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Tourismus

Über 100 000 Franken Verlust

Das Hochwasser hat zahlreiche Camperinnen und Camper verscheucht. Platzbetreiber am Bielersee beklagen teils hohe finanzielle Verluste. Jetzt wird aufgeräumt.

Copyright: Yann Staffelbach / Bieler Tagblatt

Brigitte Jeckelmann

Seit dem Höchststand von 430,94 Meter über Meer sinkt der Pegel des Bielersees zentimeterweise. Gestern Abend um 21 Uhr stand er auf 430,06 Meter über Meer, Gefahrenstufe 3. Noch ein Zentimeter fehlt bis zur Gefahrenstufe 2. Das Wasser drang in zahlreiche Liegenschaften rund um den See. Betroffen waren auch Campingplätze. Einige mussten sogar zeitweise schliessen. Inzwischen geht es aber wieder aufwärts. Die Gäste kehren zurück, wenn auch zögerlich.

Auch im Camping Erlach normalisiert sich die Lage allmählich. Laut Betreiber Christian Brechbühl ist der Camping zurzeit wieder zu knapp 90 Prozent ausgelastet. Unter Wasser stehe zwar nichts mehr. Doch der Boden sei noch immer sehr aufgeweicht.

Das Hochwasser hat in der Kasse des Campings gemäss Brechbühl ein Loch von über 100 000 Franken hinterlassen. Denn während sieben bis zehn Tagen sei der Camping fast ganz leer gewesen. Und das mitten in der Hochsaison. Brechbühl sagt, zuvor sei der Platz total ausgebucht gewesen, man habe sogar Gäste abweisen müssen.

 

Kein Strom, kein WC

Das Hochwasser war dann nicht einmal das Hauptproblem, sondern die Infrastruktur: Die Kanalisation habe nicht mehr funktioniert, was die sanitären Anlagen unbrauchbar machte. Zudem musste Brechbühl aus Sicherheitsgründen den Strom abstellen. Hinzu kam das Wassersportverbot, die dringende Empfehlung der Behörden, nicht im See zu baden und die Schiffe verkehrten auch nicht mehr. «Klar, so machen Ferien am See keinen Spass», sagt Brechbühl. Kommt dazu: Das stehende Wasser verbreitete unangenehme Gerüche; Fische schwammen darin herum. Nur einige wenige hart gesottene Camper hätten ausgeharrt, weil sie sehen wollten, wie sich die Situation entwickelt.

Das Hochwasser habe aber deutlich gemacht, dass die in die Jahre gekommene Infrastruktur des Campings einer dringenden Erneuerung bedarf, sagt Brechbühl.

Diese werde jetzt in Angriff genommen: Bereits im Herbst werden neue Leitungen für Strom und Abwasser verlegt. Nun hofft Brechbühl wenigstens für den Rest der Saison noch auf einen ausgebuchten Platz. Doch er merkt: «Die Gäste zögern, sie sind wegen des instabilen Wetters verunsichert und weichen ins Ausland aus.» Das Wichtigste für den Betrieb sei aber, dass man so schnell wie möglich wieder in und aufs Wasser kann.

Auch beim Camping des Pêches in Le Landeron bescherte das Hochwasser den Touristen nasse Füsse. In jenem Teil des Campings mit den festen Jahresplätzen mussten die Betreibenden sogar die Zufahrtsstrasse sperren. Dies wegen der vielen Bäume, die unter Wasser standen und deswegen instabil zu werden drohten, sagt Co-Betreiber Marcel, der nur beim Vornamen genannt werden will.

Zwar blieben die Wohnmobile und Wohnwagen trocken, doch die hölzernen Vorplätze standen laut Marcel bis zu 30 Zentimeter tief im Wasser. Die Mieterinnen und Mieter seien zum Teil abgereist, zum Teil aber auch geblieben. Den Platz hingegen mit den Tagestouristen mussten die Betreiber während rund einer Woche sperren, die Buchungen annullieren.

Dies, weil die sanitären Anlagen nicht mehr funktionstüchtig waren. Auch der Wasserspielplatz und die Entsorgungsstation für den Abfall seien nicht mehr benutzbar gewesen, sagt Marcel. Das Restaurant habe er schliessen müssen, weil das Wasser die Fussböden überflutet hatte.

 

Wie ein Neustart im Frühling

Zwar geht das Hochwasser täglich um einige Zentimeter zurück. Doch der Strand, auf dem sich die Gäste sonst auf Badetüchern in der Sonne räkeln, ist noch immer unter Wasser. Marcel und sein Team sind seit Tagen am Putzen. Sie bereiten sich auf die Wiedereröffnung vor. Das Hochwasser bedeutet für ihn vor allem viel Arbeit. «Es ist wie ein Neustart im Frühling», sagt er. Ab morgen Mittwoch sind der Zeltplatz, der Lebensmittelladen und das Restaurant wieder geöffnet und bereit für neue Gäste. Marcel hofft auf eine gute restliche Saison mit schönem Wetter und ausgebuchten Plätzen bis der Camping des Pêches am 15. Oktober seine Türen über Winter schliesst.

Glimpflich davongekommen ist der Hotel Camping Sutz. Der Campingplatz liegt nicht direkt am See und blieb gemäss Rezeptionsmitarbeiterin Joana Wälti trocken, ebenso die Badewiese. Nur wenige Kunden hätten ihre Buchung storniert. Dies vor allem wegen der Wasserqualität des Bielersees und dem Rat der Behörden, aufs Baden zu verzichten. Doch man habe jeden frei gewordenen Platz gleich wieder belegen können. Insofern habe man auch keine finanziellen Einbussen zu beklagen. Am meisten zu tun gegeben haben laut Wälti die Anrufe der Gäste, die anfragten, ob sie überhaupt kommen könnten. Inzwischen habe sich auch das wieder beruhigt.

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