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Schulzusammenarbeit

Schulhäuser teilen statt bauen

Morgen entscheiden die Epsacher über eine Ausweitung der Schulzusammenarbeit mit Täuffelen-Gerolfingen auf Kindergarten und Primarschule. Solche Kooperationen haben viele Vorteile und sind in der Region beliebt.

Ins Primarschulhaus Epsach gehen bei einem Ja zur Zusammenarbeit künftig auch Kinder aus Täuffelen-Gerolfingen. copyright: anne-camille vaucher

Von Beat Kuhn

Morgen findet in Epsach eine ausserordentliche  Gemeindeversammlung statt. Deren Thema passt gut zum Versammlungsort, dem lokalen Primarschulhaus am Schulweg. Denn: Zur Abstimmung kommt ein sogenannter Zusammenarbeitsvertrag im Bereich Kindergarten  und Volksschule mit der Nachbargemeinde Täuffelen-Gerolfingen. «Unsere kleine Schule ist in der heutigen Form leider nicht mehr finanzierbar», bedauert der Gemeinderat in seiner Botschaft und warnt vor negativen Folgen eines Neins zu dieser schulischen Zusammenarbeit.

Auf der Oberstufe schon praktiziert
Täuffelen-Gerolfingen sei für eine Anfrage naheliegend gewesen, da die örtlichen Oberstufenschüler schon heute das Oberstufenzentrum Täuffelen besuchen würden, ergänzt die Exekutive. Es sei für sie aber «von Anfang an klar» gewesen, dass Epsach als Schulstandort erhalten bleiben solle. Gemäss Vertrag  bleiben die Schulliegenschaften im Eigentum der Standortgemeinden, und jede Gemeinde trägt die Kosten für Betrieb und Unterhalt, Wasser und Abwasser, Reinigung und anderes mehr selber.

Weitere anfallende Kosten wie Gehälter oder Schülertransporte werden nach Schülerzahlen verrechnet. Der Zusammenarbeitsvertrag gilt auf unbestimmte Zeit und kann mit zweijähriger Frist jeweils auf Ende eines Schuljahres gekündigt werden. Natürlich kommt eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde Täuffelen-Gerolfingen aber nur dann zustande, wenn auch diese zustimmt. Dort kommt der Vertrag an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung am 16. März zur Abstimmung.

Vor diesem Hintergrund hat eine Mitteilung des Gemeinderats Täuffelen-Gerolfingen kürzlich stutzig gemacht. Das Gremium vermeldete nämlich, es habe Anfang dieses Monats «betreffend Erweiterung des Primarschulhauses» einen Nachkredit von 72 000 Franken bewilligt. Nimmt die Behörde damit nicht etwas vorweg? Gemeindeschreiberin Barbara Zbinden winkt ab: «Der Nachkredit für die Schulhauserweiterung hat nichts mit der Zusammenarbeit mit Epsach zu tun.» Täuffelen-Gerolfingen benötige so oder so mehr Schulraum, «ob Epsach nun mitmacht oder nicht».

Mehr Flexibilität möglich
Das Modell der Zusammenarbeit im Bereich Schule erfreut sich in der Region grosser Beliebtheit. Aus gutem Grund, denn es erhöht die Flexibilität bei der Schulraumplanung, die wegen der nicht voraussehbaren Zahl Geburten sowie der vielen Zu- und Wegzüge in der heutigen Zeit für alle Gemeindeverwaltungen eine grosse Herausforderung darstellt. Zudem verringert sich so der Druck, eine Gemeindefusion einzugehen, die fast nirgends mehrheitsfähig ist.

Bei einem Ja zu dem Vertrag wäre Epsach denn auch nicht der erste und einzige Partner von Täuffelen-Gerolfingen in Sachen Schule. Auf der Stufe Kindergarten und Primarschule arbeitet man nämlich schon «seit Urzeiten», so Zbinden, mit der Gemeinde Hagneck zusammen. Der Oberstufenschulgemeindeverband Täuffelen für die Real- und Sekundarstufe umfasst neben Hagneck und Epsach dann auch noch Mörigen und Sutz-Lattrigen. Die Erfahrungen seien auf beiden Stufen «sehr gut», so Zbinden. Und ihre Hagnecker Kollegin Agathe Tillmann pflichtet ihr bei: «Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, und wir sind zufrieden.»

Zum Teil seit Jahrzehnten
Sutz-Lattrigen und Mörigen ihrerseits arbeiten schon seit rund 30 Jahren auch auf Primarschulstufe zusammen. Laut Caroline Streit, Gemeindeverwalterin von Sutz-Lattrigen, diente als Basis bislang «ein einfacher Zusammenarbeitsvertrag», der «für beide Gemeinden gleiches Mitspracherecht» vorsah. «Diese Vertrag wurde vom Kanton aber nicht mehr geduldet, und so ist auf Anfang dieses Jahres das Sitzgemeindemodell eingeführt worden.» Sutz-Lattrigen ist Sitzgemeinde, Mörigen Anschlussgemeinde. Der Name ist weiter Primarschule Sutz-Lattrigen-Mörigen. Nach wie vor gibt es auch zwei Schulhäuser, gehen Sutz-Lattriger Kinder auch nach Mörigen zur Schule und umgekehrt. «So können gute Klassen geführt werden, und es müssen – vor allem in Mörigen – keine Mehrjahresklassen geführt werden», so Streit.

Die Sekundarschüler von Port besuchen sogar schon seit über 45 Jahren auswärtig, sprich in Nidau, die Schule, im Rahmen eines Schulverbandes, dem sonst Ipsach, Bellmund, Jens, Hermrigen und Merzligen angehören. «Das wird sich auch mit dem Schulhausneubau in Port nicht ändern», macht der Porter Gemeindeverwalter Christian Luder klar.  Denn: «Das Schulhaus wird ausschliesslich für die Bedürfnisse der Unterstufe, des Kindergartens und der Tagesschule gebaut.» Darüber hinaus habe Port für die französischsprechenden Primar- und Sekundarschüler seit 1975 eine Vereinbarung mit der Stadt Biel.

Die Schule mit der Postleitzahl
«Seit langem» arbeiten laut der Schwadernauer Gemeindeschreiberin Gerda Signer auch Schwadernau und Scheuren auf Primarschulstufe zusammen. In den ersten Jahren sei die Zusammenarbeit in Form eines Zusammenarbeitsvertrages geregelt gewesen, seit 2013 bestehe ein Sitzgemeindemodell. «Eine eigne Schule könnte aufgrund der Schülerzahlen wohl weder Scheuren noch Schwadernau führen – oder nur in gemischten Klassen.» Ihren Namen hat die «Schule 2556» von der gemeinsamen Postleitzahl.

In der Oberstufe gehört Schwadernau dagegen seit Jahren zum Verband Oberstufenzentrum Studen, zu dem als dritte Gemeinde Aegerten gehört. Erst vor wenigen Jahren haben sich die Primarschulen von Studen und Aegerten zur Schule Studen-Aegerten zusammengeschlossen, mit Schulleitung und Schulsekretariat in Studen, wie die Studener Gemeindeschreiberin Alice Eggli erklärt.

Ebenfalls «schon lange», so die Ligerzer Gemeindeschreiberin Dora Nyfeler, haben Ligerz, Twann und Tüscherz-Alfermée einen Schulverband an der Oberstufe. 2003 sei dieser auf die Primarschule ausgedehnt worden. Nach der Fusion der Gemeinden Twann und Tüscherz-Alfermée sei Twann-Tüscherz zur Sitzgemeinde bestimmt worden. «Da die Zusammenarbeit gewachsen ist, sind die Erfahrungen positiv», meint Nyfeler. Ligerz sei in der Schulkommission Twann-Tüscherz-Ligerz mit drei Mitgliedern vertreten. «So sichert sie sich ein Mitspracherecht.»

Zum Teil ganz schön komplex
Besonders gross ist der Schulverband Aarberg, der die Real- und Sekundarschule in Aarberg führt. Neben Aarberg umfasst er auch noch Bargen, Bühl, Kallnach, Kappelen, Radelfingen, Seedorf und Walperswil. Radelfingen ist daneben mit Wohlen und Seedorf am Schulgemeindeverband Matzwil beteiligt, der eine Gesamtschule mit einer Klasse auf Unter- und Mittelstufe umfasst. Laut Gemeinderat Andreas Waldvogel, Bildungsvorsteher von Radelfingen, besuchen die Radelfinger Kinder aus der näheren Umgebung dieses Schulhauses dort den Unterricht. Daneben betreibe die Gemeinde eine eigene Primarschule in Radelfingen, wo die überwiegende Mehrzahl der Kinder aus der Gemeinde den Unterricht besuche.

Als weitere Verbandsgemeinde hat auch Kappelen dem Schulverband Aarberg neben der Sekundarschule den Bereich Fördermassnahmen übertragen, wie Gemeindeschreiber Thomas Buchser festhält. Einige wenige Schüler aus dem Gebiet Worbenfeld/Lindenhof würden die Schule Worben besuchen, weil der Schulweg dorthin für sie sinnvoller sei als ins Schulhaus Kappelen. Lyss erledige weiter im Mandat der Gemeinde Kappelen die Schulung der Kinder im Durchgangszentrum für Asylsuchende an der Grenzstrasse. «All diese Kooperationen funktionieren gut und nahezu reibungslos», sagt Buchser. «Allerdings sind im Schulverband generelle Reorganisationsfragen hängig.»

Die neueste Kooperation auf der Oberstufe ist der Schulverband Schulimont, dessen Gemeinden sich um den Jolimont gruppieren: Gals, Gampelen, Lüscherz, Vinelz und Tschugg (das BT berichtete). Er wird auf Anfang des nächsten Schuljahrs 2015/2016 starten. Doch nicht alle Gemeinden in der Region setzen auf Zusammenarbeit. So etwa Pieterlen. David Löffel, Leiter Präsidiales: «Aktuell stellt sich die Frage einer Zusammenarbeit für uns nicht. Wir bieten alles in der Gemeinde an: Kindergarten, Tagessschule, Primar- und Oberstufe.»

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