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Lyss

«Wir hätten gern zwei Zimmer mehr gebaut»

Heute fällt der Startschuss für den Neubau der Heilpädagogischen Schule. Schulleiter Christian Hertig freut sich, dass bald alles unter einem Dach ist. Er hätte aber gern mehr Platz gehabt.

Neubau im Minergie-Standard: Was den Platzbedarf betrifft, sind sich Schulleitung und Kanton aber nicht ganz einig. zvg/Met Architektur

Andrea Butorin

Die erste Schulwoche beginnt dieses Jahr spannend: Heute dürfen die 83 Schülerinnen und Schüler der Heilpädagogischen Schule Lyss (HPS) zum Spaten greifen und damit den Beginn der Arbeiten an ihrem neuen Schulgebäude einläuten.
Neben dem Grentschel-Schulhaus erhält die HPS ihren langersehnten Neubau. Denn diese Institution platzt seit Längerem aus allen Nähten – sie besitzt heute fünf Liegenschaften an zwei Standorten.
Das neue Schulhaus hat eine achtjährige Vorgeschichte. Anfänglich sollte die bestehende Schule saniert und erweitert werden, dann sprach sich der Kanton für einen Neubau aus – der dieses Jahr hätte stehen sollen (das BT berichtete). Probleme mit der Finanzierung verzögerten das Projekt. Nun rechnen die Planer mit einer Fertigstellung im Jahr 2016.

Freude über Nähe zu Grentschel

Die Heilpädagogische Schule unterscheidet sich in einigen Punkten von einer Regelschule. Schulleiter Christian Hertig erklärt: In jeder Klasse sind maximal acht Schüler, sie werden von einer Heilpädagogin und einer Assistenzperson betreut. Die Klassenzimmer sind somit kleiner als in einem «normalen» Schulhaus, dafür werden mehr Räume für spezielle Betreuungs- und Pflegearbeiten gebaut. Den teilweise mehrfach oder schwer behinderten Kinder stehen etwa logopädische, psychomotorische, physio- oder ergotherapeutische Dienstleistungen zur Verfügung.
Da es sich um eine Tagesschule handelt, bei der die Kinder, die zwischen fünf und 18 Jahre alt sind, durchwegs betreut werden, ist auch eine eigene Küche wichtig. «Und ganz besonders freue ich mich auf unsere eigene, wenn auch kleine Turnhalle», sagt Hertig. Denn aktuell muss die Schule für den Sportunterricht gar bis nach Suberg ausweichen.
Worauf sich der Schulleiter auch freut, ist die Nähe zum bestehenden Grentschel-Schulhaus. Die Schüler sollen sich nicht nur auf dem Pausenhof näher kommen, sondern auch in gemeinsamen Projekten wie Theater oder Konzerte.
 

Ein Neubau ohne Platzreserve

Trotz aller Freude über das «nigelnagelneue Schulhaus» sagt Hertig: «Wir hätten gern zwei Schulzimmer mehr gehabt.» Denn der Kanton Bern, der das Projekt grösstenteils finanziert, lässt ein Schulhaus für die heutige Anzahl Schüler bauen – also für deren 83. Der Kanton gehe von generell sinkenden Schülerzahlen aus, sagt Hertig. «Doch in der Region Biel/Seeland sind die Zahlen stagnierend oder gar steigend.»
Ein weiteres Argument des Kantons sei, dass behinderte Kinder heute vermehrt integrativ geschult werden, also eine Regelschule besuchen. Hertig rechnet jedoch trotzdem damit, dass in Zukunft eher mehr Schüler bei ihm eingeschult werden. «Diese Problematik und die kantonalen Sparmassnahmen werden uns in nächster Zeit sicher noch beschäftigen», sagt Hertig. Auch Martin Bürgi, Präsident der Baukommission, sagt: «Wir hätten gern grösser gebaut.» Allerdings entstehe nun immerhin ein Schulzimmer mehr als in der Startphase geplant war – denn damals besuchten rund zehn Kinder weniger die HPS.
Nach dem Spatenstich heute geht es nun an die Aushubarbeiten, die bis Ende dieses Jahres abgeschlossen werden sollen. Nächsten Frühling soll auch das Fundament stehen, danach ist der Holzbau an der Reihe. Der Innenausbau wird rund ein Jahr in Anspruch nehmen. Gemäss kantonalen Vorgaben wird die neue Schule nach dem «Minergie-P-Eco»-Standard gebaut.
Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Schule mitgestalten helfen. Gemäss dem Kulturförderungsgesetz ist der Kanton Bern verpflichtet, bei Neu- und Umbauten von kantonalen Gebäuden «Mittel für die künstlerische Ausschmückung bereitzustellen». «Hier ist geplant, dass unsere Schüler Ideen einbringen können», sagt Schulleiter Hertig.    

Was mit den alten Schulhäusern geschieht

• Noch ist nicht klar, was mit den bisherigen Schulhäusern der Heilpädagogischen Schule am Chaumont- und am Oberen Aareweg passiert.
• Die Schule hat aber gemäss Martin Bürgi, Präsident der Baukommission, vom Kanton die Auflage, diese Häuser zwecks Finanzierungsbeitrag am Neubau zu verkaufen.
• Die Gebäude befinden sich in der Zone für öffentliche Nutzung.
• Bürgi kann sich vorstellen, eine neue Stiftung zu gründen und eine Anschlusslösung für die Schulabgänger zu lancieren. «Denn hierfür gibt es einen Mangel an Plätzen.»    

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