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Sommerserie

Wo das Gold verborgen liegt

Die Erde bringt viele Rohstoffe hervor. Zum Beispiel Gold. Das wertvolle Edelmetall soll auch in den Seeländer Bächen zu finden sein. BT-Reporterin Jana Tálos hat sich mit einem renommierten Goldwäscher aus Schwanden auf die Suche gemacht.

  • 1/8 Peter Pfander bei der Goldsuche im «Chüelibach». Jana Tálos
  • 2/8 Peter Pfander bei der Goldsuche im «Chüelibach». Jana Tálos
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Interview - Goldwäscher Peter Pfander

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Jana Tálos

Peter Pfander steht schon auf der Strasse, als ich – mit gut zehn Minuten Verspätung – um die Kurve haste, vollbepackt mit Rucksack, Gummistiefeln, Regenschutz und Kamera. «Sind Sie etwa zu Fuss gekommen?», fragt er erstaunt, «ich dachte, Sie wären mit Auto und Navigationsgerät unterwegs.»

Ganz einfach zu finden war es wirklich nicht, das Haus des 79-Jährigen in Schwanden, einem kleinen Dorf gut 20 Fussminuten von Schüpfen entfernt. Doch der Weg war es mir alle Mal wert. Schliesslich würde ich gleich mit einem der renommiertesten Goldwäscher der Schweiz in den nahegelegenen Chüelibach steigen und im Schlamm nach kleinen Goldplättchen wühlen. «Machen Sie sich aber keine allzu grossen Hoffnungen», warnt mich Pfander sogleich, «grosse Funde sind hier im Seeland nicht zu erwarten.»

Der erste Fund

Pfanders Warnungen vermögen meinen Ehrgeiz um keinen Zentimeter zu mindern. Genauso wenig wie meine Neugier, als er mich in sein Arbeitszimmer führt, um mir seine «Sammlung» zu zeigen. In dem kleinen, mit dunklem Holz getäferten Zimmer stehen eine Menge Bücher herum. «Ich führe hier wahrscheinlich die grösste Bibliothek über die Goldwäscherei in der Schweiz», sagt Pfander und lacht, «eines der Bücher habe ich sogar selbst herausgegeben.»

Der gelernte Restaurator, der seinen Lebensunterhalt noch immer mit Bauernmalerei verdient, hat schon viele Flüsse auf der Welt nach Gold durchwühlt. Für die Schweiz hat der Mitbegründer und Ehrenmitglied der Schweizerischen Goldwäschervereinigung sich ein besonderes Ziel gesetzt. «Ich möchte  aus jedem Kanton ein bisschen Gold haben», sagt er. Auch wenn er schon seit 30 Jahren nach Gold schürfe, sei er von diesem Ziel noch weit entfernt. «In manchen Gebieten ist kaum etwas zu holen.»

Pfander winkt mich zu einer kleinen Kommode neben dem Fenster. Vorsichtig zieht er die oberste Schublade heraus und hält ihren Inhalt gegen das Licht. Winzige Goldplättchen funkeln dort in den zig kleinen Glasröhrchen, die Pfander fein säuberlich beschriftet hat. «Das hier war mein erster Goldfund», sagt er und zeigt auf ein Röhrchen mit der Aufschrift «Bakersville» (Kanada). An diesem Ort habe er 1979 von einem Mann «mit breitem Hut» das Goldwaschen vorgezeigt bekommen. «Dort hat es mich so richtig gepackt», sagt Pfander. Seine Augen funkeln.

«Chrampfen» ist angesagt

Pfander schiebt die Schubladen wieder zurück in die Kommode. «Dann wollen wir jetzt mal ein wenig «chrampfen»», sagt er und macht sich auf den Weg zur Haustüre. Voller Vorfreude gehe ich hinterher. Was wir heute wohl alles finden werden?
Die Fahrt zum «Chüelibach» dauert knapp fünf Minuten. Pfander stellt seinen Wagen direkt neben der alten «Chüeli» ab, einem Keller im Berg, wo früher Bier aus einer Brauerei kaltgestellt wurde. Aus seinem Kofferraum holt er zwei Schaufeln, zwei Plastikpfannen und eine sogenannte «Schleuse» hervor, in der sich die schweren Sedimente aus dem Bach festsetzen sollen. «Das ist alles, was wir brauchen», sagt er und stapft in seinen kniehohen Gummistiefeln zum Bach hinab.

Unten angekommen zeigt Pfander auf eine tiefe Stelle im Wasser. «Hier habe ich heute Morgen bereits ein Loch gegraben», sagt er. Da Gold schwerer sei als die Kieselsteine, setze es sich ganz tief unten im Gewässer fest. «Die besten Funde befinden sich auf dem sogenannten Bedrock, dem Felsen, der unter den Sedimenten liegt.»

Nachdem er die Schleuse im Bach installiert hat, beginnt Pfander mit der Schaufel Sand und Geröll aus dem Loch zu holen und fordert mich dazu auf, es ihm gleich zu tun. Während ich schon nach wenigen Minuten ins Schwitzen komme, holt der alte Mann neben mir mit Leichtigkeit Schaufel um Schaufel aus dem Loch. «Ich sagte ja, dass es anstrengend wird», sagt er und lacht, «das Goldwaschen ist das, was mich über all die Jahre fit gehalten hat.»

Ein paar Flitter Gold

Nach rund 20 Minuten Schaufeln nimmt Peter Pfander den mit Sand und Steinen übersäten Teppich aus der Schleuse und giesst den Inhalt in eine der beiden Plastikpfannen. «Nun wird Gold gewaschen», sagt er und geht an eine etwas ebenere Stelle im Bach.

Mit kreisenden Bewegungen schleudert er die Sedimente hin und her. Dann wippt er sie einige Male auf und ab, so dass die grossen Steine vom Bach mitgerissen werden. «Wenn die schwarzen Steinchen zur Mitte zu sehen sind, dann ist es soweit», sagt er und richtet sich auf. Langsam lässt er den Sand vom Rand in die Mitte der Pfanne laufen. «Das Gold setzt sich oben fest.» Und tatsächlich. Ein winziges Plättchen blitzt auf, so klein, dass man es von blossem Auge kaum erkennen kann. «Da liegt noch mehr drin», sagt Pfander und lässt das Plättchen in einem mit Wasser gefüllten Glasröhrchen verschwinden.

Nach weiteren zehn Minuten Schaufeln darf ich es versuchen. «Die Pfanne muss immer im Wasser bleiben», ermahnt mich Pfander. Einfacher gesagt, als getan. «Das ist Übungssache. Nach einer Weile weiss man genau, wie man die gröberen Gesteine schnell aus der Pfanne rausbekommt.» Als die schwarzen Steine hervorkommen reiche ich ihm die Pfanne. Doch dieses Mal haben wir kein Glück.

Der nächste Waschgang – dieses Mal wieder vom Meister ausgeführt – scheint mehr bereitzuhalten. «Ich sehe eins, zwei, drei – vier Flitter», zählt Pfander.  Während ich völlig aus dem Häuschen bin, nimmt er es gelassen. «Wie Sie sehen, wird man mit dem Goldwaschen in der Schweiz nicht reich», sagt er und überreicht mir das Röhrchen mit dem Gold. Mit grossen Augen nehme ich das Geschenk entgegen. «Das macht nichts», sage ich zu ihm. Die Freude am Fund ist den Aufwand alle Mal wert.

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Sommerserie Element Erde, Tag 2

  • Zum Vorhaben: Zusammen mit dem renommierten Goldwäscher Peter Pfander steige ich in den «Chüelibach» bei Schüpfen und versuche dort, Gold herauszuwaschen.
  • Zu den Goldvorkommen im Seeland: Laut Pfander gibt eigentlich nur in den Bächen rund um den Frienisberg Goldvorkommen. Es wurde vor mehreren Tausend Jahren mit dem Rhone-Gletscher hierher gebracht.
  • Zu Peter Pfander: Der 79-jährige ist Hobby-Goldwäscher und von Beruf Restaurator. Trotz seines hohen Alters arbeitetet er immer noch und ist fit wie ein Turnschuh. Er hat zusammen mit anderen Begeisterten 1989 die Schweizerische Goldwäschereivereinigung gegründet und war von 1989 bis 1999 deren Präsident. Heute ist er Ehrenmitglied und Ehrenpräsident der Vereinigung. Und er geht noch immer mindestens einmal pro Woche Gold waschen. jat

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Infos zur Sommerserie

  • Während vier Wochen sind Redaktoren des «Bieler Tagblatts» und von «Canal 3» unterwegs im Seeland.
  • Dabei sind sie den vier Elementen auf der Spur.
  • Diese Woche widmet sich Redaktorin Jana Tálos dem Element Erdecst

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