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Gampelen

Viel Frittiertes zum Fest der Flüchtlinge

In der Kollektivunterkunft Eschenhof in Gampelen hätte gestern ein Tag der offenen Tür stattfinden sollen. Daraus ist schliesslich in erster Linie ein Fest für die Bewohner geworden. Das BT hat bei den Vorbereitungen einen Blick in die Kochtöpfe geworfen.

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von Andrea Butorin


Kurz vor 11 Uhr ist der Eschenhof Gampelen von herbstlichem Nebel umhüllt. Es ist ruhig, vereinzelt sind aus den verschiedenen Gebäuden erst Stimmen und beim Nähertreten Gerüche zu vernehmen.
Beim Hauptgebäude der Kollektivunterkunft hängt ein Zettel, der das Programm des heutigen Tages der offenen Tür verkündet, zu dem die Betreiberin Asyl Biel & Region auch die Medien eingeladen hatte (siehe Infobox):Stündlich soll es eine Führung geben, dazu werden traditionelle Speisen aus den Herkunftsländern der Bewohner angeboten.
Nichtsdestotrotz zeigt sich die Zentrumsleitung über den unangemeldeten Besuch des BT überrascht. Sie hätten im Moment eine Baustelle im Parterre des Hauptgebäudes und hätten deshalb kein so grosses Programm geplant wie in anderen Zentren. Aus diesem Grund sei der Tag zum Anlass genommen worden, ein Fest für die Bewohner zu organisieren. Sollten dennoch weitere Besucher eintreffen, seien diese herzlich willkommen.
 

«Somalische Männer in der Küche – sehr erstaunlich»
Hicham Elhirch arbeitet im Eschenhof als Betreuer und zeigt sich spontan bereit, eine Führung zu geben. Seit 2009 – also seitdem der Eschenhof nicht mehr Teil der Strafanstalt Witzwil, sondern eine Asylunterkunft ist – ist der gebürtige Marokkaner dort angestellt.
In der grossen Küche im Hauptgebäude ist viel los:Drei Männer aus Somalia formen im Vorraum Teig zu Kugeln. In einem nächsten Schritt wird dieser flach gewalzt und zu Dreiecken geschnitten. In der Küche kümmern sich zwei weitere Somalier um den künftigen Inhalt des Teigs:Dieser besteht aus Kohl, Karotten, Kartoffeln und Thon. Sambuus heisst das Endprodukt:indischen Samosas verwandte Teigtaschen, die frittiert werden.  
Männer in der Küche sei in Somalia nichts Aussergewöhnliches, sagt Abdi Rahman, der aus der somalischen Hauptstadt Mogadischu stammt. Er habe einst ein Restaurant geführt und könne gut kochen. Neben sich hat er zwei Bleche mit einer somalischen Interpretation von Pizza liegen, die später noch in den Ofen müssen. Ein weiterer Somalier steht entspannt in der Küche und türmt Gorai vor sich auf:Diese bestehen aus frittiertem Hefeteig und werden gezuckert.
Ein vorbeigehender Bewohner aus Guinea mag der Aussage von Abdi Rahman nicht zustimmen. Auf Französisch sagt er:«Somalische Männer in der Küche – das ist sehr erstaunlich.»
 

Kottu Rottu, Kulcha und Perkedel Jagung
Auch in einem der Nebenhäuser ist eine Männertruppe am Werk:Das «Team Sri Lanka» kocht Kottu Rotti, ein traditioneller Eintopf aus Kohl, Lauch, Karotten, Huhn und Ei. Was den betörenden Duft ausmacht ist die Würzmischung. Es sei scharf, aber nicht zu sehr, sagt Vinship Varatharasha, der seit drei Monaten auf dem Eschenhof lebt. «Es muss schliesslich für alle erträglich sein.» Drei volle Töpfe stehen bereit für das Fest – zwei mit und einer ohne Fleisch.
Gleich nebenan liegt das Frauenhaus. In dessen Küche sind drei Frauen aus drei verschiedenen Ländern mit ihren Spezialitäten beschäftigt. Maria aus Afghanistan bereitet Kulcha, eine süsse Teigspeise zu. Deren Tüpfelchen auf dem i bildet die Messerspitze voller Schwarzkümmel, die jede dieser runden Leckerei ziert.
Während Nimko aus Somalia am Vormittag noch auf der Arbeit war und nun Maria zur Hand geht, backt Jariyah aus Indonesien Perkedel Jagung, Mais-Frikadellen aus ihrer Heimat.
Gegen 12 Uhr erhalten die somalischen Männer in der Hauptküche weibliche Unterstützung:Die Sambuus-Produktion muss angekurbelt werden, damit alles rechtzeitig fertig wird.
Als die Sonne die Nebelbänke zum Verschwinden bringt, beginnen die Bewohner des Eschenhofs, ihre Speisen in den Hof zu tragen – das Fest kann beginnen.

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Tag der offenen Tür von Asyl Biel & Region
Asyl Biel & Region betreibt im Kanton Bern die sieben Kollektivunterkünfte Schlüssel Biel, Büren, Enggistein, Eschenhof Gampelen, Lyss-Kappelen, Reconvillier und Tramelan.
Mit Ausnahme der Kollektivunterkunft in Tramelan hat gestern überall ein Tag der offenen Tür stattgefunden.
In Tramelan sowie in der künftigen Kollektivunterkunft Bözingen findet der Tag der offenen Tür kommenden Freitag statt.

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