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Nidau

Schöner wohnen auf der ehemaligen Karbidfabrik

Seit der Expo 2002 liegt das Areal in Nidau, auf dem sich der Eingangs- und Emp-fangsbereich der Arte-plage Biel und das Bundesprojekt Nou-velle Destination befand, brach.

Bild: Matthias Käser
  • Dossier

Sabine Kronenberg

Das Gelände liegt zwar städtebaulich an einer wichtigen Lage am See zwischen den Gemeinden Biel und Nidau, doch ist eine Nutzung respektive Bebauung des Geländes aus verschiedenen Gründen heikel. Verschiedene historische Befunde machen das Gebiet zu einem archäologisch sensiblen Gebiet. In den Schichten unterhalb des ehemaligen Expo-Geländes finden sich geschützte prähistorische Siedlungsreste der Pfahlbauer aus der Zeit zwischen 4000 und 800 vor Christus.

In rund zwei Metern Tiefe fanden sich bei Umnutzungen des Geländes und damit verbundenen Grabungen bereits im 19. Jahrhundert Pfähle, die eine Siedlungstätigkeit zwischen 961 und ungefähr 850 vor Christus nachweisen. Bei der Nutzung des Geländes als Expo-Areal wurden aus Rücksicht auf die archäologische Vorkenntnis möglichst wenig Grabungen vorgenommen. Dennoch waren einige Bodeneingriffe unumgänglich und jeder Kanalbau und Pumpschacht, der gebaut wurde, wurde archäologisch begleitet und erfasst. Durch diese Sondierungen und späteren Bauten rund um das Areal konnte so eine prähistorische Siedlungsanlage nachgewiesen werden, die mindestens von den Tennisanlagen hinter dem Restaurant La Péniche bis zum Strandbad Biel reichte.

 

Graben des Schloss Nidau
Neben den prähistorischen Funden befinden sich in den Gesteins- und Sedimentschichten unterhalb des Expo-Brachlands auch mittelalterliche und neuzeitliche geschützte Strukturen des 12. bis 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um den Schlossgraben des vormaligen Schlosses Nidau sowie um Kanäle und Uferbefestigungen der Zihl. Die Burg aus Holz aus dem Hochmittelalter ist um das Jahr 1140 zu datieren. Der spätere Neubau aus Stein wurde im 13. Jahrhundert umgesetzt. Von dieser Anlage besteht heute noch der Turm in Nidau. In den folgenden Jahrhunderten war Nidau als Gerichtsort, Marktplatz, Zoll- und Umschlagsplatz des Wein- und Salzhandels von regionaler Bedeutung. Der Bielersee hiess damals noch Nidauersee, da Nidau die bernischen Hoheitsrechte über den ganzen Bielersee vertrat.

Doch nicht nur archäologische Befunde machen das ehemalige Expo-Terrain zu einem heiklen Ort für Neubauten. Als 1895 die Herstellung des brennbaren Gases Acetylen aus Kalziumkarbid aufkam, baute man 1898 auch in Nidau – auf besagtem Gelände – eine solche Karbidfabrik. Das Kalziumkarbid wurde dabei durch Erhitzen von Kalk und Koks industriell gewonnen und durch Hinzufügen von Wasser entstand das Acetylen, das extreme Leuchteigenschaften besass und hoch explosiv war. Beim Militär und den privaten und kantonalen Gründerbahnen, die später zu den Schweizerischen Bundesbahnen zusammengelegt wurden, waren die Gaslampen, die mit Karbid funktionierten, sehr beliebt.

 

Prüfung ist nötig
Dieses Gas setzte bei seiner Verbrennung sehr viel Lumen frei sprich: Es war sehr hell und eignete sich daher besonders für mobile Scheinwerfer. Der Löschkalk, der nach der Verbrennung übrigbleibt, sowie die sonstigen Derivate von Kalziumkarbid sind sehr giftig. Und da man 1898 mit Rückständen nicht zimperlich umging, ist der Boden, auf dem die Karbidfabrik stand, mit grosser Wahrscheinlichkeit noch heute voller giftiger Rückstande des Kalziumphosphids, der giftigen Komponente der Karbidrückstände. Die heute rechtskräftige eidgenössische Verordnung über die Sanierung von belasteten Standorten legt das Erfassen, Einordnen und Sanieren solcher Standorte fest. Infrage kommen alle Standorte von stillgelegten oder noch in Betrieb stehenden Anlagen oder Betrieben, in denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist.

So wird auch das brachliegende Expo-Gelände genau geprüft werden müssen und die beiden betroffenen Gemeinden sind sich im Klaren darüber, dass die Altlasten-sanierung des Terrains gegebenenfalls hohe Kosten nach sich ziehen wird. Es erstaunt daher nicht, wird seit Jahren mit der Umnutzung des Geländes gehadert. Der Wurm ist hier nicht nur aufgrund des Widerstands gegen das Gewinnerprojekt Agglolac des Architekturwettbewerbs drin, der auf diesem Gelände ausgeschrieben wurde.

Stichwörter: Früher, Heute, Nidau, Gelände

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