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Transitplatz im Mittelland statt im Seeland

Eine neue Lösung für einen Transitplatz zeichnet sich ab: Ein Stück Land an der Autobahn A1 neben einem Rastplatz bei Wileroltigen soll sich eignen. Gestern hat Regierungsrat Christoph Neuhaus die Gemeinden informiert. Diese wollen sich wehren.

Brigitte Jeckelmann
Laura Fehlmann

Daniel Kruse ist erleichtert. Der Gemeindepräsident (SVP) von Meinisberg hat soeben erfahren, dass Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP) ein neues Projekt für einen Transitplatz für ausländische Fahrende in Wileroltigen ins Auge gefasst hat. Wileroltigen liegt in der Nähe von Kerzers und gehört zum Verwaltungskreis Mittelland. Der Platz, käme er zustande, würde also ausserhalb des Seelands liegen. «Das klingt doch nach einer wesentlich vernünftigeren Lösung als der Standort Meinisberg», sagt Daniel Kruse und fügt an: «Für uns war eigentlich schon ziemlich klar, dass das Thema Transitplatz für Meinisberg erledigt ist.» Dennoch sei er jetzt zusätzlich froh, dass Neuhaus einen anderen möglichen Standort für einen Platz gefunden hat.


Transitplatz im Seeland wohl definitiv vom Tisch
Gestern war Neuhaus dort vor Ort, um mit den Gemeindepräsidenten von Wileroltigen, Fehrenbalm und Gurbrü zu diskutieren. Auf Begeisterung sei er nicht gestossen, sagt Neuhaus. Die Reaktionen seien «tendenziell negativ» gewesen. «Aber wir haben konstruktive Gespräche geführt.»
Mitte August will er in einer öffentlichen Veranstaltung die Bevölkerung informieren. Für Neuhaus ist aber klar, dass es im Seeland mit grösster Wahrscheinlichkeit keinen Transitplatz geben wird. Denn der Grosse Rat hat das Projekt letztes Jahr abgelehnt wegen der hohen Kosten von über neun Millionen Franken. Diese waren vor allem darin begründet, dass archäologische Funde im Boden stecken, die sorgfältig hätten geborgen werden müssen.
Die Parzelle bei Wileroltigen gehört dem Bundesamt für Strassen Astra. Schon vor einigen Jahren hatte Neuhaus das Grundstück in der Evaluation untersucht. Doch damals hatte das Astra als Besitzerin abgewinkt. Kürzlich nun ist das Amt selber auf Neuhaus zugekommen und hat den Platz angeboten. Als Grund gibt Thomas Rohrbach vom Astra an, damals sei der Rastplatz noch in der Auflagephase gewesen, man habe sich daher nicht festlegen wollen. Inzwischen ist der Platz seit eineinhalb Jahren fertiggebaut. Man sei zum Schluss gekommen, das angrenzende Gelände entbehren zu können.
Derzeit ist das Gelände voller Wohnwagen von Fahrenden, dies seit Anfang Juni, wie Rohrbach sagt. Erst seien sie auf den Rastplatz nebenan gefahren. Von dort konnte sie die Polizei wegweisen aus Sicherheitsgründen. Daraufhin seien sie einfach auf das Gelände ausserhalb des Zauns gefahren.


Bereits Ärger auf dem Platz in Wileroltigen
Und dort sorgen sie für Ärger unter der Bevölkerung. Die rund 80 Gespanne mit etwa 400 Leuten hinterlassen nach Aussage von Edgar Herren, Vizegemeindepräsident von Wileroltigen, einiges an Schmutz. Herren ist nach der Information von Neuhaus unzufrieden: «Ich hatte eigentlich Unterstützung erwartet, aber der Kanton will bei uns einen Transitplatz einrichten.» Der Gemeinderat von Wileroltigen möchte, dass der Platz bis am 31 Juli geräumt wird. Dafür habe man die Personalien der Fahrenden aufgenommen und beim Regierungsstatthalter ein Räumungsgesuch gestellt. Allerdings weiss Herren: Die Gesetzesgrundlage für eine Räumung ist schlecht, da die öffentliche Sicherheit nicht gefährdet ist. «Aber wir machen Druck, denn die Bevölkerung schiesst jetzt auch gegen den Gemeinderat», sagt Herren.
Laut Thomas Rohrbach vom Astra sei die Lage schwierig geworden, seit eine zweite Gruppe von spanischen Fahrenden dazu gestossen ist. «Sie vertragen sich nicht untereinander», sagt Rohrbach. Einige würden ihre Fäkalien entsorgen, andere nicht. Auch mit der Wassernutzung habe es Probleme gegeben. «Inzwischen haben wir einen interkulturellen Vermittler eingeschaltet», sagt Rohrbach.
Noch ist aber nichts in Stein gemeisselt. Regierungsrat Neuhaus wird jetzt dasselbe Prozedere in Gang setzen müssen wie beim Projekt in Meinisberg. Diesmal hat er aber bessere Karten, was die Kosten betrifft: Das Gelände sei gut gelegen an der Autobahn und bereits erschlossen. Er schätzt, dass eine Objekteingabe an den Grossen Rat aber nicht vor Mitte 2018 erfolgen wird. Und dann entscheidet wieder das bernische Parlament
 

Stichwörter: Fahrende, Transitplatz, Neuhaus

Kommentare

Biennensis

Da hat der gute Christoph Neuhaus (SVP) seinem Parteikollegen Daniel Kruse (SVP) ein wirklich schönes Sommer-Geschenk gemacht!


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