr als 30 Jahren wieder aufleben liess.

Wenn etwas beliebt ist, springen andere auf. Das weiss Werner Ruff. «Das ist ein Markt, da will man mitmachen», sagt er. Ihn stört es nicht, dass auch Gasthöfe aus der Region Bern die Köstlichkeit vom Bielersee anbieten. «Wichtig ist nur, dass die Würste korrekt zubereitet werden», sagt Ruff. «Die einen machen es richtig, die anderen leider nicht.»

Seit 20 Jahren locke die Treberwurst immer mehr Menschen an den Bielersee, so Ruff. In der Region Bern gebe es seit rund zehn Jahren eine Handvoll Restaurants, die aufgesprungen seien. Mehrere Hundert Kilo Wurst verkauft Ruff in Region Bern.

Die «Linde» in Uettligen, der «Bären» in Trubschachen, die «Webere» in Bern oder das Restaurant Diemerswil: alles Gastrobetriebe, die auf den Geschmack gekommen sind. Die einen bieten die würzige Wurst aus dem Brennhafen nur an einem einzigen Wochenende an, andere einen oder gar zwei Monate lang.

Einer, der es so macht, wie Werner Ruff es will, ist Markus Regli. In seinem Restaurant Aeschi in Münsingen stehen von Mitte Januar bis Mitte März Treberwürste auf der Speisekarte, und dies bereits seit acht Jahren.

Angefangen hat es mit der Bekanntschaft mit Sali Hazeraj, einem Weinbauern aus Ligerz. Bei ihm bezieht Regli den Wein für sein Restaurant. Hazeraj überzeugte ihn davon, selber einmal eine Treberwurst zu probieren. Bereits ein Jahr später stand im Restaurant Aeschi die Treberwurst auf der Karte.

Wenn Regli heute zwischen Januar und März Wein bestellt, lässt er auch die Würste gleich mitliefern. Rund 350 Gäste kommen in den zweieinhalb Monaten extra ins «Aeschi», um rund 100 Kilo Treberwurst zu vertilgen. «Es gibt Leute, die kommen aus Hindelbank oder Jegenstorf nach Münsingen, obwohl sie nahe am Seeland wären», so Regli. «Viele kommen sogar mehrere Male während der Saison, und dann sieht man sie ein Jahr lang nicht mehr.»

Damit die Würste auch den richtigen Geschmack haben, werden sie vakuumverpackt inklusive des Tresterfonds angeliefert. Und tatsächlich, die Wurst im Restaurant Aeschi schmeckt fast so gut wie jene in den Weinkellern.

Aber wie sagt Weinbauer Werner Ruff? «Das Ambiente kannst du nicht verpacken.» Das weiss auch Markus Regli. Eine Stimmung, wie sie in den Kellern am Bielersee aufkommt, wo Treberwurstessen nicht selten in feuchtfröhlichen Gelagen enden, kann er in seinem Restaurant nicht bieten. «Deshalb sehen wir uns auch nicht als Konkurrenz», so der Wirt.

Das sieht Oliver von Allmen, Direktor von Tourismus Biel-Seeland, ähnlich. «Es ist eine gute Werbung für die Winzer, aber auch für die Region rund um den Bielersee», sagt er. Es gibt Leute, die behaupten, dass Treberwurstessen eine Marketingstrategie der Tourismusorganisation war, um den Bielersee-Wein beliebter zu machen. Von Allmen verneint: «Davon weiss ich nichts. Das ist nur ein positiver Effekt.» Martin Burkhalter

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