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Blutspendedienst

Zentrum soll wachsen

Das Seeland hat in Biel ein eigenes Blutspendezentrum. Es ist das kleinste im Kanton Bern. Das könnte sich mit einem Standortwechsel ändern.

Blutspendezentrum Biel. Bild: Raphael Moser

LINO SCHAEREN

Daniel Albrecht lädt immer wieder Schulklassen ein, den Blutspendedienst SRK Bern zu besichtigen. Eine 7. Klasse oder eine 8. Er führt die Schüler durch jene Räume, in denen das im Kanton Bern gespendete Blut verarbeitet wird. Durch das Labor, wo jede Spende mit neuster Technologie auf Krankheitserreger getestet wird. Durch die Arbeitsräume des 24-Stunden-Dienstes, der Bestellungen der Spitäler entgegennimmt und umgehend ausführt, 365 Tage im Jahr. Durch die Kühlräume, wo das schockgefrorene Blutplasma lagert und wo bei minus 31 Grad der Atem wegbleibt. Albrecht ist Geschäftsführer des Blutspendediensts Bern. Er hat seine Führungen für die Jugendlichen angepasst, ist locker, macht Vampir-Witze. «Die Schüler stehen auf Twilight – und das passt doch ganz gut hierhin.»

Bei all dem Spass weiss Albrecht aber, wie wichtig diese Präsentationen sind. Die Schüler, denen er die Vorgänge erklärt, seien oft interessiert, sie dürfen es sich aber nicht auf einer Blutspendeliege bequem machen. Noch nicht. Sie sind zu jung, erst, wer 18 Jahre alt ist, darf den Spendedienst aufsuchen und alle drei Monate 460 Milliliter seines Bluts abgeben. Er investiere mit diesen Führungen für Schüler aber in die Zukunft, sagt Albrecht, denn zu wenig junge Menschen würden heute Blut spenden. «Die Menschen sensibilisieren, das ist unsere Aufgabe, das ist unsere Herausforderung.»

Blut spenden vor der Party

Personen zwischen 35 und 55 Jahren bilden den grossen Spenderstamm. Das ist auch in Biel nicht anders. Zentrumsleiterin Brigitte Weber betont allerdings, dass sie immer wieder positive Erfahrungen mit Jugendlichen mache – auch wenn diese seltener erscheinen. «Gerade neulich ist eine ganze Gruppe vor dem Ausgang gekommen, um Blut zu spenden», sagt Weber. «Einer hatte seinen Kollegen gesagt: ‹Kommt, vor der Party gehen wir noch ins Blutspendezentrum, dann haben wir etwas Sinnvolles gemacht.› Das begrüsse ich sehr.»

Biel ist einer von fünf Zentrumsstandorten im Kanton Bern und die Blutspendezentrale für das Seeland. Burgdorf, Langenthal, Thun und Bern sind die anderen Standorte. Biel generiert im Schnitt nur 5500 der 100 000 Blutbeutel, die im Kanton pro Jahr gespendet werden. Dennoch soll das Zentrum der Stadt erhalten bleiben. «Biel hat viel Potenzial», sagt Albrecht. Allerdings nicht da, wo der Blutspendedienst derzeit einquartiert ist. An der Schützengasse 19a ist er richtiggehend versteckt worden, in einem Hinterhof, fernab des pulsierenden Stadtlebens. Spontanbesuche gibt es da nicht. «Ja, das ist nicht optimal», sagt Albrecht. Man müsse diesbezüglich über die Bücher. «Wir evaluieren derzeit mögliche neue Standorte.» Das Zentrum soll näher zu den Menschen, es soll gut sichtbar sein für alle, am besten in der Innenstadt. Wann ein Entscheid fallen wird, sei allerdings noch nicht klar.

Zwischen 2005 und 2008 hat es in Biel kein Blutspendezentrum gegeben, weil der alte Standort an der Freienstrasse wegen der schlechten Infrastruktur geschlossen worden ist. Auch, weil die Stammkundschaft sich über die Schliessung erbost zeigte, ist das Zentrum an der Schützengasse wiedereröffnet worden.

Obwohl das Seeland also in Biel ein eigenes Blutspendezentrum hat, sind in der Region die mobilen Equipen besonders viel unterwegs. Drei solche Teams – quasi kleine Blutspendezentren auf Rädern – sind täglich unterwegs. Durch das Seeland rollen sie besonders oft, da es sich um eine ländliche Region handelt und der Weg nach Biel vielen die Motivation raubt, Blut zu spenden. 40 000 der 100 000 Blutbeutel werden nicht in einem der fünf Zentren, sondern in temporär genutzten Turnhallen oder im Gemeindesaal gefüllt.

Neuspender rekrutieren

Zwischen 40 000 und 45 000 Personen lassen sich im Kanton Bern jedes Jahr unentgeltlich Blut abnehmen. Die 100 000 Blutbeutel werden dann von Blut-Kurieren zum Blutspendedienst Bern gebracht. Die Kriterien, wer spenden darf und wer nicht, sind streng, der Gesundheitsfragebogen ist umfangreich und muss vor jeder Spende ausgefüllt werden – auch von langjährigen Stammkunden.

Durch den «Test» gerasselt wäre bis vor knapp zwei Jahren auch Geschäftsführer Albrecht. Er war wegen häufigen Geschäftsreisen nach Asien während 20 Jahren gesperrt, durfte kein Blut spenden. Die Gefahr, dass er eine Tropenkrankheit wie Malaria von den Reisen mitbringen könnte, war zu gross. Seit er im Herbst 2011 die Position des Geschäftsführers beim Blutspendedienst Bern übernommen hat, darf Albrecht nun aber wieder die Armbeuge für die Entnahme hinhalten.

Jedes Jahr müsse er mit seinem Team 6000 bis 8000 Neuspender rekrutieren, um die Abgänge zu kompensieren, sagt Albrecht. Nur dann bleibt der Spenderstand konstant. In den letzten Jahren sei das gelungen. Derzeit gebe es genug Blut. Ziel ist dennoch, den Spenderstand auszubauen. Denn auch wenn zu viel Blut gespendet werden sollte: Es gibt immer einen dankbaren Abnehmer.

Neuspender zu rekrutieren, das ist gar nicht so einfach. Der Blutspendedienst kann potenziellen Spendern vor allem eines bieten: die Gewissheit, etwas Gutes zu tun. Anderen Menschen zu helfen. Da das Blut auf HIV und Hepatitis getestet wird, sei dieser kostenlose Gesundheitscheck aber nicht selten auch ein gutes Argument für Neuspender, ein Blutspendezentrum aufzusuchen, heisst es in Bern. «Sollte mit dem Blut etwas nicht stimmen, informieren wir die Spender umgehend.» Es kommt immer wieder vor, dass Krankheiten entdeckt werden, die ohne die Blutspende erst viel später bemerkt worden wären.

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