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Geocaching

Stets auf der Suche nach dem nächsten Versteck

Eine Sehenswürdigkeit nach der anderen abklappern – das kann nun wirklich jeder. Die wahren Entdecker erkunden das Seeland auf andere Weise: Mit GPS-Daten, einer Karte und etwas Scharfsinn.

An der Schüss, am Jura-Hang, im Bözingenfeld, im Zentrum: In der ganzen Stadt Biel warten Geocaches darauf, entdeckt zu werden.  Copyright: Matthias Käser/BT
  • Dossier

von Jana Tálos

«Hast du etwas?»
«Nein, du?»
«Nein.»
«Irgendwo hier sollte es aber sein. Im Umkreis von drei Metern.»
«Hast du da in das Loch geschaut?»
«Ja.»
«Und?»
«Nichts»
«Mist!»

Es ist zum Verzweifeln. Seit nunmehr zehn Minuten irren wir – meine Kollegin und ich – am Ufer des Nidau-Büren-Kanals entlang, steigen Stege hinauf und Stege hinunter, knien auf den Boden, schauen hinter Büsche, greifen in dunkle, mit Spinnweben durchzogene Löcher, bloss um dieses eine Ding zu finden: die Dose.

Es handelt sich dabei nicht etwa um eine Aufbewahrungsdose, mit Kaffee, Kakao oder sonst etwas drin. Die Dose, das ist das Ziel jedes digitalen Schatzsuchers. Den Menschen, die mittels GPS-Daten und Hinweisen Landschaften und Städte durchforsten, um Verstecke zu finden. Schnitzeljäger, die durch ihre stetige Suche an Orte gelangen, die sie sonst nie entdeckt hätten. Sogenannte Geocacher.

 

Die Suche beginnt vor Ort
Geocaching ist ein Spiel, das mittlerweile seit fast zwei Jahrzehnten Outdoorfans und Städteentdecker auf der ganzen Welt begeistert. Sieben Millionen Mitglieder gibt es laut der offiziellen Geocaching-Website. Und es werden von Tag zu Tag mehr.

Funktionieren tut es relativ einfach. Über die Geocaching-App (siehe Zweittext) sieht der Nutzer auf einer Karte eingezeichnet, wo sich in seiner Umgebung überall Caches befinden. Manchmal handelt es sich dabei um den direkten Standort einer sogenannten Dose. Manchmal findet sich an diesem Ort aber auch einfach ein Hinweis darauf, wo sich die Dose befindet. Zum Beispiel in Form von Koordinaten, oder in Form eines Rätsels, mit dessen Lösung die Koordinaten des nächsten Postens ermittelt werden können.

Über das GPS im Smartphone sieht der Geocacher, wie viele Meter weit weg sich der angepeilte Cache noch befindet. Und dank der integrierten Karte ist der Weg zum Versteck auch schnell gefunden. Die wirkliche Suche beginnt dann allerdings vor Ort. Denn offensichtlich sind die Dosen nie versteckt.

In der Regel hinterlässt der Nutzer, welcher das Versteck eingerichtet hat, einen oder mehrere Hinweise für den Suchenden. So auch in unserem Fall. «Bei Hochwasser kann’s schon mal nasse Füsse geben», lautet die Botschaft von Sennsor, dem Inhaber des Caches. «Vielleicht ist die Dose unten an einer Stufe des Stegs festgemacht», sagt meine Kollegin, kniet auf den Steg und fasst unter die Treppe ins Wasser.

«Und?»
«Nichts. Vielleicht hier – nein, doch nicht.»
«Mist.»
«Hmm.»

Wer vor Ort nicht mehr weiterkommt, kann sich, wenn er Glück hat, Hilfe von Mitwissern suchen. So gibt es auf der App bei jedem Cache die Funktion «Aktivität». Dort können Geocacher, die das Versteck bereits gefunden oder eben nicht gefunden haben, einen Kommentar zum Objekt hinterlassen. Zudem sieht man auf diese Weise, wann der Cache zuletzt «geloggt» wurde, und so auch, ob das Versteck allenfalls ausser Betrieb sein könnte, falls es Jahre her ist, seit ihn jemand entdeckt hat.

 

«Es blitzt da in der Sonne»
Unserer wurde zuletzt am 14. Juli gefunden. «Der Fund war erfrischend», schreibt Düne1. «Also doch im Wasser?», frage ich.
«Ja, aber wo? Was steht da sonst noch?», fragt meine Kollegin zurück.
«‹Es blitzt doch da in der Sonne›, hat einer geschrieben. Oder: ‹Unser Verdacht wurde, nachdem wir am richtigen Objekt suchten, bestätigt›», antworte ich.«Tolle Hinweise», meint meine Kollegin resigniert. Trotzdem: So schnell geben wir uns nicht geschlagen.

Knappe fünf Minuten und ein paar nasse Füsse später ist es dann tatsächlich soweit: Endlich halten wir «die Dose», in den Händen. Darin befindet sich ein Logbuch, auf dem sich die Geocacher, die das Versteck vor uns gefunden haben, mit Pseudonym, Datum und Uhrzeit des Fundes verewigt haben.

Auch wir tragen uns ein, «loggen» den Cache auf dem Smartphone und hinterlassen neben zig Urlaubs- und Ausflugserinnerungen anderer Geocacher unseren Kommentar: «Nach rund 20 Minuten endlich gefunden. Dann ist es uns wie Schuppen von den Augen gefallen.» Vielleicht kann ja der nächste Sucher mit diesem Hinweis etwas anfangen. Wir aber haben bereits den nächsten Cache in Auge gefasst.


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So funktioniert Geocaching

Caches werden vonanderen Geocachern eingerichtet. Die Koordinaten und Hinweise werden danach auf Sammel-Websites hochgeladen.

Um sich auf die Suche zu machen, lädt man einfach die App Geocaching auf das Smartphone oder sendet sich von einer der Websites die Koordinaten und Hinweise auf das GPS-Gerät. Bei der Suche unterscheidet man die folgenden häufigsten Arten von Caches: Tradis (die Koordinaten führen direkt zumCache), Multi-Caches (die Koordinaten weisen auf den Ausgangspunkt eines Postenlaufs hin), Rätsel-Caches (um die Koordinaten zu erhalten, muss zuerst ein Rätsel gelöst werden) und Letterbox Hybrid (Hinweise wie zum Beispiel Bilder führen zum Cache).

Die App oder die Website gibt jeweils auch den Schwierigkeitsgrad eines Caches an. Manche Cache-Inhaber vermerken zudem, wie viel Zeit für die Suche in etwa einberechnet werden muss. Manche Caches enthalten auch Gegenstände, die man gegen ein eigenes Mitbringsel von etwa gleichemWert eintauschen kann. Weitere Infos und Verhaltenskodizes finden sich auf der Schweizer Geocache-Website. jat

Link: www.geocache.ch


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Spannende Caches im ganzen Seeland

- City of Biel-Bienne: Ein Multi-Cache, bei dem man innert 2,5 Stunden einen historischen Rundgang durch die Stadt Biel absolvieren kann.

- Rund durchs Anker-Dorf: Dieser Multi-Cache führt rund zwei Kilometer durch die Gemeinde Ins.

- Der Froschkönig: Der Rätsel-Cache stellt Fragen zum Märchen und führt die Geocacher durchdas Stedtli Aarberg.

- Araarenah: Dieser Multi-Cache führt ab Lyss rund acht Kilometer idyllisch der Aare entlang.

- Zwergenwald reloaded: Einfamilienfreundlicher Multi-Cache zwischen Büren, Rüti und Oberwil. jat

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