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Lyss

Wildtiere zwischen Licht und Dunkel

Das Leben wildlebender Tiere wird von natürlichen Rhythmen bestimmt. Dabei wirbelt der Mensch einiges durcheinander. An den zehnten Lysser Wildtiertagen klären Fachpersonen auf.

Für nachtziehende Vögel sind die Beleuchtungen von Städten (im Bild die Stadt Biel) ein Problem. Künstliches Licht kann ihren Orientierungssinn stören. Foto: Peter Samuel Jaggi

von Heidi Flückiger

Wildlebenden Tieren wie Rehen, Hasen, Vögeln und Schmetterlingen in freier Natur zu begegnen, ist faszinierend. Diese Tiere sind scheu und verletzlich. Sie reagieren empfindlich auf Eingriffe in ihre Lebensräume. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung, die Aufhebung von Feuchtgebieten, das Anpflanzen von Bäumen, Sträuchern und Blumen, die nicht heimisch und für viele Tiere als Nahrungsquellen nutzlos sind, erschweren ihnen das Überleben. Ein nicht zu unterschätzender Einfluss hat aber auch das künstliche Licht in Wohngebieten, worunter vor allem nachtziehende Vögel und Insekten zu leiden haben.

Wo die artgerechten Lebensräume dieser Tiere gestört oder gar zerstört werden, ziehen die meisten von ihnen weg oder sterben im schlimmsten Fall aus - wie das Rebhuhn im Seeland, das einst in grosser Zahl vorhanden war und heute in dieser Region so gut wie nicht mehr vorkommt.

 

Rhythmen des Lebens

Die Natur, das Leben auf der Erde überhaupt, wird von Rhythmen bestimmt, von Vorgängen, die sich in einem präzisen zeitlichen Raster periodisch wiederholen. Viele dieser Rhythmen sind verinnerlicht und laufen autonom ab. Sie werden von aussen gesteuert, geeicht und initiiert. Zu den stärksten äusseren Zeitgebern gehören die Sonne und der Mond, die mit dem Wechsel von Tag und Nacht, den Jahreszeiten, den Gezeiten und dem Mondphasenwechsel die Lebensvorgänge beeinflussen. In diese Systeme greift der Mensch unter anderem mit der Lichtverschmutzung drastisch ein.

Lichtverschmutzung und Biodiversität sind an den 10. Lysser Wildtiertagen prägende Themen. Dazu werden von Fachpersonen Hintergrundinformationen und neuere Forschungsergebnisse präsentiert sowie Lösungsmöglichkeiten zur Umweltentlastung aufgezeigt. Die Lysser Wildtiertage bieten Fachleuten eine Diskussionsplattform. Ziel der zweitägigen Veranstaltung ist es, das Wissen über alle möglichen Aspekte von Wildtieren und ihren Lebensräumen sowohl unter Fachleuten als auch in der breiteren Bevölkerung besser bekannt zu machen. Das Programm enthält keine Themen, die spezifisch aufs Seeland abgestimmt sind. «Aber wenn über den Biber, das Wildschwein oder Wasservogel-Schutzgebiete gesprochen wird, sind natürlich auch die Naturgebiete in dieser Region angesprochen», sagt Pierre Mollet, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie in Zürich.

Organisiert wird die Veranstaltung von der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW) und der Sektion Wildtiere und Waldbiodiversität des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Daran beteiligen sich in- und ausländische Fachpersonen, die in deutscher, französischer und englischer Sprache referieren. Durchgeführt wird die Fachtagung im Bildungszentrum Wald in Lyss.

Die Mitglieder der SGW befassen sich mit dem Schutz und der wissenschaftlichen Pflege wildlebender Säugetiere und Vögel. Sie setzten sich insbesondere für deren Erhalt, die Förderung und die Lebensräume, sowie für die Lehre und Forschung auf diesen Gebieten ein.

 

Gründung im Jahr 1980

Die SGW wurde 1980 gegründet und ist seit 1984 eine Fachgesellschaft innerhalb der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (Scnat). Sie arbeitet in erster Linie mit naturhistorischen Museen zusammen. Andere regelmässige Partner sind auch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil, die Haute Ecole du Paysage, d`Ingénierie et d`Architecture (Hepia) in Genf, die Kantonale Jagdverwaltung, das Bafu und die Schweizerische Vogelwarte Sempach. Nebst den Wildtiertagen in Lyss führt die SGW auch regelmässig Weiterbildungskurse in Säugetierbiologie durch.

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