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Romont

Wo die wilden Birnen wachsen

Der vermutlich grösste Wildbirnenbaum der Schweiz steht in Romont. Der Verein Vogel- und Naturschutz Grenchen hat ihn besucht.

Symbolbild: pixabay.com

Dreieinhalb Meter Umfang hat der vermutlich grösste Wildbirnenbaum in der Schweiz. Er ist etwa 100 Jahre alt und ist der Lieblingsbaum von Forstingenieur Raphael Häner. Der Baum steht auf den Juraweiden von Romont, wo sich die schweizweit grösste Wildbirnenpopulation mit 86 Exemplaren dieser Spezies befindet.

22 Mitglieder des Vereins Vogel- und Naturschutz Grenchen machten sich unter kundiger Führung des Wildbirnenspezialisten Häner auf die Erkundigung dieses Gebiets. Merkmale, die die Birnbäume von anderen Bäumen unterscheiden, sind ihr schlanker Wuchs und die leicht glänzenden Blätter. Das eindeutigste Kennzeichen aber, die Früchte, fehlten. «Der Spätfrost hat den Bäumen zugesetzt», sagte Häner. Mehr als eine Handvoll Birnen war nicht zu entdecken.

 

«Sie haben etwas Wertvolles»

Im Rahmen einer Studie des Bundesamts für Landwirtschaft hat der Verein Wildbiss unter der Leitung von Raphael Häner zehn Wildbirnenpopulationen in der Schweiz untersucht. Das Projekt hat den Zweck, die Populationen zu beobachten, zu beschreiben und deren Genpool zu erhalten. «Obwohl es in der Schweiz nur noch etwa 4200 Bäume gibt, ist diese Art als nicht besonders schützenswert eingestuft», sagte Häner.

Von jeder Population wurde ein sogenannter Habitatbaum ausgewählt und eingehend beschrieben: Form und Geschmack der Früchte, Wuchsform und Standort des Baumes, sowie die Form der Blätter, gehören in das Porträt. «Wir wollen den Landbesitzern zeigen, dass sie etwas Wertvolles haben», sagte Häner. Gespräche mit der Bourgeoisie de Romont, der Landbesitzerin, hätten ein positives Echo ausgelöst, sagte er. Sieben der zehn untersuchten Populationen stehen in Naturschutzgebieten. Romont gehört nicht dazu. Es sei den Pächtern überlassen, ob sie die Bäume pflegen und erhalten wollen oder nicht, sagte Häner.

 

Probieren hilft eher als lesen

In der Bergerie de Vauffelin stärkten sich die Naturfreunde nach der Exkursion mit Ziegenkäse, Zopf und Wurst aus der Eigenproduktion von Jean-Pierre Rochat, dem Bergbauern und Schriftsteller. Als Dessert gab es Wildbirnenschnaps und -pralinés zur Degustation.

Der Verein Wildbiss hat sich unter anderem auf das Brennen von Wildbirnenschnaps spezialisiert. Der Erlös aus dem Verkauf wird zur Erhaltung und Förderung seltener Wildpflanzen, zum Beispiel Wildbirne oder Mispel, eingesetzt. Häner ist überzeugt, dass man die Bevölkerung besser für schützenswerte Pflanzen sensibilisieren kann, wenn sie deren Produkte probieren, als wenn sie nur Beschreibungen lesen. mt

Stichwörter: Birne, Seeland, Früchte, Baum, Natur, Essen

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