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Umfahrung Kerzers wird priorisiert

2023 soll der Bau der Umfahrung Kerzers beginnen. Das 30-Millionen-Projekt steht beim Freiburger Staatsrat neben zwei anderen zu oberst auf der Liste. Doch wird befürchtet, dass wegen des Projekts der Verkehr in den umliegenden Gemeinden zunimmt.

Frühestens 2025 wird die Umfahrung Kerzers eröffnet. Bis dahin reihen sich die Autos beim Bahnübergang in Kerzers weiterhin hintereinander. Bild: Daniel Mueller

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Hannah Frei

Von einem Projekt, das ungebaut bleiben sollte, hin zu einem, dem oberste Priorität eingeräumt wird. Das ist die Geschichte der Umfahrung Kerzers. Bereits vor mehr als zwei Jahren entschied sich das Freiburger Kantonsparlament, die Umfahrung wieder in der Planung aufzunehmen. Nun soll der Bau 2023 beginnen. Der Freiburger Staatsrat wird das Projekt Umfahrung Kerzers gemeinsam mit zwei weiteren Projekten sogar prioritär behandeln, wie er an einer Pressekonferenz kurz vor Weihnachten mitteilte.

Dies freut besonders Grossrat Ueli Johner (SVP) aus Kerzers, ohne den das Projekt wohl nie umgesetzt worden wäre (siehe Infobox). «Ich bin sehr glücklich und auch ein wenig stolz», sagt er. 40 Jahre lang habe er sich nun dafür eingesetzt, dass die Umfahrung gebaut wird. Sie soll vor allem den Transitverkehr in Kerzers reduzieren. Und das sei dringend nötig, sagt Johner. Denn der Transitverkehr in Kerzers habe in den letzten Jahren stark zugenommen, zuletzt auch wegen des A5-Ostasts.

«Ein grosser Gewinn für Kerzers»
Dass die Umfahrung Kerzers nun gebaut wird, sei ein grosser Gewinn für Kerzers, wie Gemeindepräsidentin Nicole Schwab (SVP) sagt. «Es ist ein Entscheid, der hier mit grosser Freude entgegengenommen wird», sagt sie. Denn die momentane Verkehrssituation in der Gemeinde an der Kantonsgrenze sei «schwierig». Seit der Eröffnung des A5-Ostasts habe der Transitverkehr im Dorf zugenommen. «Dazu gibt es zwar bisher keine Messungen, aber wir spüren es deutlich», sagt Schwab. Das sei auch zu erwarten gewesen. Besonders für Lastwagen, die beispielsweise von Zürich ins Waadtland fahren, sei der Durchgang durch das Dorf optimal.

Von der Umfahrung erhofft sich Schwab eine Entlastung für die ganze Gemeinde. Doch das für Kerzers durchaus positive Projekt hat auch eine Kehrseite: In den umliegenden Gemeinden könnte der Transitverkehr durch die für Autofahrer attraktive Umfahrung zunehmen. Dies befürchten zumindest sowohl Schwab als auch Ueli Johner. Schliesslich endet die Umfahrung beim Papillorama, der Verkehr aber fliesst dann weiter in Richtung Kallnach über Fräschels bis nach Aarberg.

Vor zwei Jahren hiess es seitens der Freiburger Baudirektion noch, man wäge zwischen zwei Varianten ab: eine Umfahrung für Kerzers oder eine zirka doppelt so teure für Kerzers und Fräschels. Nun hat sich der Freiburger Staatsrat, der für die Planung der Umfahrung zuständig ist, für die erste Variante entschieden. Laut Nicole Schwab sei auch eine Umfahrung von Fräschels ein wünschenswertes Projekt. «Aber dann müsste man ein Dorf nach dem andern umfahren», sagt sie.

Kiesgrubenbetreiber zahlen mit
Für den Bau der gesamten Umfahrung werden zwei bis drei Jahre eingeplant. Dies sagt Corinne Rebetez, Kommunikationsverantwortliche der freiburgischen Raumplanungs-, Umwelt- und Baudirektion. Die Kosten für das Vorhaben belaufen sich laut ihr auf gegen 30 Millionen Franken. Ein Teil davon würde von den zukünftigen Betreibern der Kiesgrube in Kerzers, der Firma Holcim, übernommen. Denn durch die Umfahrung werden die Transportwege für sie kürzer und einfacher.

Doch weshalb erhielt die Umfahrung Kerzers unter 26 weiteren Umfahrungsprojekten im Kanton Freiburg eine solch hohe Priorisierung? Laut Rebetez hängt dies unter anderem damit zusammen, dass das für das Projekt benötigte Land bereits zu einem grossen Teil dem Kanton gehört. «Dadurch sind kaum Umlagerungen der Parzellen nötig», sagt sie. Zudem habe man sich auch für Kerzers entschieden, um das regionale Gleichgewicht im Kanton zu fördern.

Fritz Affolter (SVP), Gemeindepräsident von Aarberg, hat jedoch einen anderen Verdacht, weshalb gerade Kerzers so weit oben auf der Liste steht: die Kiesgrube in Kerzers. Bisher habe es immer geheissen, dass diese erst mit der Eröffnung der Umfahrung in Betrieb genommen werden könne. «Und ich vermute, dass der Kanton Freiburg dies unterstützen will», so Affolter.

Anders als Ueli Johner und Nicole Schwab befürchtet er keine Verkehrszunahme in Aarberg aufgrund der Umfahrung. Bereits der Ostast habe kaum Auswirkungen auf den Verkehr im Stedtli gehabt. Dies zeigen auch die vor kurzem veröffentlichten Ergebnisse der Verkehrsmessungen in den Seeländer Gemeinden (das BT berichtete). In Kallnach hingegen zeigten die Messungen eine Verkehrszunahme seit Eröffnung des Ostast um 7,1 Prozent. Trotzdem bleibt der Kallnacher Gemeindepräsident Dominik Matter pragmatisch: «Bei uns im Dorf ist die Umfahrung Kerzers kaum ein Thema.» Zwar sei das Verkehrsaufkommen in Kallnach zu den Stosszeiten hoch, aber längst nicht unertragbar. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass Verkehr nicht nur negative Seiten habe. «Verkehr bedeutet auch, dass das Dorf besucht wird. Und davon profitiert das lokale Gewerbe», so Matter.

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Was bisher geschah
- 2013
führte die freiburgische Raumplanungs-, Umwelt- und Baudirektion eine Studie zur Einschätzung von 26 Umfahrungsprojekten durch. Dabei landete die Umfahrung Kerzers bei der Priorisierung in der letzten Kategorie.
- Am 8. September 2016 brachte Grossrat Ueli Johner (SVP) das Projekt nochmals in den Grossen Rat und stellte einen Änderungsantrag, die Umfahrung Kerzers doch umzusetzen. Dieser wurde mit 57 Ja- zu 36 Nein-Stimmen angenommen.
- Am 21. Dezember 2018 wurde vermeldet, dass der Freiburger Staatsrat der Umfahrung Kerzers neben zwei weiteren Projekten oberste Priorität einräumt. haf

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